Kreis Segeberg. Ideen für bezahlbaren Wohnraum? Hat Jan Schröter reichlich. Wie wäre es mit Dusch-Sharing oder einer outgesourcten Küche im Freien?
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung zahlt der Stadtverwaltung Norderstedt 800.000 Euro für die Untersuchung der Frage, wie bezahlbare Wohnungen künftig aussehen könnten. Sobald das Geld auf dem Konto ist, verrate ich dem Ministerium die schnellste Lösung: Die „Gorch Fock“ aus dem Elsflether Dock schubsen, sie im Hafenbecken absaufen lassen und die 135 Millionen Reparaturtaler in den sozialen Wohnungsbau stecken – läuft.
Natürlich ist es wichtig, auch über andere Ansätze nachzudenken, um die horrenden Mieten in den Griff zu bekommen. Die Experten des Amtes „Nachhaltiges Norderstedt“ (Nachhaltig? Gibt es ein Norderstedt, das uns vorenthalten wird?) überlegen zum Beispiel, ob sogenannte Mikro-Apartments das Mittel der Wahl wären. Also so etwas wie kleine Wohn-Waben zur Wahrung rudimentärer Privatsphäre. Überflüssige Elemente wie Bad und Küche werden outgesourct, also ausgelagert. Outsourcing ist voll angesagt. Das klingt dann auch nicht so nach Plumpsklo auf dem Hof und Gemeinschaftsküche im Keller. Nennen wir es, um modern zu klingen, doch einfach Dusch-Sharing. Als Mikro-Mieter stehen Sie morgens bereits in Arbeitsklamotten auf, weil eh kein Platz für einen Schrank ist. Ausgezogen wird sich erst beim Dusch-Sharing, bevor sich die Nachbarn gegenseitig einseifen. Sehr praktisch dabei: Man benötigt pro Block nur ein Stück Seife – ein ausgesprochen gewässerschonendes Verfahren, total zeitgemäß.
Zwangsläufig kommt es dabei zum Gatten-Sharing, bevor man sich, möglichst zu fünft, ein Micro-Car shared und zur Arbeit fährt. Dort shared man sich möglichst einen Dreck um alles, aber das hat ja mit den Wohnverhältnissen nichts zu tun, und die sind hier und jetzt unser eigentliches Thema.
Es gibt nämlich leider noch unbedingt zu beachtende Bedingungen, die das Forschungsministerium an ein zukunftsträchtiges Wohnmodell knüpft: Die Wohneinheit soll barrierefrei und komfortabel sein und darf die Mieter nicht mehr als 360 Euro warm pro Monat kosten. Endlich zahlt es sich mal aus, dass ich als Student drei Semester lang Jura belegt und im Fach „Öffentliches Recht“ Vorlesungen des späteren Hamburger Vizebürgermeisters Ingo von Münch gehört habe. Dabei ging es um das staatliche Recht zum Abhören von Telefongesprächen und die Frage: Wo beginnt die räumliche, persönliche Privatsphäre? Der Professor erwog sehr schlüssig die Benutzung eines „Wohnmantels“, den man sich immer und überall umhängen könnte – schon sei die Privatsphäre gewährleistet und geschützt.
Der Mann war seiner Zeit weit voraus, ich hab’s schon damals geahnt.