Bad Segeberg. Ex-Winnetou beäugt seinen Nachfolger Klaws, Familie steht Larissa Marolt alias Tiffany O’Toole bei. Viel Prominenz in Bad Segeberg.

Die Indianer vom Kalkberg haben wieder das Kriegsbeil ausgegraben. Winnetou und Old Shatterhand haben damit im Freilichttheater im norddeutschen Bad Segeberg zum 86. Mal alle Hände voll zu tun, um den Streithähnen stattdessen die Friedenspfeife ans Herz zu legen. Am Sonnabend feierten die Karl-May-Spiele die Saisonpremiere des Stücks "Unter Geiern – Der Sohn des Bärenjägers" – vor mehr als 7500 Zuschauern und mit einem beeindruckten Winnetou-Darsteller. Die erste Aufführung der 68. Saison wurde mit viel Applaus und Jubel-Ausrufen quittiert.

Den Apachenhäuptling spielt in diesem Jahr zum ersten Mal Alexander Klaws. "Es ist ein unfassbares Gefühl, zu dieser Melodie einzureiten. Das, was heute hier abging, ist mit nichts zu vergleichen und ich bin unfassbar stolz", sagt der Schauspieler, Sänger und Musical-Star ("Tarzan") nach der Premiere. "Ich bin wunschlos happy." Der 35-Jährige überzeugte mit einem souveränen und sportlichen Auftritt als stolze und friedliebende Rothaut.

Die größte Herausforderung seien dabei für ihn nicht das Reiten durch die Kulisse der Rocky Mountains oder die Kämpfe mit Speer und Beil gewesen. "Die größte Herausforderung ist, dass man der 14. Winnetou ist und man wird immer auch verglichen." Sein Wunsch war es deshalb, seine 13 Vorgänger nicht nur nachzuahmen. "Ich hab keine Lust, hier einfach jemanden zu kopieren. Ich will mein eigenes Ding machen."

Richter veralbert Larissa Marolt wegen Dschungel-Vergangenheit

An seiner Seite spielen "Gute Zeiten, schlechte Zeiten"-Darsteller Raúl Richter als der Sohn des Bärenjägers, "Austria's next Topmodel" Larissa Marolt als Schauspielerin Tiffany O'Toole und der bisherige "Störtebecker"-Schauspieler Sascha Gluth als Winnetous Blutsbruder Old Shatterhand. Gemeinsam mit etwa 80 weiteren Darstellern und mehr als 20 Pferden, einem Seeadler und einem Stinktier liefern sie vor dem imposanten Relief des Kalkbergs die klassischen Zutaten der Karl-May-Spiele.

Gewagte Stunts, aufregende Kämpfe, wilde Ritte, Explosionen, Schießereien und ein bisschen Romantik. Hier und da kommen noch ein paar Witze mit Bezügen zur medialen Vergangenheit der Stars dazu. So sagt Richter zu Marolt, als die sich in ihrer Rolle über dessen viel zu schäbige kleine Farm mitten im Nirgendwo aufregt: "Jetzt habt euch nicht so. Immerhin seid ihr nicht mitten im Dschungel." Marolt war 2014 im RTL-"Dschungelcamp". Vor allem Richter überzeugte im Kalkberg durch charmante Lässigkeit.

Die österreichische Hoteliers-Tochter Marolt erhielt zudem moralische Unterstützung ihrer Eltern Heinz Anton und Elke Marion sowie ihrer Geschwister Moritz und Lisa Marie, die allesamt in die Segeberger Freilicht-Arena gereist waren.

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Norbert Schultze jr. inszeniert das Stück

Die Geschichte der diesjährigen Saison: Streitlustige Indianer wollen die Bleichgesichter endgültig von ihrem Land vertreiben und suchen Verbündete bei den anderen Stämmen. Die Mehrheit der Häuptlinge aber entscheidet sich für Frieden. Dem Kriegstreiber Hong-peh-te-keh (Nicolas König) schmiedet deshalb eine Intrige und begeht einen Mord an einer Rothaut und schiebt ihn dem Bleichgesicht Martin Baumann in die Schuhe.

Während die Indianer auf dem Kriegspfad unterwegs sind, muss Baumann die zickige und hochnäsige Schauspielerin O'Toole, die auf der Durchreise nach Washington von Indianern überfallen wurde, bespaßen und von sich und der Idylle des Wilden Westens überzeugen.

Techtelmechtel am Kalkberg: Tiffany O’Toole (Larissa Marolt) und Martin Baumann (Raúl Richter).
Techtelmechtel am Kalkberg: Tiffany O’Toole (Larissa Marolt) und Martin Baumann (Raúl Richter). © Imago/Michael Wigglesworth

Für die Inszenierung des Stücks "Unter Geiern – Der Sohn des Bärenjägers" ist wie auch in den vergangenen 19 Jahren Norbert Schultze jr. verantwortlich. Er setzte die Karl-May-Adaption von Michael Stamp für die Freilichtbühne um. Gleichzeitig ist es seine Abschiedsvorstellung.

Vier Winnetous hat der 76-Jährige erlebt. "Er steht für die erfolgreichste Zeit der Karl-May-Spiele", sagt Geschäftsführerin Ute Thienel kurz vor der Premiere über ihn. Er habe die Spiele stärker und nachhaltiger geprägt als jeder andere Regisseur. Seit 1952 werden im Kalkbergstadion von Bad Segeberg Karl Mays Abenteuerromane auf die Bühne gebracht.

Alexander Klaws: Ich bin Wahlhamburger

Für Klaws sei Schultze jr. zu einer Art Vaterfigur geworden, sagt der Schauspieler. "Die Arbeit mit ihm war sehr emotional. Wir haben uns auch mal angepflaumt und uns auch die Meinung gesagt. Und so was liebe ich. Jemanden zu haben, der einen weiter bringt." Schultze will die kommende Saison gern am Ostseestrand verbringen, sagt er.

Klaws dagegen will gern auch 2020 wieder dabei zu sein. Dann wird das Stück "Der Ölprinz" gespielt. "Ich würd' nicht hier stehen, wenn ich gesagt hätte, ich hab' Bock, nur ein Jahr zu reiten. Es ist eine ganz tolle Crew, und es ist sehr familiär. Das gibt es einfach sehr sehr selten. Das ist wirklich der Jackpot für mich, weil ich ja auch heimatnah bin als Wahlhamburger."