Norderstedt. Schülerin Carlotta Dietze übergibt in der Norderstedter Tagesaufenthaltsstätte 50 Spendentaschen an Hilfsbedürftige.

Als die 16 Jahre alte Carlotta Dietze im vergangenen Sommer eine Fernseh-Dokumentation über die Armut in Deutschland sieht, fasst sie einen Entschluss: Sie möchte bedürftigen Menschen helfen. „Mich hat die Sendung sehr berührt. Ich hatte das Gefühl, etwas unternehmen zu müssen“, sagt Carlotta. Noch mitten in der Nacht arbeitet sie gemeinsam mit ihren Eltern einen Plan aus. Die Idee: Obdachlose sollten nicht nur an den Weihnachtsfeiertagen unterstützt werden – sondern auch in der restlichen Zeit des Jahres, in der selten an sie gedacht wird.

Gemeinsam mit Pastor Detlef Kühne übergibt Carlotta am Sonnabendmorgen 50 Taschen mit nützlichen Sachen in der Norderstedter Tagesaufenthaltsstätte (TAS) der Diakonie für wohnungslose und hilfsbedürftige Menschen. In den großen blauen Tüten befinden sich Decken, Schals, Mützen, Handschuhe, Socken, Hustenbonbons und Pflaster. „Das soll ein kleines Zeichen unserer Wertschätzung sein. Besonders toll finde ich, dass ein 16-jähriges Mädchen das Projekt ins Leben gerufen hat“, sagt Pastor Kühne, während die Besucher der TAS dankbar applaudieren. „Mit so einer schönen Aktion habe ich gar nicht gerechnet“, sagt Frührentnerin Marianne Hildebrandt. Rund 20 bis 30 Besucher kommen jeden Tag in die Tagesaufenthaltsstätte. So wie die 57 Jahre alte Hildebrandt.

Carlotta Dietze engagiert sich in der Freien evangelischen Gemeinde Norderstedt, hält Kindergottesdienste und nimmt am Teen- und Jugendtreff teil. Sie konnte die Gemeinde schnell begeistern, Sachen sowie 700 Euro für den guten Zweck zu spenden. „Ich bin total glücklich, dass so viele Menschen mitgeholfen haben“, sagt die Schülerin des Gymnasiums Harksheide.

Schon als kleines Mädchen bewegte sie das Schicksal der Wohnungslosen. Mit acht Jahren hat Carlotta einen obdachlosen Mann vor einem Supermarkt sitzen sehen. Gemeinsam mit ihrer Mutter kaufte sie ihm einen Apfel und eine Birne. „Sein glückliches Gesicht zu sehen, hat mich schon damals sehr berührt.“ Heute geht die Norderstedterin offen auf hilfsbedürftige Menschen zu. Sie redet mit ihnen, spendet ein wenig Geld und wünscht ihnen einen schönen Tag. Carlotta: „Wir sollten nicht mit Scheuklappen an diesen Menschen vorbeigehen. Wir müssen hinsehen und mit ihnen sprechen – vielleicht geben wir ihnen damit ein Stückchen Hoffnung.“ Ihre Aussagen klingen sehr reif.

Pastor Detlef Kühne möchte Carlottas Projekt gern weiterführen. „Junge Leute in unserer Gemeinde sollen das Gefühl haben, etwas bewegen zu können“, sagt der 56-Jährige.