Norderstedt. Norderstedter Fluglärm-Gegner kritisieren die Oberbürgermeisterin: Sie habe sich nicht für eine Verschärfung des Nachtflugverbots ausgesprochen.

In einem Offenen Brief übt Uwe Kühl von der Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglärmschutz (NIG) harsche Kritik an Norderstedts Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder. „Sie haben unverständlicherweise die Wirtschaftlichkeit des Hamburger Flughafens vor das dringende Ruhebedürfnis und die Gesundheit ihrer Bürger gestellt. Und sie haben sich dagegen ausgesprochen, dass die nächtlichen Flüge um 22 Uhr statt wie bisher um 23 Uhr enden“, schreibt Kühl.

Die NIG startet damit einen neuen Anlauf, den Lärm über den Köpfen der Norderstedter zu reduzieren. Ob die Norderstedter Gespräche oder der Versuch, die Bahnbenutzungsregelen juristisch zu attackieren – bisher blieben alle Initiativen, die Starts und Landungen gerechter zwischen Norderstedt und Hamburg zu verteilen, erfolglos.

Weniger Nachtflüge gefährden nicht die Wirtschaftlichkeit

Martin Mosel, der Vorsitzende der Bürgerinitiative für Fluglärmschutz in Hamburg und Schleswig-Holstein (BAW) macht deutlich, dass die Pünktlichkeitsoffensive von Flughafen und Airlines kaum Linderung gebracht habe. Durch ein konsequentes Nachtflugverbot sei der Flughafen wirtschaftlich nicht gefährdet. „Betroffen wären lediglich sechs Prozent der bisherigen Betriebszeit und nur drei Prozent der Flugbewegungen. Hieraus eine angebliche Gefährdung des Flughafenstandortes ableiten zu wollen, ist absurd.“ Sehr zum Leid der Bevölkerung gelte in Hamburg weiterhin, dass die Nacht immer mehr zum Tag gemacht werde, sagt Mosel.

lm vergangenen Jahr hätte es während der regulären Nachtruhe zwischen 22 Uhr und 6 Uhr insgesamt 8660 Starts und Landungen gegeben – ein neuer Negativ-Allzeitrekord. Das seien 68 Prozent mehr als 2011. „Gäbe es ein Nachtflugverbot, könnten die betroffenen Bürger endlich acht Stunden fluglärmfrei schlafen“, sagt Mosel. „Und vor allem die Norderstedter, die den Löwenanteil auch der nächtlichen Starts hinnehmen und darunter leiden müssten“, sagt Uwe Kühl von der NIG. Er findet es unverständlich, warum sich die OB dagegen ausgesprochen habe, dass Flugzeuge in der Regel spätestens um 22 Uhr auf dem Hamburger Flughafen starten oder landen müssen, wobei die Verspätungsregel bis 23 Uhr gelten solle.

Die Realität sei eine andere: 25.381 Maschinen oder 67,6 Prozent seien in diesem Jahr bisher über die Norderstedter Bahn gestartet – Negativrekord. Im gesamten Jahr 2018 hätten die Norderstedter einen Anteil 56 Prozent des Flugverkehrs verkraften müssen – zwei von drei Starts und den entsprechenden Lärm.