Henstedt-Ulzburg/Kisdorf. Die langjährige Krankenhausseelsorgerin der Paracelsusklinik wird am Sonntag in einem festlichen Gottesdienst in Kisdorf verabschiedet

Mit Kaffee und Stollen zum Kreißsaal: Pastorin Christine Tegtmeyer ist von Station zu Station unterwegs in der Paracelsus-Klinik in Henstedt-Ulzburg. Die Krankenhausseelsorgerin verabschiedet sich mit einem Dankeschön vom Pflegepersonal und von den Patienten. Denn zum 31. Dezember geht sie in den Ruhestand.

„Zum ersten Mal seit 43 Jahren habe ich Weihnachten frei“, sagt Christine Tegtmeyer. Sie wird weder mit der Familie von Patienten am Krankenbett einen kleinen Gottesdienst feiern noch in Kaltenkirchen oder Kisdorf auf der Kanzel stehen. Dort kennt man die Pastorin seit vielen Jahren, regelmäßig ist sie als Vertretung in den beiden evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden eingesprungen.

„Mir fällt es schwer, Abschied zu nehmen, weil ich eine erfüllende Aufgabe hatte“, sagt Tegtmeyer mit einer Spur Wehmut in der Stimme. Die Seelsorgerin scheidet krankheitsbedingt eher aus ihrem Dienst aus. „Lerne es, sich um Dich zu kümmern. Das habe ich manchmal den Patienten gesagt. Nun gilt das auch für mich.“ Gleich darauf schaltet sie um. Spricht mit Freude von einer Chance, die der Ruhestand bringe, von etwas Neuem, das jetzt auf sie zukommen werde.

Im Krankenhaus auf dem Rhen hat sie 2008 als Seelsorgerin angefangen, bis zu deren Schließung versorgte sie ebenso die Klinik in Kaltenkirchen. Doch genau genommen hat Tegtmeyer ihr halbes Berufsleben auf den Stationen verbracht. Mehr als zehn Jahre begleitete sie Jungen und Mädchen in der Kinderklinik des Universitätsklinikums Eppendorf. „Ich mag Menschen, und mein Auftrag lautet: Geh hin!“, sagt sie lapidar und meint es wörtlich. Denn nie hat sie darauf gewartet, gerufen zu werden, sondern ist von Krankenzimmer zu Krankenzimmer gegangen. „Zuerst frage ich immer, ob ich reinkommen darf“, berichtet Tegtmeyer. Falls nicht, dann sei das auch in Ordnung. Doch oft entwickeln sich aus diesem Satz lange Gespräche. Bis zu vier Stunden habe sie schon am Bett von Patienten zugebracht.

„Ich höre zu und schenke Zeit“, bringt Tegtmeyer es auf den Punkt. Ob jemand Mitglied der Kirche sei oder nicht, ob er Grimms Märchen oder einen Psalm vorgelesen haben mag, spiele keine Rolle. „Gott ist ein Gott des Heils und des Segens. Er ist immer da, und das ist es, was mich trägt“, findet Tegtmeyer und fasst es lachend zusammen: „Ein Segen geht immer, nichts anderes ist Seelsorge.“

Christine Tegtmeyer hat in der Klinik viele Ideen umgesetzt

Darüber hinaus hat die Pastorin vieles mitgestaltet, angefangen beim Raum der Stille in der Paracelsus-Klinik auf dem Rehn. Auch der Abschiedsraum im Keller trägt Tegtmeyers Handschrift. Auf sie geht die „weiße Kiste“ auf jeder Station zurück. Darin befinden sich unter anderem eine LED-Kerze, ein Engel und Steine, gedacht, um eine andere Atmosphäre im Krankenzimmer zu schaffen, wenn es mit einem Menschen zu Ende geht oder er bereits verstorben ist. Sehr am Herzen liegt der Klinikseelsorgerin die Begleitung von Eltern, deren Kind tot zu Welt gekommen ist.

Christine Tegtmeyer selbst ist zweifache Großmutter. Im Ruhestand freut sie sich schon auf Zeit mit ihren Enkeln. Sie möchte malen, fotografieren, im Garten arbeiten, im Chor singen: „Und ich will ein Kochbuch schreiben, mit alten Familienrezepten und Gerichten, die ich über die Jahre gesammelt habe.“