Norderstedt. Fahrradklimatest des ADFC gibt Norderstedt nur noch die Note 3,7. Die Stadt verliert im bundesweiten Ranking 13 Plätze im Vergleich zu 2016.

Jeder Fahrradfahrer hat ein subjektives Empfinden, wie gut sich die jeweilige Stadt oder Gemeinde auf ihn als Verkehrsteilnehmer eingestellt hat. Ein wichtiger Indikator dafür, welche Qualität die Infrastruktur hat, ist der Fahrradklimatest des ADFC (Allgemeiner Deutscher Fahrrad-Club). Die Ergebnisse der Umfrage, an der im letzten Jahr vom 1. September bis 30. November bundesweit 170.000 Bürger teilnahmen, liegen jetzt auch für den Kreis Segeberg vor. Und für die größte Kommune in der Region, Norderstedt, sieht es dem Index zufolge schlechter aus als im Jahr 2016

Damals belegte die Stadt im Ranking von 50.000 bis 100.000 Einwohner noch Platz vier – in ganz Deutschland. Jetzt ist es Rang 17 mit einem Notenschnitt von 3,7 (2016: 3,2) auf der Skala von 1,0 (sehr fahrradfreundlich) bis 6,0 – für Schleswig-Holstein ist das gleichwohl kurioserweise immer noch der beste Wert. Joachim Brunkhorst, der Radverkehrsbeauftragte des Kreises und selbst ein Norderstedter, wundert sich ein wenig über die Bewertung. „Das könnte als eine Ohrfeige für die Verantwortlichen bei der Radverkehrsförderung verstanden werden. Entweder haben sie sich zwei Jahre im Leerlauf bewegt, oder ihre Arbeit wird nicht richtig wahrgenommen.“

361 Personen hätten sich an der Umfrage beteiligt, das seien doppelt so viele wie im Jahr 2016. „Offenbar schätzen die hinzugekommenen Teilnehmer die städtischen Angebote kritischer ein.“ Brunkhorst zählt Pluspunkte auf, die seiner Ansicht nach eigentlich für Norderstedt sprechen müssten: einen zuverlässigen Winterdienst auf Radwegen, zusätzliche Next-Bike-Verleihstationen, ein Rückbau störender Umlaufsperren – und die Radstation in Norderstedt-Mitte.

Andere Orte im Kreis stehen schlechter da

Trotzdem gab es Abwertungen. Sogar bei der allgemeinsten Frage: „Macht Radfahren Spaß oder bedeutet es Stress?“ steht Norderstedt nur noch bei 3,3 – 2016 lag der Durchschnitt bei 2,8. Ganz am Ende der Tabelle: das Fahren im Mischverkehr mit Kfz, die Baustellenführung und die allgemeine Breite der Radwege. Ein Beispiel findet sich im Zentrum von Garstedt. Der Bau des Kreisverkehrs an der alten Kreuzung Berliner Allee/Ochsenzoller Straße und der neuen Zentrale der Norderstedter Bank machen den regulären Radweg derzeit unpassierbar. Andernorts seien, so betont Brunkhorst, aber auch die Baufirmen in der Verantwortung. „Die stellen irgendwelche Schilder auf oder versäumen es.“

Ein Test für modernen Radverkehr wird nach erfolgtem Umbau die Kreuzung Ulzburger Straße/Langenharmer Weg sein – dann mit separaten Abbiegespuren. „Die Frage ist, wie bringt man es in die Bevölkerung ein, dass sie es akzeptiert und einübt, dort auf der Straße zu fahren“, so Brunkhorst. Über die Arbeitsgruppe Radverkehr, die Verwaltung und Politik Handlungsempfehlungen gibt, wurde dazu folgende Maßnahme eingeleitet: Über Induktionsschleifen sollen Radverkehrszählungen durchgeführt werden. Derzeit laufen hierzu Vorbereitungen.

Andere Orte im Kreis sind längst nicht so weit. Bad Bramstedt (Note 4,5) belegt im ADFC-Ranking für Städte unter 20.000 Einwohner nur Platz 183 von 186, für Kaltenkirchen gab es eine glatte 4. Da jeweils unter 100 Teilnehmer mitgemacht haben bei den Umfragen, sind diese natürlich nicht repräsentativ. In Henstedt-Ulzburg (ebenfalls 4,0) nimmt der ADFC-Ortsvorsitzende Jens Daberkow den Fahrradklimatest zum Anlass, Politik und Verwaltung zum Handeln aufzufordern. „Seit dem letzten Test 2016 ist nichts passiert. Eine traurige Geschichte, weil das Rad ja ein gutes Verkehrsmittel für den Ort ist. Hauptsächlich stört die Leute das mangelnde Sicherheitsgefühl.“ Vielleicht wird es mit einem Radverkehrsbeauftragten besser – dieser Posten soll in diesem Jahr erstmals besetzt werden. Daberkow: „Dieser soll der Verwaltung zuarbeiten und frische Ideen reinbringen.“

Eine Übersicht über die Wertungen der anderen Orte im Kreis Segeberg finden Sie in Ihrer Abendblatt-Regionalausgabe Norderstedt.