Quickborn. Kieler Straße soll in Quickbornsoll schöner werden. Gutachter ist beauftragt. Ab August werden die Bürger der Stadt an dem Verfahren beteiligt.

Sie ist gut elf Meter breit und führt genau zwei Kilometer mitten durch die Stadt: die Bundesstraße 4, die hier in Quickborn Kieler Straße heißt. Mit ihrem Bau 1832 als Altona-Kieler Chaussee hat sie das damals abgelegene Dorf zur Blüte gebracht. Von Blüte ist heute nicht mehr viel zu spüren. Die B 4 ist eine durchschnittliche Durchgangsstraße. Und eine Ausweichstrecke, wenn es auf der A 7 mal wieder nicht läuft. Ein Ortstermin am Straßenrand.

Die Stadtväter haben jetzt für 80.000 Euro ein Gutachten in Auftrag gegeben, das Vorschläge erarbeiten soll, wie Quickborns wichtigste Verkehrsader umgestaltet, verbessert und verschönert werden könnte. Im August werden dazu auch die Geschäftsleute und Bürger befragt. „Wir müssen die Aufenthaltsqualität an der Kieler Straße für die Bürger verbessern“, begründet Bürgermeister Thomas Köppl diese Initiative.

Mit Ausnahme der FDP sieht die Politik Handlungsbedarf

Es fehlten ein zweiter Radweg und bessere, sicherere Querungsmöglichkeiten für die Fußgänger. Es sollten Grünanlagen und Sitzgruppen geschaffen werden, Orte, an denen sich Menschen gern aufhalten. Die B 4 dürfe nicht mehr wie eine „Landepiste“ wirken, fordert Köppl und kündigt an: „In zehn bis 15 Jahren wird sich das Gesicht der Kieler Straße verändert haben.“

Imbissbetreiber Konstantinos Vaidis findet die Straße sehr laut.
Imbissbetreiber Konstantinos Vaidis findet die Straße sehr laut. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Der Verwaltungschef hat die Politik mit großer Mehrheit hinter sich. „Wir brauchen einen Gesamtplan aus einem Guss, den wir dann langfristig angehen können“, sagt CDU-Chef Bernd Weiher. Dazu gehöre die Umgestaltung von Kreuzungen, Bushaltestellen, Radwegen und Wohnquartieren. „Wenn wir jetzt nicht die Initiative ergreifen, sondern warten, bis der Bund die Straße saniert, ist der Zug abgefahren und wir haben keine Einflussmöglichkeiten mehr.“

Auch die SPD sieht das Vorhaben positiv, wie ihr Stadtentwicklungsexperte Gerhard Teepe sagt. „Die Kieler Straße ist heute viel zu autolastig. Für viele Fußgänger und Radfahrer ist sie ein reines Hindernislaufen. Ein bisschen Grün und bessere Verbindungen für Fußgänger und Radfahrer würden schon helfen, den Zustand zu verbessern und dem Leerstand der Geschäfte entgegenzuwirken. Auch wenn das zum Preis zu erkaufen wäre, dass nur noch auf einer Seite der Straße geparkt werden darf.“

Auch Grünen-Fraktionschef Dirk Salewsky plädiert dafür, den Parkraum besser zu ordnen und die Zufahrten zu Einmündungen durch Bepflanzungen einzuengen. „Das Straßenbild muss schöner werden.“ Es dürften aber nicht zu viele Parkplätze wegfallen. Er glaube, dass das Projekt viele Jahre und Jahrzehnte brauchen werde. „Das ist Zukunftsmusik“, sagt Salewsky.

Völlig dagegen ist FDP-Fraktionschefin Annabell Krämer. „Das sind doch nur Luftschlösser, die wir uns bei einer Verschuldung von bald mehr als 100 Millionen Euro gar nicht leisten können.“ Die Stadt sollte sich auf wichtigere Dinge wie Kita-Bau, Krippenplätze und Straßensanierung konzentrieren, fordert die Liberale.

