Kreis Segeberg. Verkehrsclub Deutschland legt neues Konzept für den Schienenverkehr vor. So sollen Pendler vom ÖPNV überzeugt werden.

Mit einem neuen Konzept will der Verkehrsclub Deutschland (VCD) deutlich mehr Menschen in der Region vom Auto in die Eisenbahn locken. Dabei setzt der Verein auch auf erheblich erweiterte Angebote des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) im Raum Norderstedt sowie an den Strecken in Richtung Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und Bad Bramstedt.

Dazu gehört eine moderne, doppelstöckige Regio-S-Bahn, die Norderstedt mit Kiel verbinden soll. In seinem Konzept „Ein alternatives ÖPNV-Konzept für die Metropolregion Hamburg“ geht VCD-Vorstandsmitglied Alexander Montana von einem 30-Minuten-Takt auf der Linie aus. Die Regio-S-Bahnen sollen den gesamten Süden Schleswig-Holsteins erschließen.

Konkret plant Montana eine Linie, die in Richtung Süden ab Neumünster über die elektrifizierte AKN-Trasse verläuft. Von dort aus soll eine Neubaustrecke mit einer Haltestelle für Norderstedt im Westen der Stadt gebaut werden. Die Linie führt von dort weiter parallel zur Autobahn 7 bis zur Oldesloer Straße im Hamburger Norden. Dort soll nach dem Plan des ökologisch orientierten VCD ein Bahnhof mit dem Namen Nordkreuz entstehen, der Anschluss an mehrere Bahnhöfe bietet: zum Fernbahnhof Altona, zu den S-Bahnlinien sowie zur U-Bahn. Außerdem sollen von dort Züge durch einen Tunnel zum Flughafen fahren, der von Norden aus kaum mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. Das gesamte Konzept schließt auch eine Umfahrung des chronisch überlasteten Hamburger Hauptbahnhofs mit ein. Montana fordert einen überregionalen Ansatz. „Wenn wir an den Ländergrenzen halt machen, lassen sich die Probleme nicht lösen“, sagt er. Dabei verfährt er nach dem Prinzip „Think big“, wenn man sich die bestehenden Planungen für die Schienenwege in der Region ansieht.

Bislang geplant wird der Betrieb einer S-Bahn auf der AKN-Strecke bis Kaltenkirchen, die nach diversen Verzögerungen erst 2025 fahren soll. Der Planfeststellungsbeschluss wird zum Jahresende 2020 erwartet. Der neue Inbetriebnahmetermin der S 21 würde damit im Jahr 2025 sein.

Hinzu kommen zwei unterschiedlich Varianten für den Bahnverkehr im nördlichen Norderstedt: Die Stadt und die Hochbahn favorisieren eine Verlängerung der U 1 bis zur Haltestelle Quickborner Straße. Der Kosten würden sich auf rund 100 Millionen Euro belaufen. Die Höhe erklärt sich, weil eine U-Bahn keine Straße mit Bahnübergängen queren darf. Daher ist der Bau von Tunneln oder Brücken erforderlich. Außerdem haben Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder (SPD) und CDU-Fraktionschef Peter Holle eine neue AKN-Linie ins Spiel gebracht, die die Haltestelle Quickborner Straße über ein altes Gütergleis in Richtung Glashütte mit Poppenbüttel verbindet. Verkehrsminister Bernd Buchholz (FDP) hat allerdings schon angekündigt, dass für diese Pläne kein Geld vorhanden sei.

Die AKN arbeitet dagegen an Plänen für eine durchgehende Verbindung von Norderstedt nach Neumünster inklusive Expresszügen und denkt dabei über den Einsatz besonders klimafreundlicher Züge nach. Die Investitionen in die Bahninfrastruktur wären vergleichsweise gering. Diese Linie soll eingerichtet werden, sobald die S 21 nach Kaltenkirchen fährt.

Montana hält diese Pläne jedoch für zu kleinteilig. Als großes Ziel definiert der VCD, den CO2-Ausstoß gegenüber dem Jahr 1990 bis 2030 um 40 Prozent zu senken und die Fahrgastzahlen im ÖPNV bis 2035 um 50 Prozent zu steigern. Darum hält Montana den Ausbau einer U-Bahn bis zur Quickborner Straße für teures Stückwerk, da dort Anschlüsse an andere Strecken fehlen. Auch der Variante der Verbindung nach Neumünster von AKN-Geschäftsführer Wolfgang Seyb kann er wenig abgewinnen. „Die Fahrzeuge von Herrn Seyb sind ganz niedlich“, sagt Montana. Aber damit ließen sich die Fahrgastzahlen nicht verdoppeln.