Kreis Segeberg. Wege-Zweckverband gibt die Papierentsorgung zum neuen Jahr ab. In den Kommunen wird über den Sinn der Container gestritten.
Die Schließung des Recyclinghofs in Norderstedt zum Jahreswechsel ist zwar abgewendet worden (das Abendblatt berichtete), doch eine weitere Maßnahme des Wege-Zweckverbandes (WZV) wird ab dem 1. Januar direkte Auswirkungen auf die Menschen in der Region haben. Das kommunale Entsorgungsunternehmen, an dem 94 Städte und Gemeinden des Kreises beteiligt sind, gibt seine 34 Standorte für die Entsorgung von Altpapier auf. Dadurch sollen pro Jahr 64.000 Euro eingespart werden.
„Die Papierqualität ist nicht gut, sodass sich kein ausreichender Erlös erzielen lässt“, hatte Julia Hobohm, die für den Abfallbereich beim WZV zuständig ist, schon im Herbst zur Erklärung gesagt. Außerdem habe es oft Beschwerden gegeben, dass die Sammelplätze verdreckt seien. Den Ämtern und Gemeinden stehe es frei, den Bürgern den Service weiter anzubieten. Sie können Altpapier auch weiterhin in den blauen Tonnen entsorgen.
Jetzt wird die Umstellung vollzogen. Und das – je nach Kommune – sehr unterschiedlich. Theoretisch ist bis auf Norderstedt, das die Entsorgung selbst regelt und nicht Mitglied im WZV ist, jedes kleine Dorf betroffen. Allerdings haben längst nicht alle Gemeinden eigene Standorte. Wichtig sind deswegen die zentralen Plätze. Etwa in Henstedt-Ulzburg. Dort hatte Bürgermeister Stefan Bauer schon nach Bekanntwerden der Entscheidung die Befürchtung entkräftet, dass die Einwohner nun mit jedem Korb Altpapier zum nächsten Recyclinghof fahren müssten. „Papier ist der wirtschaftlichste Teil der Abfallentsorgung, damit lässt sich Geld verdienen.“
Vermüllte Sammelplätze sorgen für Ärger
Neun Container stehen im Gemeindegebiet. Henstedt-Ulzburg hätte alle abbauen oder die Anzahl reduzieren können. Die Verwaltung entschied aber, vorerst bis 31. März 2019 direkt den Dienstleister, die Brockmann Recycling GmbH aus Nützen, zu bezahlen. Diese Firma war bisher im Auftrag des WZV tätig. Wie es auf Dauer weitergehen soll, ist fortan Thema im neuen Umwelt- und Naturausschuss, der am 4. Februar erstmals tagen wird. Ein Ärgernis für viele Henstedt-Ulzburger ist die häufige Vermüllung der Sammelplätze – hier insbesondere am Autobahnzubringer.
Dieses Problem beschäftigt auch Kaltenkirchen. Dort sagt Bürgermeister Hanno Krause: „Es bleibt, wie es ist, um einen Übergang zu schaffen. Wir wollen es nicht abrupt abbrechen.“ Trotzdem stellt er das System grundsätzlich zur Disposition. „Wir müssen es kritisch hinterfragen. Überwiegend erfolgt eine gewerbliche Entsorgung.“ Unternehmen dürfen aber ihr Altpapier eben nicht in diesen Containern entsorgen, sondern sollen diese Dienstleistungen gegen eine Gebühr direkt über den Wege-Zweckverband buchen. Krause: „Die Bevölkerung hat in der Regel Papiertonnen. Laut WZV hat deren Anzahl in den Haushalten zugenommen. Das begrüße ich sehr.“
Auch Ellerau arbeitet zunächst weiter mit Brockmann zusammen. „Die Absage des WZV ist eine sehr unglückliche Lösung. Die Gemeindevertreter haben beschlossen, dass die Gemeinde die Kosten von 11.000 Euro pro Jahr übernimmt“, sagt Bürgermeister Ralf Martens. Das soll aber nur eine Übergangslösung sein. Er selbst könnte sich vorstellen, dass der Ort ganz auf die beiden Container am Freibad und am Brombeerweg verzichtet. „Altpapier könnte in der blauen Tonne entsorgt werden. Dafür zahlt jeder Haushalt Gebühren“, so Martens, der im Verzicht auf die großen Sammler einen erheblichen Vorteil sieht: Die Firmen könnten ihren Papiermüll nicht mehr auf Kosten der Allgemeinheit entsorgen, sondern müssten extra dafür bezahlen. Denkbar sei auch, dass die Gemeinde nur einen Container behält und so die Kosten halbiert.
Für die Gemeinde Nahe verkündet Bürgermeister Holger Fischer: „Die Container hinter Lidl verschwinden komplett. Fast jeder Haushalt hat eine eigene Tonne. Hier in Nahe hat fast nur Kleingewerbe das Altpapier entsorgt.“
Während einige Gemeinden also bei den Containern mehr zahlen müssen, trifft das ab 1. Januar 2019 auch auf alle Privathaushalte im WZV-Gebiet zu – denn die Müllgebühren steigen um 17,7 Prozent. Grund hierfür sind laut WZV die gestiegenen Kosten bei der Entsorgung und den Deponien. Ansonsten hätte der Etat eine Unterdeckung.