Norderstedt. Die Kletter- und Boulder-Experten von den Urban Apes aus Lübeck eröffnen im Juni in Norderstedt eine der größten Boulder-Hallen im Norden.
Ein außergewöhnliches Gewerbegebäude ist dieser Klinkerbau am Gutenbergring 14-16. Ein großer, offener Raum mit mindestens vier Meter hohen Decken, der sich im Kreis um ein Achteck aus Betonwänden in seiner Mitte dreht. Flugzeugteile wurde hier früher einmal gefertigt. Jetzt sind hier bald die Stadtaffen los.
Urban Apes – so nennen sich drei sportverrückte Jungs aus Lübeck, die ihren Lieblingssport, das Bouldern mit der ganzen Welt teilen möchten. In Lübeck und in Hamburg-Wandsbek betreiben sie schon Kletterhallen. Und von Juni an nimmt in dem 1100 Quadratmeter großen Gewerbegebäude am Gutenbergring ihr drittes Projekt den Betrieb auf.
Bouldern – vom englischen Boulder (Felsblock) abgeleitet – bezeichnet einen Trend im Klettersport, der seit den 90er-Jahren immer mehr Fans findet. Man klettert ohne Sicherung an Felswänden oder Felsblöcken, die gerade so hoch sind, dass man sich bei einem möglichen Absturz nicht schwer verletzt.
In der ehemaligen Industriehalle werden alle Wände mit Holz verschalt
Wer in Hallen bouldert, geht schlicht die Wände hoch. Im Norderstedter Gewerbegebäude werden gerade die kompletten Wand- und Deckenflächen mit beschichteten Holzplatten verschalt. Die Beschichtung ist rau wie die Oberfläche von Skateboards und bietet Kletterern den nötigen Grip. An den Platten werden Griff- und Trittelemente in verschiedenen Formen, Größen und Farben angeschraubt – fertig ist die aufregende Boulder-Welt.
„Wir legen in unseren Kletterhallen Wert darauf , dass die Atmosphäre angenehm, lichtdurchflutet und ein wenig wie im eigenen Wohnzimmer ist“, sagt Nick Mammel (34). Er ist einer der drei Urban Apes und beaufsichtigt das Werden der Norderstedter Einrichtung. „Das wird unser zweitgrößter Standort nach Wandsbek. Wir sind begeistert von diesen Räumen.“
Gefunden haben die Urban Apes das Gebäude auf einem Internetportal. Die Zufahrt zur neuen Kletterhalle ist von der Niendorfer Straße aus geplant. Derzeit wird dort der Parkplatz angelegt. In Norderstedt soll die Halle bis auf Weihnachten und Neujahr immer geöffnet sein, montags bis donnerstags zwischen 15 und 23 Uhr, freitags bis sonntags und an Feiertagen von 10 bis 22 Uhr. Kletterer können Tagestickets für 12,50 Euro kaufen (Kinder bis 14 Jahre 6,50 Euro), aber es gibt auch Zehnerkarten (125 Euro), Monatskarten (69 Euro) oder Jahreskarte (49 Euro im Monat).
Auch Ungeübte können Bouldern
„Das Gute ist – Bouldern kann jeder“, sagt Mammel. Eine gewisse Grundfitness gehöre schon dazu. „Aber an senkrechten Wänden ist das wie auf eine Leiter zu steigen.“ Kletterschuhe und ein Säckchen mit Kalk für das Abpudern der Hände für mehr Grip können ausgeliehen werden.
Nick Mammel ist ein erfahrener Kletterer. Er entdeckte seine Leidenschaft über die Liebe zu einem Mädchen. „Wenn ich meine ehemalige Freundin treffen wollte, musste ich in Kletterhallen fahren – sie hing ständig in den Wänden.“ Also stieg auch Mammel empor und blieb hängen beim Bouldern. „Ich kenne keinen anderen Sport, bei dem ich so gut den Kopf ausschalten kann“, sagt Mammel.
Bouldern ist die perfekte Verbindung von Konzentration und Körperlichkeit
Bouldern sei die perfekte Verbindung zwischen strategischem Denken und körperlicher Anstrengung. Jeder Muskel des Körpers werde eingesetzt, die volle Konzentration gehöre der Lösung des Problems, einen möglichst geschmeidigen Weg an der Kletterwand zu finden. „Es ist Sport mit Abenteuer – und ein wenig darf man auch wieder Kind sein“, sagt Mammel.
Für die echten Kinder planen die Urban Apes in Norderstedt eine kleine, feine Kinder-Kletterwelt – und zwar in jenem achteckigen Raum im Zentrum des Gebäudes, der mit großen Glasfronten vom Rest der Kletterhalle abgetrennt ist. „Die Kids können sich da drin richtig austoben. Es wird dazu Rutschen und andere Elemente geben. Wir planen auch die Möglichkeit, Kindergeburtstage hier zu feiern“, sagt Mammel.
Geplant seien auch große Klettersport-Events wie Meisterschaften und ähnliches. „Bouldern wird im nächsten Jahr Olympisch. Es gibt eine große Profi-Szene“, sagt Mammel.