Norderstedt. Der junge Südkoreaner begeisterte das Publikum bei seinem Konzert in der Reihe Cognito in der Norderstedter „TriBühne“.

Die ersten Anschläge kamen unvermutet sanft – so, als wolle Pianist Minsoo Hong den Flügel testen. Doch dann schlug der 25-Jährige mit Bravour zu, nahm die Kraft aber gleich wieder zurück, kroch fast ins Instrument hinein, um es scheinbar zu ergründen. Und um die Tasten gleich wieder zu attackieren.

Ludwig van Beethovens Klaviersonate Nr. 13 in Es-Dur, Opus 27, Nr. 1, stand als erstes Stück auf dem Programm des Cognito-Konzerts in der „TriBühne“ mit dem Stipendiaten der Yamaha-Music-Foundation, die die beliebte Konzertreihe mit der „TriBühne“ veranstaltet. Rund 120 Klassikmusik-Freunde hörten Minsoo Hong – und waren am Ende des Konzerts fasziniert, sogar vom modernen Stück des Komponisten John Paul Corigliano.

Nun kannte auch Beethoven das Wechselbad der Gefühle nur zu gut, doch Minsoo Hong setzte mit seiner Interpretation der Sonate kräftig eins drauf. Und spielte sich damit für die Etude Fantasy ein, die John Paul Corigliano 1976 schrieb. Der 80 Jahre alte amerikanische Komponist ist ein Freund der kompromisslosen Töne, und die setzte Minsoo Hong ebenso kompromisslos um. Diesmal jedoch folgte er der Tondichtung exakt, übertrieb nicht, sondern forcierte die Inhalte der fünf Etüden mit Esprit und Hingabe, Raffinesse und Virtuosität – ein Hörgenuss. Der junge Pianist hat den alten Komponisten gut studiert.

Er wühlt im Klavier, bringt den Flügel zum Beben. Attacken wechseln abrupt mit träumerischen Sequenzen, bis der letzte Ton verhaucht, bis das Publikum diese wunderbare Interpretation mit Jubel honoriert.

Auch mit seinem Spiel von Franz Liszts Bearbeitungen von Opern-Passagen von Richard Wagner, Charles Gounod und Vicenzo Bellini kann der Südkoreaner begeistern. Besonders Isoldes Liebestod gelingt ihm mit Tiefe, während er in Bellinis „Norma“ die Melodiosität exzellent herausarbeitet und das Konzert mit einem phänomenalem Finale beendet.