Haben Sie in letzter Zeit länger auf einen Arzttermin warten müssen? Dann können Ihnen vielleicht diese Tipps von Jan Schröter helfen.
Ich hoffe, es geht Ihnen gesundheitlich gut? Falls nicht, erwägen Sie vielleicht, eine Arztpraxis aufzusuchen. Richten Sie sich auf einen ausgedehnten Aufenthalt ein. Gerüchteweise wurden in Norderstedt und umliegenden Gemeinden bereits erste Patienten mit Rollkoffern gesichtet, die längerfristig ihren Lebensmittelpunkt ins Wartezimmer des Arztes ihres Vertrauens verlegen – damit der Schnupfen noch behandelt werden kann, bevor die Viren sämtlich an Altersschwäche gestorben sind. Oder, ungünstigstenfalls, der Patient selbst.
Dabei gelten die hiesigen Gemeinden statistisch sogar als überversorgt mit Ärzten. Jedenfalls aus Sicht der Kassenärztlichen Vereinigung, die weitere Arztsitze genehmigen müsste, dies aber nicht tut, weil irgendwelche irgendwann erstellte Berechnungen im Resultat ergeben, dass doch alles gar nicht so schlimm sein kann. Dass ein plötzlicher Todesfall die Ärzteschaft dezimiert (in Norderstedt leider geschehen), kommt in der kammerärztlichen Berechnung allerdings ebenso wenig vor wie ein Hausarzt, der mit 70 endlich den wohlverdienten Ruhestand antritt und leider keinen Nachfolger findet. Na gut, dann wohnen wir armen Patienten halt in den Wartezimmern. Spätestens, wenn wir dort übernachten müssen, werden wir das nächste Mal mit unserem Schnupfen gleich ins Krankenhaus gehen, weil dort wenigstens Betten sind und Frühstück serviert wird – aber das sollen wir ja auch nicht, sonst ist die Notaufnahme noch verstopfter als unsere Nase und wir wären wieder die Bösen.
Also verharren wir in überfüllten Wartezimmern. Stundenlang. Auf Kunststoffgestühl mit dem Sitzkomfort einer Bierzeltbank, bloß ohne Bier, leider. Zwischen hustenden, keuchenden, schniefenden Mitpatienten, so lange, bis auch den letzten Hypochonder eine veritable Krankheit erwischt, die weitere Arztbesuche nach sich zieht. So etwas empfindet schon ein gesunder Mensch als Folter. Im Wartezimmer sitzen aber Kranke. Werden solche Situationen als „statistische Ärzte-Überversorgung“ bewertet, dann stimmen die Berechnungskriterien nicht. Doch anstatt sich mal darum zu kümmern, verweigert die Kassenärztliche Vereinigung den Gemeinden, die auf eigene Initiative Ärztehäuser bauen möchten, um die medizinische Versorgung zu verbessern, die Genehmigung der Arzt-Planstellen.
Ich finde, es ist höchste Zeit, dagegen ebenso kollektiv wie effektiv zu protestieren: Wir werden einfach alle nicht mehr krank.
Jan Schröter braucht auch mal eine kreative Schaffenspause. In der kommenden Woche macht er Urlaub – und die Kolumne auch.