Norderstedt. Kommunalpolitiker diskutieren am Donnerstag über die Qualität der Mittagsverpflegung für rund 2500 Kinder in Norderstedt.

Wie gesund soll das Mittagessen in den Norderstedter Kitas sein? Und wie viel Bio soll in den Mahlzeiten stecken, die die Kinder jeden Tag zu sich nehmen? Über diese Fragen und die Qualität des Mittagessens für die Jüngsten insgesamt wird der Jugendhilfeausschuss in seiner heutigen Sitzung diskutieren (ab 18.15 Uhr, Rathaus) und damit auch über Kriterien für die Ausschreibung der Kita-Verpflegung – der jetzige Vertrag läuft zum 31. August aus.

Gut 3300 Kinder werden in Norderstedter Kitas betreut. Rund 2500 von ihnen bleiben über die Mittagszeit hinaus in den Einrichtungen und bekommen warme Mahlzeiten. Dafür gibt die Stadt rund zwei Millionen Euro jährlich aus. Der Elternbeitrag von 35 Euro pro Monat deckt etwa die Hälfte der Kosten.

Kein einheitliches Bild bei Mittagsverpflegung

Bei der Mittagsverpflegung ergibt sich ein buntes Bild: Die Stadt fährt zweigleisig, die Küche in der „Pellworminsel“ beliefert die Kita im Haus sowie die Kitas am Storchengang und die „Wichtelhöhle“ mit Essen. Die Küche an der Tannenhofstraße kocht für „ihre“ Kinder täglich frisch. Das evangelische Kitawerk, mit rund 1200 Plätzen größter Anbieter in der Stadt, überlässt es den einzelnen Kitas, was bei ihnen auf den Tisch kommt. Dabei orientieren sie sich, so eine Sprecherin, natürlich an Kriterien wie Regionalität und Nachhaltigkeit der Produkte.

Da ist ein freier Kita-Träger schon weiter: Das norwegische Unternehmen Ulna bereitet die Mahlzeiten für die Kinder ausschließlich mit Produkten aus ökologischem Anbau zu und ist entsprechend zertifiziert. Die Norweger versorgen nicht nur die 130 Jungen und Mädchen in den eigenen Einrichtungen „Lillesand“ im Herold-Center und „Kristiansand“ an der Müllerstraße mit warmen Mahlzeiten, sondern auch elf Kitas in Hen­stedt-Ulzburg, eine Ganztagsgrundschule in Norderstedt und eine Kita in Hamburg-Altona. 1450 Essen bereiten die Mitarbeiter in der Küche an der Müllerstraße täglich zu. „Damit sind wir an der Kapazitätsgrenze angekommen“, sagt Jens-Udo Erhardt, Catering-Leiter beim norwegischen Kita-Anbieter, der das Catering ausbauen will.

SPD will frisch gekochtes Essen für alle Ellerauer Kitas

Alle Jungen und Mädchen in den Ellerauer Kitas sollen mittags frisch zubereitetes Essen bekommen. Dafür spricht sich die örtliche SPD aus, die im Vorjahr den entsprechenden Antrag gestellt hatte und das Thema nun weiterverfolgt.

„Bisher wird für die rund 270 Grundschüler, die Kinder in der Minischule und die ,Dorfknirpse’, die allesamt auf dem Schulgelände an der Dorfstraße beheimatet sind, täglich frisch gekocht. Dieses gesunde Angebot wollen wir auf die anderen beiden Kitas ,Uns Lütten’ und ,Lilliput’ erweitern“, sagt Eckart Urban, Vorsitzender der Ellerauer Sozialdemokraten.

Die Kinder in diesen beiden Kitas werden von der Küche in der Seniorenresidenz mitversorgt, und zwar mit „für Senioren wohl angemessene, aber nicht unbedingt kindgerechte Mahlzeiten“, wie SPD-Fraktionschefin Claudia Hansen findet.

Um allen Kindern Essen zu bieten, das sich an den Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung orientiert, müsste eine der beiden Aufwärm- und Verteilküchen in den Kitas ,Uns Lütten’ und ,Lilliput’ zu einer voll funktionsfähigen Kochstelle erweitert werden. Außerdem müssten weitere Mitarbeiter eingestellt werden.