Doch das sehen die meisten Anlieger ganz anders. Sie freue sich sehr über die Umgestaltung, sagt Augenoptikerin Christine Langer. Auf jeden Fall müsse eine weitere Ampel zwischen Harksheider Weg und Bahnhofstraße errichtet werden, „damit die Leute besser über die breite Straße kommen“. Die Straße sollte auch „viel grüner“ werden, am liebsten so gemütlich umgestaltet werden wie die Hauptstraße in Rellingen.

Petra Fischer aus Quickborn-Heide hofft auf neue Radwege.
Petra Fischer aus Quickborn-Heide hofft auf neue Radwege. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Das sieht Britta Schadendorf, die ein Kunsthandwerkgeschäft an der B 4 betreibt, genauso: „Die Kieler Straße ist so trist. Mit ein paar Blumen könnte sie viel fröhlicher aussehen.“ Für eine Umgestaltung brauche es nicht mal viel Geld und Aufwand, glaubt sie. So hätten Anlieger in New York Laternenmasten und Bäume mit gehäkelten Stoffen dekoriert, und auch in Frankreich würden viele Kommunen ihre Straßen mit Blumen schmücken. So gefalle ihr sehr, wie die Quickborner Geschichtswerkstatt mit Info-Tafeln die Geschichte der fast 200 Jahre alten Straßen beschreibt und erläutert. „Hier fehlt nur das schöne Leben. Das ist gar nicht schwer umzusetzen.“ Politik und Verwaltung sollten nur mehr auf „die Kreativität der Bürger hören“, sagt die studierte Designerin, die sich gerne mit eigenen Ideen an diesem Projekt beteiligen möchte.

Dazu hat sie schon bald Gelegenheit. So wird das beauftragte Gutachterbüro am 23. August die Einzelhändler und Gewerbetreibenden entlang der Kieler Straße nach ihren Wünschen und Anregungen befragen. Einen Tag danach, am Sonnabend, 24. August, lädt die Verwaltung von 10 bis 16 Uhr in einem Info-Zelt alle Bürger dazu ein, ihre Meinung zur Umgestaltung der B 4 abzugeben. Danach beginnt eine zweiwöchige Online-Beteiligung. Und am Donnerstag, 26. September, wenn die Gutachter erste Vorschläge unterbreiten werden, können die Bürger im Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium ab 18 Uhr nochmals ihre Ideen dazu vorbringen, erläutert Stadtplaner Felix Thermann den weiteren Zeitablauf. „Die Kieler Straße ist die Entwicklungsachse Quickborns mit der ältesten Bebauung. Da wollen und müssen wir jetzt planerisch aktiv werden.“

Apotheker Gunnar Stehr kritisiert die gefährliche Verkehrsführung.
Apotheker Gunnar Stehr kritisiert die gefährliche Verkehrsführung. © Burkhard Fuchs | Burkhard Fuchs

Dabei sollte aber insbesondere auch auf die Verkehrsführung geachtet werden, fordert Apotheker Gunnar Stehr. So müsste durch Verkehrsinseln verhindert werden, dass Autofahrer aus der Gerberstraße nach links in die Kieler Straße einbiegen könnten, was sie heute trotz Verbots oft machten und so gefährliche Unfälle provozierten.

Grill-Imbiss-Betreiber Kostantinos Vaidis, der selbst auch direkt „an dieser lauten Straße“ wohnt, hofft auf eine bessere Ampelschaltung, damit die Fahrzeuge nicht ständig stehen müssten, und warnt die Stadtväter: „Wir Geschäftsleute brauchen Parkplätze.“

Das ist auch das Credo von Baumarktbetreiber Rainer Bosniakowski. Er spricht sich als Einziger unter den vom Abendblatt befragten Geschäftsleuten entschieden gegen jede Form der Umgestaltung aus. „Die Fahrbahn darf auf keinen Fall eingeengt werden, sonst würde die Kieler Straße noch mehr im Stau versinken.“