Kreis Segeberg. Die Böden sind so trocken wie noch nie im Mai, das Waldbrand-Risiko steigt. Ein zweiter heißer Sommer würde die Gefahr weiter erhöhen.

Seit wenigen Wochen ist das Thema aus den meisten Medien verschwunden, aber die Gefahr besteht immer noch. Der Kreisfeuerwehrverband warnt vor Wald- und Flächenbränden. Zwar sei das Risiko durch den Bewuchs mit frischem Grün und die Niederschläge Anfang Mai etwas gesunken, sagt Kreiswehrführer Jörg Nero. Doch der Boden sei – wenn überhaupt – nur oberflächlich feucht und in der Tiefe staubtrocken. Bricht ein Feuer aus, frisst es sich rasant nach unten und kann von den Feuerwehren nur mit sehr großem Aufwand bekämpft werden. Nero sagt: „Wir stehen vor neuen Herausforderungen.“

So groß wie in diesem Jahr sei die Gefahr von Waldbränden noch nie in einem Mai gewesen, sagt der ranghöchste Feuerwehrmann des Kreises Segeberg und mahnt zu größter Vorsicht. Schon jetzt kann ein glühende Zigarettenkippe einen Brand entzünden.

Nero wundert sich immer noch über die Menschen, die vor wenigen Wochen im Wald Osterfeuer angezündet haben. Auch Lagerfeuer wurden schon entdeckt. „Die Menschen unterschätzen, mit welchem Tempo sich ein Brand ausdehnen kann“, sagt Nero. „Dass die Gefahren nicht ernst genommen werden, ist manchmal erschreckend.“

Noch immer seien die Folgen des heißen Sommers 2018 und der ausgebliebenen Niederschläge im Winter spürbar, fügt er hinzu. Doch die Risiken könnten noch weiter steigen – wenn weitere Niederschläge ausfallen und erneut ein heißer Sommer kommt. „Wenn wir keinen Regen bekommen, wird die Situation noch gefährlicher als im vergangenen Jahr“, sagt Nero. „Wir brauchen regelmäßigen Regen.“

Besonders anfällig sind die Wälder mit altem Gestrüpp auf dem Boden. Wenn das Feuer erst einmal in den trockenen Waldboden eingedrungen ist, wächst der Aufwand für die Feuerwehren enorm. „Dann brauchen wir Unmengen von Wasser“, sagt Nero. „Das bindet Technik und Personal.“

Bricht in einem Wald oder auch auf einer Heidefläche ein Feuer aus, liegen Konzepte der Feuerwehren parat. Dabei ist ein schneller sogenannter Erstangriff wichtig, um den Brand einzugrenzen. Einsatzpläne liegen für den Segeberger Forst, ein Waldgebiet am Erlebnispark Trappenkamp sowie für eine Fläche bei Barmstedt vor. Dort würden Feuerwehrleute aus den Kreisen Pinneberg und Segeberg gemeinsam das Feuer bekämpfen.

Größtes Problem bei einem Einsatz in Wald und Flur ist die Wasserversorgung. Dafür stehen in fünf Feuerwehren des Kreises Segeberg Behälter mit einem Volumen von je 3000 bis 5000 Liter bereit, die am Einsatzort aufgestellt und aus denen gepumpt wird. Für die Befüllung würde die Feuerwehr einen Pendelverkehr mit Löschfahrzeugen einrichten.

Einsätze bei Waldbränden sind sehr kraftraubend

Als noch effektiver hat sich der Einsatz von Güllewagen erwiesen, die Landwirte zur Verfügung stellen. „Damit hat man auf einen Schlag 20.000 bis 25.000 Liter Wasser“, sagt Nero. Außerdem sind die Anhänger mobil. Derzeit arbeiten die Wehren an technischen Lösungen, wie sie die Ventile der Güllewagen mit den Pumpen der Feuerwehrfahrzeuge verbinden können.

Bei einem Brand würde die Feuerwehr außerdem die neuen Drohnen des Kreisfeuerwehrverbandes einsetzen und die Flugbeobachter alarmieren. Diese gemeinsam mit dem Kreis Stormarn gegründete Einheit würde aus der Luft die Lage erkunden. „Das ist alles sehr gut organisiert“, sagt Nero. Waldbrände sind bei den Feuerwehren auch deshalb gefürchtet, weil die Einsätze sehr viel körperliche Kraft kosten. Hitze, Qualm und die schwere Ausrüstung ermüden die Einsatzkräfte schnell, sodass die Löschtrupps im kurzen Rhythmus immer wieder ausgetauscht werden müssen.

Mit mobilen Bassins stellt die Feuerwehr die Versorgung mit Löschwasser sicher.
Mit mobilen Bassins stellt die Feuerwehr die Versorgung mit Löschwasser sicher. © Kreisfeuerwehrverband Segeberg | Kreisfeuerwehrverband Segeberg

Langfristig geht Nero davon aus, dass große Einsätze über einen längeren Zeitraum mit einem anderen Konzept bewältigt werden müssen. Als Vorbild dienen spezielle Feuerwehreinheiten in Niedersachsen, die bei Waldbränden, Hochwasser oder Deichbrüchen gerufen werden und sich acht Tage lang selbst versorgen können. „So etwas gibt es bei uns noch nicht“, sagt Nero. Diese Einheiten sind schnell, mobil und über die Grenzen von Bundesländern hinweg einsetzbar.

Wenn das Land im Jahr 2023 sechs neue Fahrzeuge für den Katastrophenschutz an den Kreis Segeberg ausliefert, will der Kreisfeuerwehrverband vergleichbare Einsatzzüge gründen. „Das Konzept liegt bereits vor“, sagt der Kreiswehrführer.

Dass die Gefahren nicht ernst genommen werden, ist manchmal erschreckend
Kreiswehrführer Jörg Nero