Norderstedt. Nach der Pleite der Schule für Musical und Tanzpädagogik ziehen Rüdiger George und Fritz-Jürgen Stockmann Konsequenzen und räumen ihre Posten.

Für die Pleite des Norderstedter Conservatory of Performing Arts Norderstedt (Copa) haben zwei der Verantwortlichen in der Kulturstiftung nun die Konsequenzen gezogen. „Der geschäftsführende Vorstand Rüdiger George und das Vorstandsmitglied Fritz-Jürgen Stockmann sind mit sofortiger Wirkung von ihren Ämtern bei der Kulturstiftung zurückgetreten“, sagt Reiner Schomacker, Vorsitzender des Stiftungsrates. „Die Liquiditätsprobleme des Copa und das Aus für den Unterricht sind eine extrem unerfreuliche Entwicklung, besonders für die Schüler und ihre Eltern“, sagt Schomacker.

George und Stockmann seien die Motoren des Projektes gewesen. „Sie haben viele Stunden Arbeit und viel Engagement in dieses Projekt investiert – leider mit unzureichendem Erfolg“, sagt Schomacker. Dem Ausbildungsinstitut für Musical und Tanz – erst vor einem halben Jahr mit großen Ambitionen gegründet – droht nun ein Insolvenzverfahren. Der Unterricht der Musical-Sparte wurde eingestellt, Dozenten warten auf ausstehende Honorare. Doch dem Copa fehlt das Geld (wir berichteten).

„Die Kulturstiftung ist nicht das Copa, wir sind nur der Gesellschafter“, sagt Schomacker, der auch Vorstand der Norderstedter Bank ist. „Als wir die 25.000 Euro an Unterstützung für das Copa zusagten, war uns schon bewusst, dass es im Zweifel auch schiefgehen kann. Das ist völlig normal bei solchen Investments.“ Man habe das Geld dem Copa in dem guten Glauben gewährt, dass die Protagonisten ein solides Finanzierungskonzept auf die Beine stellen würden. „Doch deren Initiative hat leider nicht die erwarteten Früchte getragen.“

Gescheitert ist das Finanzierungskonzept nach Abendblatt-Informationen an der Absage eines chinesischen Investors. Der hatte Sponsorengelder angekündigt, sich schlussendlich aber doch komplett von der Idee zurückgezogen. Offenbar krankte das gemeinnützige Modell Copa von Geburt an unter dem Problem, dass es möglichen Sponsoren keine unmittelbare Rendite versprach.

Insofern wären ohnehin Zweifel an der geschäftsführenden Tätigkeit des städtischen Angestellten und Musikschulleiters Rüdiger George bei der Kulturstiftung aufgekommen. Der Dienstherr, die Stadt Norderstedt, teilt auf Anfrage mit, dass die Tätigkeit Georges bei der Kulturstiftung rechtlich völlig im Einklang mit seiner Leitungsfunktion bei der Musikschule war. Georges Rücktritt bei der Kulturstiftung beendet die Diskussion um seine weitere Eignung als geschäftsführender Vorstand.

Nebenbei droht dem Copa eine Klage von Perrin Manzer Allen, der Anfang 2017 von der Kulturstiftung beauftragt wurde, ein Konzept für die Schule zu entwerfen. Bezahlt wurde der renommierte Künstler nach eigenen Angaben allerdings nicht. Klar ist, dass Allen sich weiter gedulden und auf unbestimmte Zeit auf sein Geld warten muss. Denn das Copa hat Insolvenz angemeldet. Der US-amerikanische Tänzer, Regisseur und Komponist Allen hat einen imposanten Lebenslauf vorzuweisen. Unter anderem wirkte er als musikalischer Berater der Stage Entertainment bei den Castings und Produktionen von Musicals wie „Tanz der Vampire“, „Dirty Dancing“ und „Der König der Löwen“ mit.

Allens Ausbildungskonzept für das Copa wurde beim Land Schleswig-Holstein von der Norderstedter Kulturstiftung eingereicht. Durch das Konzept wurde die Voraussetzung erfüllt, um überhaupt vom Bildungsministerium offiziell als Ergänzungsschule anerkannt zu werden. „Die Ideen von Herrn Allen waren also ex­trem wichtig für das Copa“, sagt Anwalt Mark Seghezzi und ergänzt: „Wer Musik bestellt, muss sie auch bezahlen.“

Das Problem: Ein Vertrag zwischen Allen und dem Copa wurde nicht schriftlich fixiert, der Auftrag des Konzeptes erfolgte mündlich. Nur E-Mails bestätigen die bereits verhandelten Vereinbarungen. Der 54-Jährige, der ebenfalls die künstlerische Leitung beim Copa übernehmen sollte, lieferte der Kulturstiftung also das Konzept – wartete aber vergeblich auf die anschließende Verschriftlichung der mündlich getroffenen Absprachen. „Plötzlich haben sich die Verantwortlichen von mir distanziert“, sagt Allen. Eine weitere Zusammenarbeit platzte, seit der Gründung 2018 arbeitet das Copa auf einer neuen Grundlage.

Fest steht: Solange das Insolvenzverfahren noch nicht eröffnet ist, kann Allen gegen die Schule klagen. Und das will er auch. „Ich finde es einfach schade, wie Schüler und Dozenten ausgenutzt wurden. Das ist nicht okay“, sagt er. Die Kulturstiftung und die Ballettschule Musci müssen als Gesellschafter den Verlust von 50.000 Euro verkraften. Die Forderung von Allen liegt deutlich über diesem Betrag.

Geschäftsführer Rüdiger George möchte sich zur derzeitigen Lage nicht äußern und verweist an die Sachverständige im Insolvenzeröffnungsverfahren. „Das vorrangige Ziel ist aktuell zu prüfen, ob eine Wiederaufnahme des Geschäftsbetriebs des Copa infrage kommt“, sagt Verena Vogt. Dieses Vorhaben würde nur gelingen, wenn Sponsoren das Copa zeitnah mit 20.000 bis 30.000 Euro unterstützen würden.