Norderstedt. Bürgerbeteiligung: Sie können beim Online-Voting ihre Wunschtrasse für die Strecke von Norderstedt nach Bad Bramstedt nennen.

Mit dem Rad schneller zur Arbeit, zur Schule zum Einkaufen und aufs Auto verzichten – das sollen die Radschnellwege ermöglichen, die von Hamburg aus ins Umland führen werden. Acht Routen gehören zu diesem Leitprojekt der Metropolregion Hamburg, auch die 30,4 Kilometer lange Strecke von Norderstedt nach Bad Bramstedt und das Gegenstück von Norderstedt Richtung Hamburger City. Doch Hamburg und die Umlandgemeinden wollen nicht die Profis allein entscheiden lassen, wo genau die schnellen Verbindungen für Radler verlaufen. Die Bürger haben das Wort, sie können Vorschläge zum Streckenverlauf machen. Vorgesehen ist ein Online-Voting im Januar oder Februar 2019.

Bisher haben Planer breite Korridore festgelegt

„Wir werden den genauen Termin rechtzeitig bekannt geben“, sagt Christine Haß, Radverkehrsexpertin im Norderstedter Rathaus. Es sei das erste Mal, dass die Norderstedter und die Bewohner von Henstedt-Ulzburg, Kaltenkirchen und Bad Bramstedt ihre Wünsche zu einem Verkehrsprojekt von einer derartigen Tragweite im Internet äußern könnten. Die Ergebnisse sollen einfließen, wenn die Vorzugsvariante ausgewählt wird.

Das ist der nächste Schritt in einem umfassenden Planungsprozess. Das Fachbüro PGV Alrutz aus Hannover wird das Projekt weiter vorantreiben, momentan sammeln die Fachleute Daten für mögliche Trassen. Gemeinsam mit den örtlichen Experten wollen sie das Feintuning erarbeiten, bisher existiert lediglich ein grobes Raster, die Korridore, die vom Zentrum wie Finger in die Landkreise um Hamburg herum ragen. Und die sind noch reichlich breit, reichen beispielsweise vom Rugenbarg im Westen bis zur Straße Am Böhmerwald im Osten Norderstedts, eine Distanz von rund drei Kilometern.

Dem ortskundigen Radler wird sofort die AKN-Trasse einfallen, schon jetzt gern und viel als Nord-Süd-Verbindung durch Norderstedt genutzt. Zudem noch abseits großer Straßen, also eine ideale Trasse für einen Radschnellweg? „Dann müssten wir den vorhandenen Radweg um drei Meter verbreitern, und es ist fraglich, ob das überall problemlos möglich ist“, sagt die Radfachfrau von der Verwaltung. Sie nennt Qualitätsstandards für die geplanten schnellen Radverbindungen: Vier Meter breit müssen sie sein, asphaltiert und möglichst querungsfrei, sodass die Radler möglichst wenig stoppen müssen, um Autos passieren zu lassen. Allerdings könne bis zu 20 Prozent von diesen Auflagen abgewichen werden.

Mit Tempo radeln oder lieber im Grünen

Auch auf der anderen Seite der Stadt ist ein Schnellweg für Radler denkbar, entlang der Schleswig-Holstein-Straße existiert schon ein Asphaltbelag, der gern auch von Inline-Skatern, Skateboardern, zunehmend aber auch von Pedelecs, E-Bikes, und elektronisch angetriebenen Kleinfahrzeugen wie E-Tretrollern, Hoverboards, E-Wheels und Segways befahren wird. Die wichtige Nord-Südachse ist ohnehin gerade im Gespräch – der Landesbetrieb Verkehr soll in einer Machbarkeitsstudie ermitteln, wie die Straße leistungsfähiger werden kann.

Christine Haß ist gespannt auf das Bürgervotum. Da könnten sehr unterschiedliche Ansichten aufeinanderprallen. Die einen favorisieren einen Weg, der hohes Tempo zulässt, andere wollen vielleicht lieber überwiegend im Grünen radeln. Was beim vierwöchigen Online-Wunschkonzert herausgekommen ist, fließt in die Pläne ein. Steht die optimale Trasse, wird sie den Bürgern in zwei Veranstaltungen in Norderstedt und Henstedt-Ulzburg vorgestellt. Die Politiker in den beteiligten Gemeinden müssen diese Variante in einem Grundsatzbeschluss absegnen. „Die Norderstedter sind sogar zweimal dran. Weil die Stadt Schnittstelle zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein ist, müssen sie auch über die Verbindung nach Hamburg hinein entscheiden“, sagt Christine Haß.

Im weiteren Verfahren werden die Kosten ermittelt. Voraussichtlich 2020 sind dann erneut die Kommunalpolitiker gefragt, um dem Millionenprojekt endgültig auf die Beine zu helfen.