Norderstedt. Stadtwehrführer Wachtel übernimmt die Fachaufsicht über hauptberufliche Feuerwehrleute in der Stadt.
Zwischen Stadtwehrführer Fabian Wachtel und dem Leiter des Amtes für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz, Joachim Seyferth, gibt es Differenzen, was die künftige Organisation der Wehr angeht. Letztlich geht es um eine Machtfrage: Wer hat das Sagen über die elf Mitarbeiter der hauptamtlichen Wachabteilung?
Für Oberbürgermeisterin Elke Christina Roeder scheint die Antwort klar zu sein: Am heutigen Montag beantragt sie im Hauptausschuss die Gründung eines neue Amtes 38 Feuerwehr/Hauptamtliche Wachabteilung. Leiten soll es Bernd Friedrichs, bisheriger Mitarbeiter von Joachim Seyferth und Fachbereichsleiter Technik und Einsatzdienst, der dann auch die Dienstaufsicht über die städtischen Mitarbeiter hat. Die Fachaufsicht soll der ehrenamtliche Stadtwehrführer Wachtel haben.
Ex-Gemeindewehrführer Seyferth gibt Aufgaben ab
Bislang sind Wachtel und seine Vertreter ausschließlich bei einem Einsatz Vorgesetzte der hauptberuflichen Feuerwehrleute. Ansonsten hatte Amtsleiter Joachim Seyferth das Sagen. Dessen Kompetenz wird mit Roeders Vorschlag nun stark beschnitten. Seyferth soll nur noch den Rettungsdienst und Katastrophenschutz verantworten. Roeder betont: „Für diesen Aufgabenbereich ist es gerechtfertigt, weiterhin die Amtsstruktur zu erhalten, da insbesondere der Katastrophenschutz einen immer höheren Stellenwert und Umfang annimmt.“
Die Umstrukturierung sei das Ergebnis der im letzten halben Jahr geführten Gespräche, gibt Roeder in ihrem Antrag an den Ausschuss an. „Sie haben deutlich gezeigt, dass Handlungsbedarf besteht.“ Gegenüber dem Abendblatt hatte sie das im Dezember 2018 so formuliert: Ziel sei es, im Sinne der Bürger Optimierungspotenziale zu finden und zu heben und ein bestmögliches Zusammenwirken aller Beteiligten im „Team Feuerwehr“ zu erreichen. Seyferth war für eine Stellungnahme nicht erreichbar. Ob mehrfach mit ihm gesprochen wurde, oder ob er vor vollendete Tatsachen gestellt wurde, darüber gibt es wohl unterschiedliche Ansichten.
Politik kann Neuorganisation noch stoppen
Stadtwehrführer Fabian Wachtel habe die für die Fachaufsicht des neuen Amtes nötigen Lehrgänge absolviert. Der bei der Stadt als Stadtwehrführer angestellte Wachtel sei nun für den gehobenen feuerwehrtechnischen Dienst ausgebildet. Dies sei eine Voraussetzung für die Umstrukturierung der Organisation gewesen. Gelten soll die Verwaltungsgliederung zum 1. Mai. Nur die Politik kann die Pläne noch stoppen. Dafür bräuchte es allerdings eine Zweidrittelmehrheit im heutigen Hauptausschuss.
Bei ihrer Jahreshauptversammlung hatte die Norderstedter Feuerwehr eine weitere Änderung ihrer Struktur beschlossen, die ihr per Gesetz vom Innenministerium verordnet worden war. 158 aktive Mitglieder stimmten im Plenarsaal des Rathauses einstimmig für die Abschaffung der Gemeindefeuerwehr – und die Umetikettierung zur Stadtfeuerwehr. Ehrenkamerad und Innenminister Hans-Joachim Grote war bei der Sitzung dabei und nahm zur Kenntnis, dass seine Heimatstadt nun die erste Stadtfeuerwehr ohne Berufsfeuerwehr in ganz Schleswig-Holstein ist. Dafür gibt es die elf Kollegen der hauptamtlichen Wachabteilung, die aber weder nachts noch am Wochenende arbeiten.
„325 Einsätze wurden 2018 alleine durch die hauptamtliche Wachabteilung wahrgenommen, und sie hat damit die Ehrenamtlichen werktags deutlich entlastet“, bilanzierte Wehrführer Wachtel in seinem Jahresbericht 2018. Die ehrenamtliche Feuerwehr Norderstedt bestehe aus 341 Mitgliedern. Laut Wachtel ist die Wehr damit im dritten Jahr in Folge gewachsen. Insgesamt sei das gute Wetter der Grund dafür gewesen, dass die Einsatzzahl der vier Ortswehren inklusive der Wachabteilung von 1124 auf 1017 gesunken sei.
Allerdings stieg die Zahl der Brandeinsätze auf 456, 74 mehr als 2017. 138 Mal mussten die Einsatzkräfte wegen fehlerhafter Brandmeldeanlagen ausrücken, 125 Mal unter dem Stichwort „Notfall, Tür verschlossen“. Über zu wenig Arbeit kann sich die Feuerwehr nicht beklagen. Entsprechend genervt scheinen die Kameraden von zusätzlichem Verwaltungsaufwand zu sein. „Heute vergehen zwei bis dreieinhalb Jahre, nachdem Haushaltsmittel zur Verfügung stehen, bis ein Fahrzeug bei uns auf dem Hof steht“, kritisierte Wachtel. „Wir tun das nicht, um sie zu ärgern. Niemand bremst oder blockiert ein Verfahren“, entgegnete Roeder und warb für Nachsehen.
Verdiente Kameraden wurden für ihre Dienste geehrt. Das Brandschutzehrenzeichen in Gold für 40 Jahre aktiven Dienst erhielt Karsten Bonnhoff, Florian Reichelt das in Silber für 25 Jahre. Frank Szeppek wurde mit dem Schleswig-Holsteinischen Ehrenkreuz in Bronze ausgezeichnet. „Seit mehr als einem Jahrzehnt bist du in der Ausbildung der technischen Hilfe und nun auch im e-learning aktiv. Danke dafür!“, sagte Kreiswehrführer Jörg Nero, bevor Landesbrandmeister Frank Homrich die Urkunde überreichte. Unter großem Applaus wurde Volker Pohlmann nach 51 Jahren im aktiven Dienst in die Ehrenabteilung verabschiedet. Dies haben bisher nur zwei Kameraden geschafft.