Norderstedt . Am 30. Mai 1969 fuhr der erste U-Bahn-Zug im Bahnhof ein. Der unterirdische Bahnhof war wegweisend für die werdende Stadt Norderstedt.

Es war der 30. Mai 1969, ein Freitag, als der erste Zug der U-Bahnlinie 1 von Hamburg-Ochsenzoll über die Landesgrenze nach Garstedt fuhr und dort in der neuen U-Bahnstation um 14.05 Uhr einlief. Auf den Tag 50 Jahre ist es also am Donnerstag her, dass die wichtigste Norderstedter Verbindung im öffentlichen Nahverkehr den Betrieb aufnahm – und zwar noch bevor Garstedt, Harksheide, Glashütte und Friedrichsgabe offiziell am 1. Januar 1970 zur Stadt Norderstedt fusionierten.

2000 Norderstedter in spe kamen zur Feier des ersten Zuges an die Station Garstedt – der ersten unterirdischen Haltestelle der Hamburger Hochbahn im „Ausland“ Schleswig-Holstein. 17 Millionen Mark gaben die Länder Hamburg und Schleswig-Holstein für den Bahnhof nach einem Entwurf der Architektin Hanna Kluth aus. „Das war damals eine ganz große Sache“, sagt Bernd Kröger, ein Garstedter, der heute in Berlin lebt und die Eröffnung als sechsjähriger Junge miterlebte. „Alle Menschen waren auf den Beinen. Bürgermeister Horst Embacher stand in der Menge und hielt eine Rede. Für mich als Jugendlicher war die U-Bahn ein Segen, weil wir schnell in die Hamburger Innenstadt fahren konnten.“ 31 Minuten dauerte damals die Fahrt von Garstedt zum Hauptbahnhof.

Den ersten Zug nach Garstedt lenkte am 30. Mai 1969 der Hamburger Senator Wilhelm Eckström in den geschmückten Bahnhof. Dort wurde er von Garstedts Bürgermeister Horst Embacher erwartet. Der hatte den wegweisenden Deal für die Entwicklung der künftigen Stadt Norderstedt 1962 mit den Hamburgern gemacht: Ihr baut die U-Bahn bis Garstedt, wir akzeptieren die Startbahn II des Hamburger Flughafens auf Garstedter Grund. „Diese Bahn bringt Garstedt als bedeutende Mitgift mit in die Ehe zur Stadt“, sagte Embacher. Im Anschluss weihte er übrigens gemeinsam mit Paul Vauquelin, seinem Amtskollegen aus der französischen Partnerstadt Maromme, einen Steinwurf von der neuen U-Bahn entfernt die Marommer Straße ein.

Das U-Bahn-Gebäude stand wie ein Solitär auf der 48 Hektar großen Fläche südlich der Marommer Straße. Das Areal war 1969 eine einzige Baustelle und sollte später mit dem Herold-Center und 250 Wohnungen in vier Wohntürmen das neue Ortszentrum Garstedt bilden.

Mit der Eröffnung der U-Bahn Garstedt begann auch eine Diskussion, die bis heute geführt wird. 1969 war es Hans Tappert, der technische Direktor der Hochbahn, der von einer Verlängerung der U-Bahnlinie bis Kaltenkirchen sprach – während Schleswig-Holsteins Ministerialrat Rudolf Theiß den Optimismus der Ortspolitiker in Friedrichsgabe und Harksheide dämpfte, was den Ausbau der Bahn nach Norden anging. „Wenn der Großflughafen Kaltenkirchen fertig ist, werden Busse den Verkehr zwischen der Hansestadt und dem Flughafen aufrechterhalten“, sagte Theiß 1968. Außerdem, so sagte Hamburgs Baudirektor Horst Eichholtz, werde mit zusätzlichen Stationen der Fahrtweg zu lange.

Damals ging es von Garstedt mit der 1953 eröffneten Alster-Nord-Bahn bis Ulzburg Süd weiter. Seit September 1996 läuft die U-Bahn bis Norderstedt-Mitte, und die AKN übernimmt in Richtung Norden. Doch die 1969 begonnene Debatte ist aktueller den je. Zwar ist der Großflughafen Kaltenkirchen Geschichte. Aber auch ohne ihn werden U 1 und AKN von Zehntausenden täglich genutzt. Wurden 1968 auf der Station Ochsenzoll noch 7900 Passagiere zwischen Montag und Freitag gezählt, so sind es heute jeden Tag 14.000 in Garstedt, 20.000 fahren weiter bis Norderstedt-Mitte – Tendenz steigend. Die AKN verzeichnet insgesamt mehr als elf Millionen Passagiere im Jahr.

Die Stadt favorisiert derzeit den Plan der Hamburger Hochbahn, die U-Bahn 1 bis an die Quickborner Straße in Friedrichsgabe zu verlängern und dort einen Umsteigebahnhof mit der AKN zu bauen. Kostenpunkt: Mindestens 100 Millionen Euro. Die AKN hält mit einem Expresszug-Konzept zwischen Norderstedt-Mitte und Kaltenkirchen dagegen, das nur drei Millionen Euro kosten würde. Welche Option wann Realität wird, steht noch in keinem Fahrplan.