Ahrensburg. Serie – Sie verbringen den Sommer zu Hause? Dann besuchen Sie eines der vielen Schlösser in Norddeutschland – zum Beispiel das in Ahrensburg.
In Pantoffeln übers Parkett – so gleitet der Besucher durch Jahrhunderte gehobener Wohnkultur. Samt kostbarem Interieur aus Rokoko und Klassizismus, aus Biedermeier und Historismus. Willkommen im Schloss Ahrensburg! Es prägt seit mehr als 400 Jahren das Bild Ahrensburgs. Gab der mit 31.000 Einwohnern größten Stadt im Kreis Stormarn sogar seinen Namen und verbindet als ihr Wahrzeichen Vergangenheit und Gegenwart.
„Hier möchte ich gern wohnen“, schreiben immer wieder einige der jährlich 30.000 Besucher ins Gästebuch. Und in der Tat: Wohnlich ist es hier in dem Museum, das anschaulich erzählt von längst vergangenen Zeiten. Und das so viel Leben in sich trägt – mit großen Festen und Veranstaltungen, Konzerten, Kinderprogramm und Kinosommer, mit Tagungen und Trauungen.
„Nicht viele Menschen haben einen solchen Arbeitsplatz“, schwärmt Tatjana Ceynowa (51), Geschäftsführerin der Stiftung Schloss Ahrensburg beim Gespräch in einem der drei Trauzimmer am Historismus-Tisch. „Dem Tisch der feuchten Hände“, sagt die promovierte Kunsthistorikerin und lacht. Bis zu 400 Eheschließungen jährlich sind in dem weißen Wasserschloss möglich, das wie im Märchen inmitten des sechs Hektar großen Parks liegt.
Im Raum nebenan sind fröhliche Kinderstimmen zu hören. Ob hochherrschaftlich verkleidet das Schloss erkunden, an der gräflichen Geburtstagstafel Kuchen und Getränke genießen oder in die Welt der Ritter und Grafen eintauchen – nach dem Motto „Ein Schloss für Kinder“ gibt es sechs märchenhafte Programme für den Nachwuchs, ergänzt um ein separates Ferienangebot.
Die Geschichte des Schlosses, seit 2002 Stiftung bürgerlichen Rechts, zeigt sich beim Blick zurück durchaus wechselhaft: 1569 erbte Peter Rantzau die ehemals drei Kilometer südlich des Schlosses gelegene Burg Ahrensfelde und das umliegende Land von seinem Bruder Daniel Rantzau. An einer idyllischen Stelle im Hunnautal ließ er ein adliges Gut mit dem 1585 fertiggestellten Schloss Ahrensburg errichten. Gefolgt von Gutskirche und sogenannten Gottesbuden. 1759 kaufte Heinrich Carl Schimmelmann die Gutsanlage samt Herrenhaus. Ahrensburg blieb sechs Generationen im Besitz der Familie, bis die Grafen 1938 das Schloss verkaufen mussten.
Dank des Ahrensburger Hoteliers Hans Schadendorff (1898-1967) konnte das Schloss als Kulturdenkmal erhalten bleiben. Das Land Schleswig-Holstein, der Kreis Stormarn, die heutige Sparkasse Holstein und die Stadt Ahrensburg übernahmen die Trägerschaft für den „Verein Schloss Ahrensburg e.V.“.
Die wechselhafte Geschichte ist beim Rundgang des von 2009 bis 2015 komplett sanierten Schlosses durchaus zu spüren. „Die Porträts erzählen Lebensgeschichten“, sagt Geschäftsführerin Ceynowa. So ist es: Ihre Lebenssituationen sieht man den Menschen bei genauem Betrachten an. „Neues und Spannendes aus dem Leben eines Schlosses“, kann man dann auch im Historienkabinett nachlesen.
Spannend ging es auch in den 1960er-Jahren zu, als hier im Schloss Szenen aus dem Edgar-Wallace-Krimi „Der grüne Bogenschütze“ gedreht wurden. Ganz klar, dass der Klassiker zum Pflichtprogramm beim 12. Schlosspark-Kinosommer vom 16. bis 18. August zählt. Die Einnahmen kommen regionalen Sozialprojekten des Rotary Clubs Ahrensburg zugute. Und wer’s romantisch mag, der sollte sich schon mal den 1. Oktober vormerken. Dann startet der Vorverkauf für: „Schloss im Kerzenschein“ am dritten Advent – eine Veranstaltung mit Kult-Charakter. Die Karten sind jedes Jahr innerhalb weniger Stunden ausverkauft.
Dieser Artikel ist Teil einer Serie. Die weiteren Folgen: 2. Folge Schloss Ahrensburg, 3. Folge Gut Basthorst, 4. Folge Gut Emkendorf, 5. Folge Schloss Reinbek, 6. Folge Gut Wulfshagen.
Schloss Ahrensburg, Lübecker Straße 1, 22926 Ahrensburg, Tel.: 04102/425 10, www.schloss-ahrensburg.de Öffnungszeiten: März bis Oktober (außer montags und freitags) in der Zeit von 11 bis 17 Uhr, November bis Februar mittwochs, sonnabends und sonntags von 11 bis 17 Uhr sowie nach Absprache.