Bad Segeberg. Warum Ende des 16. Jahrhunderts der Amtmann und Unternehmer Heinrich Rantzau in Segeberg einen Steinpfeiler errichten ließ.

Auf dem Weg an die Ostsee oder zu einem der bekanntesten Möbelhäuser Norddeutschlands passieren täglich unzählige Autos den stattlichen Obelisken, der etwas abseits der Hamburger Straße steht und weitgehend unbeachtet bleibt. „Wahrscheinlich machen sich nur wenige Gedanken über diesen Obelisken, der ja immerhin gar nicht so klein ist“, sagt Detlef Dreessen, der sich als Journalist und Kulturschaffender aktiv darum bemüht, die Heimatgeschichte bekannt zu machen. Die Geschichte des Obelisken gehört zu seinen Lieblingsthemen, denn dahinter steckt immerhin der einflussreichste Mann in der Segeberger Stadtgeschichte: Heinrich Rantzau (1526-1598) war Amtmann, Statthalter und Berater dreier Könige und Führer des Adels in Schleswig und Holstein.

„Er bestimmte von Segeberg aus Politik und Militärwesen, erhob Zoll und Steuern und sprach außerdem Recht“, sagt Detlef Dreessen, der die „Arbeitsstelle 500 Jahre Heinrich Rantzau“ initiiert hat und einen Rantzau-Stadtplan herausbrachte. Der Obelisk ist einem mächtigen Freund Rantzaus gewidmet.

Heinrich Rantzau prägte Segeberg wie kein anderer

Ohne Heinrich Rantzau wäre Bad Segeberg vielleicht in kleines Bauerndorf geblieben, er prägte die Stadt wie kein anderer. Nachdem sein Vater Johann Rantzau die Stadt nach der Grafenfehde von 1534 – damals zerstörten die Lübecker Segeberg bis auf drei Häuser – wieder besiedelt hatte, machte Heinrich Rantzau den Ort, der zu Beginn seiner Amtszeit aus nur 50 Häusern um die Siegesburg bestand, zu einem Zentrum von Macht, Bildung und Kultur und zu einer weithin bekannten Stadt. Könige und Fürsten suchten Rantzau in Segeberg auf. Er kommunizierte von hier aus mit Herrschern und Gelehrten in ganz Europa. Detlef Dreessen: „Auch die Verbreitung des Humanismus im Norden ging von hier aus.“ Rantzau unterhielt einen für seine Zeit fortschrittlichen Nachrichtendienst und ließ sich durch diesen mit Informationen aus ganz Europa versorgen.

Als Politiker und Diplomat hatte er großen Einfluss. Sein Wahlspruch: „Ein mühsamer Frieden ist besser als ein gerechter Krieg.“ In eine Schlacht zog er lediglich einmal bei der Unterwerfung Dithmarschens im Jahre 1559. Den Ort wirklicher Bewährung sah Heinrich Rantzau nicht auf dem Schlachtfeld.

Der reichste Mann im Norden betrieb zahlreiche wirtschaftliche Unternehmungen. So baute er am Kalkberg Gips ab, den er als Rohstoff nach Hamburg und Lübeck verkaufte. Für Politik und Geschäfte brauchte er Juristen, Handwerker, Schreiber und andere Bedienstete, die in Segeberg Arbeit und Heimat fanden. Handwerker sanierten die Burg, Bauern arbeiteten auf seinen Besitzungen.

Der Obelisk war ursprünglich 15 Meter hoch

Eine Reihe von Relikten erinnert an diese bedeutende Epoche Segebergs, das damals natürlich noch nicht den Zusatz „Bad“ trug. Für Heinrich Rantzau war es offenbar ein Bedürfnis, sich selbst und den Personen, die ihm nahestanden, Denkmale zu setzen. Besonders gilt das für den dänischen König Friedrich II. (1534-1588). Die Kredite, die ihm Rantzau im Laufe der Jahre gewährt hatte, waren eine solide Grundlage für eine vertrauensvolle Zusammenarbeit.

„Der König war ein enger Freund, ein Kumpel“, sagt Detlef Dreessen. Ihm zu Ehren ließ Rantzau an der Hamburger Straße eine Pyramide und einen Obelisken errichten. Die inzwischen zerstörte Pyramide, an deren Stelle eine neue Kapelle gesetzt wurde, verband Rantzau mit der Verpflichtung einer jährlichen Armenspeisung. Sie wurde zeitweise als Weltwunder angesehen.

Der Obelisk entstand 1590 etwa 100 Meter westlich der Pyramide. Er war ursprünglich 15 Meter hoch und im oberen Teil mit einer Krone und kleinen Glocken aus vergoldetem Erz versehen, deren Klang den Ruhm des verstorbenen Königs verbreiten sollte. Detlef Dreessen vermutet, das gespannte Verhältnis Holsteins zu Dänemark habe dazu geführt, dass sich in der Folgezeit niemand mehr recht um das Bauwerk kümmerte. Dass ein Storchenpaar darauf sein Nest baute, blieb einziger Nutzen. Die Inschriften sind größtenteils verwittert. Erhalten blieben auf dem Granitsockel nur DEO ET FRIDERICO II / REGI DANIAE (Gott und Friedrich II., König von Dänemark) und der Hinweis, dass Heinrich Rantzau das Ganze im Jahr 1590 errichten ließ. Detlef Dreessen: „Was sonst noch auf dem Obelisken stand, bleibt leider ein Rätsel.“

Intakt ist das untere Stück des Sandsteinobelisken; eine Mauer stützt das Fundament ab. Vorbild war der Obelisk am Mausoleum von Kaiser Augustus (63 v.-14 n. Chr.) in Rom. Der Obelisk ist Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt, doch seine Bedeutung und Geschichte kennen die wenigsten.

So geht es zum Obelisken: Er steht etwas zurückversetzt an der Hamburger Straße 58 in Bad Segeberg.