„Die eine Einrichtung könnte die andere dann mitversorgen, weil beide dicht nebeneinander liegen“, sagt die SPD-Fraktionschefin. Momentan ermittle die Verwaltung die Kosten für die täglich frisch zubereitete Vollverpflegung aller Kita-Kinder in der Gemeinde, dann muss die Politik entscheiden.

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Der „Verein der Kinder wegen“ betreibt sechs Kitas in Norderstedt, Küchenleiterin Sabine Blank und ihr Team bereiten jeden Tag 450 Mahlzeiten in der Küche in der Kita Frederiks­park frisch zu. Das Küchenteam orientiert sich dabei an den Kriterien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE).

Grundlage ist ein Vier-Wochen-Plan. In dieser Zeit sollen die Kita-Köche und -köchinnen den Kindern 20-mal Getreideprodukte oder Kartoffeln servieren. Ebenso oft soll Gemüse auf die Teller kommen, höchstens aber achtmal Fleisch oder Wurst. Auch für die Speisepläne und die Zubereitung nennt die DGE klare Vorgaben.

Und sie bietet Kitas wie Caterern die Möglichkeit, sich zertifizieren zu lassen. „Das Verfahren ist aufwendig, und der Aufwand steht in keinem Verhältnis zum Nutzen“, sagt Ulf Bünning, Geschäftsführer des Vereins, der sich daher entschieden hat, sich an den DGE-Kriterien zu orientieren. Bünning wird sich heute Abend die Diskussion im Jugendhilfeausschuss anhören.

Basis sind die Ergebnisse eines Prüfauftrags: Die CDU hatte im Herbst den Antrag gestellt, nur noch Caterer zu beauftragen, die von der DGE zertifiziert sind und zudem ein Bio-Zertifikat vorweisen können. „Die Anzahl der Caterer, die bei der DGE als Referenzbetriebe gelistet sind, ist in den Hamburg und Schleswig-Holstein verschwindend gering“, sagt Norderstedts Sozialdezernentin Anette Reinders.

Verpflegung ist Thema im Ausschuss

Weiter eingeschränkt werde die Auswahl durch die Anfahrt von der Produktionsküche der Caterer zu den Kitas, da das Essen warmgehalten werden müsse. Schon bei den letzten Ausschreibungen sei die Zahl der Angebote auf ein absolutes Minimum gesunken. Die Verwaltung sieht daher die Gefahr, dass sich nur ein Caterer bewirbt, was zu deutlich höheren Kosten führen könnte. Oder der Auftrag könnte nicht vergeben werden, weil es überhaupt keinen Anbieter gibt.

„Die DGE-Richtlinien bringen Caterern zwar Pluspunkte bei der Bewerbung, sie sind aber nicht das einzige Auswahlkriterium“, sagt Reinders. Daneben gebe es weitere Anforderungen: Bestellverfahren, maximale Warmhaltezeit, Anteil Fachkräfte in der Produktion, Anteil regionaler Produkte, Anteil von Produkten aus ökologischer Landwirtschaft und schließlich der Preis.

Die Verwaltung verweist auf die Untersuchung der Hamburger Verbraucherzentrale, die 2018 ermittelte, dass 13 von 20 Zulieferern den Begriff „Bio“ zu Unrecht verwendeten. Die Caterer hatten daraufhin protestiert, die Analyse als „Frechheit“ bezeichnet und Korrekturen zugesagt. Wenn die Norderstedter Politiker das wollten, könne bei der nächsten Ausschreibung ein Bio-Zertifikat für entsprechende Bestandteile des Essens von den Caterern verlangt werden. „Grundsätzlich wäre mehr Bio in der Kitaverpflegung zu begrüßen. Allerdings sind damit Mehrkosten von 10 bis 15 Prozent verbunden“, sagt Reinders.

Kita-Verpflegung, Jugendhilfeausschuss Do 14.2., 18.15 Uhr, Rathaus