Henstedt-Ulzburg. Die Gemeinde Henstedt-Ulzburg wird von der Aktion überrumpelt. Polizei fertigt Bericht an. Grüne sprechen von einem Skandal.

„Die Linde ist gefällt!“ Aufregung am Freitagmittag in Henstedt-Ulzburg: Jene Linde an der Kreuzung Bürgermeister-Steenbock-Straße/Kisdorfer Straße, über deren Bedeutung für den Ortsteil Henstedt seit Jahren gestritten wird, ist Geschichte. Irgendwann am Vormittag sollen Bauarbeiter mit entsprechendem schweren Gerät angerückt sein, am Nachmittag waren von dem 80 Jahre alten Baum nur noch die Einzelteile zu sehen.

Diese Entwicklung kommt abrupt. Und sofort stellte sich die Frage: Durfte das so geschehen? Zum Hintergrund: Die Ortspolitik hatte im Mai mit knapper Mehrheit den Bebauungsplan 141 für Wohnungsbau und einen Kreisverkehr beschlossen. Die Linde befand sich in einem Baufenster. Laut Satzung hätte sie aber nur bei Vorlage eines „genehmigungsfähigen Bauantrages beseitigt werden dürfen“. Dazu hätten Umfang und Ort der notwendigen Ersatzplanungen ebenso in einem solchen Antrag vorgelegt werden müssen.

Davon ist laut Gemeindeverwaltung keine Rede, es existiert kein Antrag und auch keine Genehmigung, die letztlich das Kreisbauamt erteilen würde. Ulf Klüver (Bündnis 90/Die Grüne), in dieser Woche als stellvertretender Bürgermeister verantwortlich im Rathaus: „Aus Sicht der Gemeinde ist es so, dass keine Fällgenehmigung vorliegt. Ich verurteile die Art und Weise auf das Schärfste. Die Polizei hat vor Ort Personalien aufgenommen, die Gemeinde wird einen Bericht erhalten.“ Entscheidender Akteur soll ein Henstedt-Ulzburger Immobilienmakler sein. Er ist sich mit einem Teil einer Erbengemeinschaft, der die Fläche gehört, über einen Kauf einig – mit dem anderen Teil nicht. Die Sache dürfte vor Gericht geklärt werden.

Kurt Göttsch, Fraktionschef der Grünen, ist stinksauer. „Das ist ein Skandal. Wenn sonst keiner eine Strafanzeige stellen wird, werden wir das als Grüne machen.“ Seiner Überzeugung nach dürften gemäß Bundesnaturschutzgesetz vom 1. März bis 30. September sowieso keine Bäume gefällt werden, das sei auch so in der Begründung des B-Plans vermerkt. Er geht bereits einen Schritt weiter und will den Investor gänzlich stoppen. „Wir werden im Planungsausschuss den Antrag stellen, den B-Plan neu aufzulegen. Wir müssen auch mal ein Zeichen setzen.“