Norderstedt. Bürger können mitreden. Sportanlage für die Schule geplant, zurzeit ist Leichtathletik kaum möglich.

Eicheln auf der Sprintbahn, Disteln, die aus den Holzhäckseln auf der Rundbahn für die längeren Läufe sprießen, dazu Scherben und Hundekot – keine guten Bedingungen für Schulsport. Und doch müssen Lehrer und Schüler der Willy-Brandt-Schule seit Jahrzehnten damit leben. Als einzige weiterführende Schule in Norderstedt hat die Gemeinschaftsschule keine eigene Sportanlage.

Steht Leichtathletik auf dem Stundenplan, müssen die Schüler in den Willy-Brandt-Park und sich die Rasenfläche und Laufbahn mit anderen teilen, denn: Der Park am Herold-Center ist öffentliches Gelände, für jedermann jederzeit zugänglich. „Das führt zu absurden Szenen, wenn die Schüler Weitwurf üben, Hunde die Bälle klauen oder zerbeißen und Herrchen und Frauchen das auch noch lustig finden“, sagt Schulleiter Thomas Kuhn. Pubertierende Schülerinnen fänden es nicht besonders angenehm, wenn ihnen fremde Menschen zusehen.

Doch nun könnte sich die Situation verbessern. Die Stadt will den in die Jahre gekommenen Willy-Brandt-Park sanieren und plant dabei auch eine neue Schulsportanlage. Und dabei können die Bürger mitreden: Am Sonnabend, 21. September, sammeln die Planer aus dem Rathaus von 13 Uhr an in der Aula der Willy-Brandt-Schule bei Kaffee und Kuchen und in lockerer Atmosphäre Vorschläge für das künftige Gesicht des Parks ein. Wer nicht dabei sein kann, hat vom 22. September bis 5. Oktober die Möglichkeit, seine Vorstellungen online zu präsentieren.

Zum Handeln ist die Stadt auch durch den Neubau des Bildungshauses und der mitgeplanten Wohnungen auf dem Gelände der Bücherei Garstedt gezwungen. Das 20 Millionen Euro teure Vorzeigeprojekt kann nur realisiert werden, wenn der Spiel- und Bolzplatz weichen. Die sollen nun an anderen Standorten im Willy-Brandt-Park wieder hergestellt werden.

„Wir wollen den Park nicht grundsätzlich verändern, aber beleben“, sagt der zuständige Planer Andreas Bothe. Die neuen Spiel- und Sportgeräte sollen nicht nur Kinder, sondern auch Jugendliche und Erwachsene ansprechen. Rund 5,5 Millionen Euro sind vorgesehen, damit der mehr als 30 Jahre alte und 6,6 Hektar große Park neu gestaltet wird. Bothe geht davon aus, dass die Arbeiten im Jahr 2023 beendet sein werden.

Schulleiter Kuhn wollte mit dem Schulsport aus dem Parkzentrum raus und hatte ein Areal im Auge, das weiter zur Ochsenzoller Straße hin liegt und jetzt als Hundeauslauf genutzt wird. Die Verwaltung hat geprüft, ob Schulsport dort möglich ist und diese Nutzung abgelehnt. Das Planungsrecht sehe dort keine schulische Fläche vor, der Baumbestand sei wertvoll. Im dicht besiedelten Umfeld gebe es keine geeignete Ausweichfläche für Hunde. Nach Aussage eines Gutachters liege die Fläche so dicht an den angrenzenden Häusern und Wohnungen, dass der Lärm durch den Sportbetrieb die zulässigen Werte überschreiten würde, zumal die Anlagen auch nach Schulschluss genutzt werden sollen. Schließlich sei die Fläche zu klein, um Laufbahn, Weitsprung- und Wurfanlage aufnehmen zu können.

Sportanlagen sollen auch öffentlich genutzt werden

Der Schulleiter hat seine Anforderungen nach den Vorgaben des schleswig-holsteinischen Schulgesetzes gemeinsam mit den Sportlehrern formuliert und an die Stadtverwaltung weitergegeben. Nötig sind demnach eine 400-Meter-Bahn mit mindestens vier Tartan-Laufbahnen, besser noch sechs, eine 100-Meter-Sprintbahn, zwei Weitsprunganlagen, zwei Hochsprunganlagen, zwei Kugelstoßanlagen, ein Rasenspielfeld für „Große Spiele“ wie Fußball. Dieser Platz sollte mindestens so groß und so gut gesichert sein, beispielsweise durch einen Zaun oder eine Hecke, dass hier auch Speer- und Diskuswurf sicher trainiert werden kann; ein Kleinfeld für Handball und Basketball wäre wünschenswert.

„Da wir auch von einer öffentlichen Nutzung der Sportanlagen ausgehen müssen, ist es für uns besonders wichtig, dass die Anlagen täglich gereinigt und regelmäßig gewartet werden“, sagt Kuhn. Der Schulbetrieb müsse Vorrang vor einer öffentlichen Nutzung haben. Das müsse die Stadt sehr deutlich machen.

Der Schulleiter weist Aussagen von Politikern, die Schüler der Willy-Brandt-Schule sollten doch die Sportanlagen des nahen Coppernicus-Gymnasiums mitnutzen, als unpraktikabel zurück. „Eine Kollegin ist den Weg mit Schülern abgegangen und hat für eine Tour zwischen neun und dreizehn Minuten gebraucht“, sagt Kuhn. Hin- und Rückweg verbrauchten also mindestens knapp 20 Minuten. Dann müssten sich die Schüler umziehen, was nochmals rund zehn Minuten beanspruche. Dann blieben maximal 15 Minuten Sportzeit, was keinen Sinn mache. Außerdem müssten beide Schulen ihre Stundenpläne aufeinander abstimmen, das sei in der Praxis kaum möglich.

Neugestaltung Willy-Brandt-Park, Bürgerbeteiligung, Sa 21.9., 13.00-17.00, Aula der Willy-Brandt-Schule, Lütjenmoor 7