Reinbek. Sie verbringen die Sommermonate zu Hause? Dann besuchen Sie eines der vielen Schlösser im Norden – zum Beispiel in Reinbek.
Heinz Rappen ist Standesbeamter mit Leib und Seele. Seit rund 23 Jahren besiegelt der 53-jährige Reinbeker das Glück zweier Menschen. Rund 2000 Trauungen hat der Mann mit der Fliege allein im Schloss Reinbek vollzogen. An diesem Tag ist es wieder soweit: Drei der sechs Hochzeitspaare wird er in den nächsten zweieinhalb Stunden im Gottorf-Zimmer trauen.
Gizem und Ferhat Erder aus Hamburg haben sich hier soeben das Ja-Wort gegeben. Mit ihren Gästen stoßen sie im Innenhof des Schlosses auf ihr Glück an. Während die Vermählten danach Richtung Mühlenteich zum Fotoshooting ziehen, führt Elke Güldenstein (57), Leiterin des Kulturzentrums Reinbek, durch die imposanten Räume des Schlosses, die auch für Feste und Tagungen gebucht werden können. Auf dem Schlossgelände befand sich früher einmal das Reinbeker Kloster, ein Konvent der Zisterzienserinnen. Dies löste sich im 16. Jahrhundert auf. Die Gebäude wurden durch einen Brand zerstört.
Herzog Adolf I. von Schleswig-Holstein-Gottorf war es, der das Schloss zu Reinbek wenige Jahre später, von 1572 bis 1576, als repräsentativen Bau in unmittelbarer Nachbarschaft zu den Hansestädten Hamburg, Lübeck und Lüneburg errichtete. Im Stil der niederländischen Renaissance konstruiert, gilt es über die Grenzen Stormarns hinaus als „Denkmal von nationalem Rang.“
„Das in U-Form gebaute herzögliche Schloss, gelegen an der Südspitze seines Herrschaftsbereichs, diente Herzog Adolf als Lust- und Jagdschloss“, sagt Elke Güldenstein. „Hier empfing er Besucher. Hier feierte man Feste und die Hochzeit seiner ältesten Tochter Sophia.“ Zu den ausgestellten Stücken sowohl im Eingangsbereich als auch in den Ausstellungs- und Festräumen gehören unter anderem Möbel, Gemälde und Gobelins der Renaissancezeit. Imposant: die bemalten, während der Restaurierung von 1977 bis 1987 freigelegten Holzdecken. Seit der Restaurierung werden Schloss und Schlosspark das gesamte Jahr über als Kultur- und Kommunikationszentrum der Stadt Reinbek betrieben. Mit mehr als 120 Veranstaltungen und Ausstellungen pro Jahr – in den einstigen Küchenräumen, den Festsälen genauso wie auf dem Dachboden. Wie im „Krummspanner“, in dem derzeit eine stadt- und schlossgeschichtliche Ausstellung untergebracht ist. Seit Beginn an ist Schloss Reinbek auch Veranstaltungsort des Schleswig-Holstein Musik Festival.
Während die beiden diesjährigen Konzerte bereits ausverkauft sind, wirbt das Kulturzentrum Reinbek auch mit seinem eigenen Programm um die Gunst der Zuschauer. Als da wäre zum Beispiel der „Open-Air Sachsenwald-Slam“ am 16. August. Mit Poetry-Slammern, die sich der Publikums-Jury stellen. Gefolgt von „Kunstwerk Werkkunst“ am 17. und 18. August. Dabei treffen sich zum 25. Mal mehr als 100 Vertreter der Bildenden und Angewandten Kunst in den historischen Räumen und im Schlosspark, die ihre Arbeiten zeigen und auch verkaufen.
Am 24. August geht es dann weiter im Schlossinnenhof mit der Molière Komödie „Die Streiche des Scapin“. Und im Hofsaal heißt es am 15. September wieder: „Kulturkost“ genießen - mit kulinarischen und kulturellen Köstlichkeiten. Eine besondere Atmosphäre vermittelt auch der Festsaal mit seinen wechselnden Konzerten in intimer Atmosphäre.
Kinder und Jugendliche für Kultur zu begeistern, liegt Elke Güldenstein und ihrem Team besonders am Herzen, beispielsweise beim „Wortfest“. Schüler aus Grund- und weiterführenden Schulen verfassen mit ausgewählten Autoren, allesamt mit Migrationshintergrund, im Schloss Reinbek Texte und präsentieren sie am Ende der Projektwoche dem interessierten Publikum. Ein spezielles ganzjährig zu buchendes Kinderprogramm mit Führungen und Schlossrallye sowie Kindertheater und Kinderkonzerte runden das Angebot für die Jüngsten ab.
Schloss Reinbek, Schloßstr. 5, 21465 Reinbek, Tel.: 040/72734611, E-Mail: kulturzentrum@reinbek.de. Das Schloss ist mit seinen Veranstaltungen das gesamte Jahr über zugänglich. Es kann von mittwochs bis sonntags von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden. Infos unter www.schloss-reinbek.org.