GROSS RÖNNAU. Für 15 Reiterstatisten geht es zurzeit um darum, ob sie ab Juni an der Seite des „Apachen-Häuptlings“ Alexander Klaws in Bad Segeberg kämpfen.
Einmal an der Seite von Winnetou und Old Shatterhand durch die Kalkberg-Arena reiten, den Geruch der Pferde aufsaugen, die Aura des Wilden Westens erleben und die Geschichten von Karl May in Fleisch und Blut übergehen lassen: Selbst 107 Jahre nach dem Tod Karl Mays träumen immer noch Hunderte junger Reiter davon, genau das einmal erleben zu dürfen.
Rund 200 ambitionierte Reiterstatisten hatten sich bei den Karl-May-Spielen beworben. Jetzt zeigten 15 vorausgewählte Bewerber, wie gut sie reiten können. In der ersten Gruppe, deren Reiter vor den kritischen Augen von Silvia und Andrea Kassel bestehen müssen, ist auch eine Segebergerin: Lara Saggau. Die 16-Jährige reitet seit vier Jahren, ist mit Bürgervorsteherin Monika Saggau weder verwandt noch verschwägert. Sie besucht den elften Jahrgang des Berufs-Bildungs-Zentrums und hat schon mal nachgerechnet. „In diesem Jahr käme es genau hin, dass ich keine Freistellung von der Schule bräuchte“, erzählt sie.
Als Segebergerin ist sie quasi mit Winnetou aufgewachsen, keine Spielsaison hat sie ausgelassen. „Einmal selbst hier reiten zu können, das war schon immer mein Traum“, erzählt die junge Frau. Eine, die sehr wahrscheinlich dabei sein dürfte, ist Kim Sophie Steuber aus Hamfelde im Kreis Stormarn. Wie sie im Sattel sitzt, da müssen auch die Karl-May-Damen neidlos den Hut ziehen. „Sie ist Springreiterin der obersten Klasse. Das sieht man sofort“, verrät Renate Gilenski, Pressesprecherin der Karl-May-Spiele. Die 20-Jährige ist mit Pferden aufgewachsen. Fünf Stück stehen zu Hause im Stall. Dennoch, die zierliche junge Frau gibt sich bescheiden: „Wenn man mich auswählen würde, das wäre schon etwas ganz Besonderes für mich.“
Auf den Zuschlag hofft auch Michelle Schmalz (20), die damit in die Fußstapfen ihres Opas Kurt Blume treten möchte. Der nämlich war Anfang der 70er-Jahre Pyrotechniker bei den Karl-May-Spielen. Seine Enkelin dort reiten zu sehen, wäre sicherlich ein Moment, den er so schnell nicht vergessen dürfte. Ein paar Tage werden sich die Bewerber allerdings noch gedulden müssen, bis die Kassel-Schwestern ihre Aufzeichnungen ausgewertet und entschieden haben. Rund vier Wochen sind seit dem Aufruf zur Bewerbung vergangen. Von dem Tag an stand das Telefon bei Silvia Kassel nicht mehr still, die bei den Karl-May-Spielen für alles rund um Ross und Reiter zuständig ist. Jedes Jahr wühlt sich durch den Berg der Bewerbungen und führt in der Regel um die 40 Vorstellungsgespräche am Telefon. Und dann kommt der Tag, an dem die Bewerber zeigen müssen, wie gut sie im Sattel sitzen und ob sie mit Pferden umgehen können. Wer es bis hierhin geschafft hat, der ist zwar weit gekommen, aber am Ziel ist er oder sie immer noch nicht, denn von den 15 „Vorreitern“ werden nur sechs das Glück auf ihrer Seite haben. Zusammen mit sechs Reiterstatisten aus dem Vorjahr werden sie vom 29. Juni bis zum 8. September dabei sein, wenn das Abenteuer „Unter Geiern – Der Sohn des Bärenjägers” aufgeführt wird, das zuletzt 2004 an der Reihe war.