Norderstedt. Vor 50 Jahren berichtete die Norderstedter Zeitung über eine Gasexplosion auf der Baustelle am Herold-Center. Der Fotograf: Carlo von Tiedemann.

„Feuer auf der Baustelle Herold-Center. Mit bombenartigem Knall explodierten nacheinander sieben Sauerstoffflaschen, schossen Flammen- und Rauchpilze in den Himmel.“ Das berichtete die Norderstedter Zeitung am 3. Juli 1969. Das eindrucksvolle Foto gelang einem damals 25 Jahre alten Jungreporter, der auch heute noch für seine lockeren Sprüche und seine flapsige Art bekannt ist: Carlo von Tiedemann. Der NDR-Moderator gehörte zum Gründungsteam der Norderstedter Zeitung.

Bei dem Unglück kamen glücklicherweise keine Menschen zu Schaden, und das Herold-Center wurde am 25. März 1971 eröffnet.

Ansonsten ging es in der Anfangszeit meist etwas geruhsamer zu – auch wenn die Themen, über die Tiedemann und Co. 1969 berichteten, für die Menschen sehr wichtig waren: Wie wird aus vier eigenständigen Gemeinden eine Stadt? Diese Frage hat die Ortspolitiker lange vor der Gründung Norderstedts am 1. Januar 1970 beschäftigt. Die Norderstedter Zeitung hat die entscheidende Phase und die heftigen Geburtswehen begleitet. Denn das waren die Hauptthemen im ersten Erscheinungsjahr.

Wie gehen die Politiker mit dem Ende ihrer Heimatgemeinden um? Welcher der vier Bürgermeister hat die besten Karten für den Posten des Verwaltungschefs im neuen Rathaus? Wie erleben die Bürger den Wechsel von der kleinen Gemeinde zur fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins? Die Kollegen der ersten Stunde hatten die einmalige Gelegenheit, bei der Gründung der Stadt Norderstedt aktiv dabei zu sein und sie zu begleiten. Und überdies auch bei den Gründungen der Großgemeinden Hen­stedt-Ulzburg und Tangstedt.

Vieles, was damals prognostiziert wurde, ist nicht eingetroffen: Nein, Norderstedt hatte 1985 keine 85.000 Einwohner, ein Stadttheater im Palette-Kino – damals schien es eine ausgemachte Sache zu sein – hat es nie gegeben. Um nur zwei Beispiele zu nennen. Andere gewagte Zukunftsprognosen haben sich hingegen erfüllt: Norderstedt-Mitte steht schon lange, der Stadtpark ist ein beliebter Treffpunkt, die U-Bahn nach Norderstedt-Mitte fährt auch. Aus dem Hallenbad ist das Arriba geworden, die Schleswig-Holstein-Straße wurde verlängert. Nur eben nicht nach Norden, sondern nach Westen bis zur Autobahn.

Manche Errungenschaften von damals sind längst überholt: Die A 7, 1970 bis Kaltenkirchen für den Verkehr freigegeben, erwies sich im Laufe der Jahre als zu schmalbrüstig. Nach 50 Jahren rollen die Autos auf sechs Spuren.

Der Großflughafen Kaltenkirchen beschäftigte die Region nachhaltig. Die Ängste der Bürger, die Sorgen der Kommunen, die Aktivitäten der Planer und Grundstücksaufkäufer – all das hat sich als Strohfeuer erwiesen.

Wie eine Stadt die Kinderzeit und die Pubertät überstanden hat, ohne ernsthafte Verletzungen in das Erwachsenenalter hinübergeglitten ist und nun die Zeit der Reife erlebt, steht in der Norderstedter Zeitung. Erstaunlich dabei, dass sich viele Sorgen und Nöte der Bürger kaum geändert haben.