Norderstedt. Die Ladeinfrastruktur für Elektro-Autos wächst. Stadtwerke wollen bis 2019 auf 25 Standorte erweitern

    Die Verkehrswende ist lautlos, nur ein leises Surren verrät sie. Wer mit einem E-Auto unterwegs ist, reduziert die Lärmkulisse. Doch was akustisch so unscheinbar ist, fällt mittlerweile in Norderstedt optisch auf. Knallgrün, weiß umrandet, so sind überall in der Stadt die öffentlichen Parkflächen gekennzeichnet, auf denen die elektrischen Fahrzeuge aufgeladen werden dürfen. Mittlerweile sind das gar nicht mal so wenige. 15 der insgesamt 18 Standorte betreiben die Stadtwerke, der neueste wurde nun auf dem Aldi-Parkplatz am Buckhörner Moor eröffnet.

    Zum Vergleich: Stadtweit gibt es 15 klassische Tankstellen – allesamt ohne Zapfsäule für Strom. Ausnahme: Die Oyster Terfort an der Segeberger Chaussee; diese befindet sich aber formal auf Hamburger Stadtgebiet, wenn auch direkt an der Grenze zu Norderstedt.

    „Wir haben von der Stadt, der Politik den Auftrag für die Ladeinfrastruktur bekommen“, sagt Stadtwerke-Pressesprecher Oliver Weiß, der natürlich mit einem Auto ohne Verbrennungsmotor zum Pressetermin gekommen ist. Es habe etwas gedauert, bis die Standortsuche und die technische Machbarkeit geklärt gewesen seien. „Wir wollten die Abrechnung nicht selber machen. Jetzt arbeiten wir mit Stromnetz Hamburg zusammen, die Nutzer sind Teil des Gesamtnetzes.“

    101 E-Autos sind derzeit in Norderstedt zugelassen

    Je mehr Ladesäulen, desto eher sind Menschen bereit zum Wechsel, desto mehr wächst die Akzeptanz für die klimaschonende Alternative. Niemand will mit leerer Batterie auf einer Hauptstraße stehen bleiben, weil der nächste Anlaufpunkt zu weit entfernt war. In Norderstedt, einer fraglos durch seinen dichten Verkehr geprägten Kommune, dürfte das nicht mehr passieren dank der erweiterten Infrastruktur. „Am Puls der Zeit bleiben“, so beschreibt Heiko Bartsch, Geschäftsführer der MoorbekPassage, das Bestreben nach der Lademöglichkeit auf dem Parkplatz des Discounters.

    Das Parken ist dort für zwei Stunden gratis. An einer Säule können zwei Autos gleichzeitig tanken, das ist überall dort der Fall, wo die Stadtwerke Betreiber sind – Ausnahme ist der Stadtpark, wo es die doppelte Kapazität gibt. Drei Bezahlmodelle stehen zur Auswahl: per App, per SMS oder mit einem Chip, der bei den Stadtwerken erhältlich ist und einen Abschluss des hierfür vorgesehenen Stromtarifs Watt2Go beinhaltet. Oliver Weiß: „Eng mit der E-Mobilität verbunden ist der Fluss von Informationen – wie viel Restleistung hat das Auto, wie weit ist der nächste Ladepunkt entfernt. Dafür ist die App hilfreich.“ Übrigens auch, um überhaupt erst einmal zu wissen, ob ein Platz nicht schon belegt ist.

    Dennoch wird aktuell nur eine Nische bedient. Rund ein Prozent aller bisherigen hiesigen Neuzulassungen 2018 – 39 von 3153 – sind E-Fahrzeuge. Im Kreis fahren 312 solcher Autos, 101 davon in Norderstedt. Dazu gehört aber auch die Flotte der Verwaltung. Allein die Gesamtzahl der Pkw in der Stadt beträgt 45.222, kreisweit sind es 163.011. Zum Vergleich: Bundesweit wurden im Juli 2526 Elektroautos neu zugelassen.

    An den Voraussetzungen in Norderstedt soll die E-Mobilität zumindest nicht scheitern. Weiß kündigt an, dass die Stadtwerke bis 2019 auf 25 Standorte mit 50 Ladesäulen aufrüsten wollen. „Diese Dimension reicht mittelfristig.“ Achternfelde, Ochsenzoller Straße, Segeberger Chaussee, Oststraße, Poppenbütteler Straße – hier werden unter anderem demnächst weitere Parkflächen entsprechend umgewidmet. Zusätzlich hat das Autohaus Lüdemann an der Niendorfer Straße und am Hummelsbütteler Steindamm öffentlich nutzbare Standorte. Wer einen Tesla fährt, kann diesen am Nordport Plaza Hotel laden.