Henstedt-Ulzburg. Weil Henstedt-Ulzburgs einzige Touristenattraktion schwer zu finden ist, werden demnächst neue Hinweisschilder aufgestellt
Sonntags mit dem Fahrrad unterwegs: Für Stephan Fux ist das eine angenehme Art, die Freizeit zu gestalten. Als er jedoch die Alsterquelle in Henstedt-Ulzburg ansteuerte, hatte der Norderstedter so seine Probleme. Denn die Quelle liegt versteckt, ist so gut wie überhaupt nicht ausgeschildert und daher nur schwer zu finden. Die Standardfrage vieler Ausflüger von außerhalb an einheimische Passanten aus Henstedt-Rhen lautet deshalb auch: „Wo ist hier eigentlich die Alsterquelle?“
Stephan Fux konnte das Ziel seines Sonntagsausflugs schließlich per Google Maps ausfindig machen. Das ist eine Möglichkeit, die aber von vielen Ausflüglern, die sich per Rad aus Hamburg der Quelle ihres Heimatflusses nähern wollen, offenbar kaum genutzt wird. Tatsächlich aber gibt es in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg nur wenige Hinweise auf die einzige Touristenattraktion, die der Ort zu bieten hat.
Die Alsterquelle ist in Henstedt-Ulzburg allgegenwärtig: Es gibt Hunde und Katzen, die in ihrem Stammbaum den Namen der Quelle tragen, es gibt ein Hotel mit dem Namen – obwohl es eine ganze Ecke entfernt liegt –, einen Tennisclub, Sportanlagen, eine kardiologische Arztpraxis, eine Reitschule, einen Reitstall, eine Meerschweinchenzucht, einen Weinhandel, eine Bushaltestelle – alle schmücken sich mit dem Namen Alsterquelle, die tatsächlich versteckt am Hein-Timm-Weg im Ortsteil Rhen liegt.
Hein Timm, in früheren Jahrzehnten ein populärer Hamburger Volkssänger, Komponist und Entertainer, der selbst nur wenige hundert Meter entfernt von der Quelle am Kirschenweg lebte, hätte sich geärgert, wenn zu seinen Lebzeiten so mit der Henstedt-Ulzburger Sehenswürdigkeit umgegangen worden wäre. Tatsächlich gibt es im ganzen Ort nur ein einziges Hinweisschild auf die Quelle des für Hamburg so wichtigen Flusses. Und das steht verschmutzt und leicht verrostet am Eingang des Quellenweges, der an dieser Stelle von der Straße An der Alsterquelle abzweigt. Wer dieses Schild erreicht, ist schon ein gutes Stück vorangekommen und hat es nicht mehr weit zum Hein-Timm-Weg. Radler oder Autofahrer, die aus Richtung Süden kommen, werden das Schild allerdings kaum sehen: Es steht für sie versteckt hinter einem Gartenzaun. Nur aus Richtung Norden ist es zu sehen.
Ansonsten: Fehlanzeige. Im ganzen ort fehlt es an Hinweisen auf die Alsterquelle, die vor allem bei Hamburgern offenbar hoch im Kurs steht. An den Wochenenden kommen viele Ausflüger, um zu sehen, wo ihre Alster entspringt. Es kommt gelegentlich auch vor, dass ein Busunternehmen die Quelle mit Tagestouristen ansteuert. Für Henstedt-Ulzburger ist die Alsterquelle keine Besonderheit, für viele Hamburger aber schon.
Und das erwartet die Besucher der Alsterquelle: Sie ist ummauert und mit einer Bronzeplatte, 1968 eingebracht, versehen, die eine badende Nixe vor der Burg aus dem Hamburger Wappen und den Schriftzug „Quellgrund der Alster“ zeigt. Manchmal ist die eingefasste Quelle auch verdreckt, was vor allem darauf zurückzuführen ist, dass Jugendliche die Umgebung der Quelle als Partymeile nutzen. Ein Unterstand mit Tisch und Bänken schafft Party-Atmosphäre, ist aber eigentlich als Raststätte für Wanderer und Radfahrer gedacht.
Tatsächlich gehört die Alsterquelle der Hansestadt Hamburg – und das bereits seit dem 14. Jahrhundert, als sich die Stadt die Besitzrechte für 1050 Mark sicherte. Weil diese Urkunde aber nur für die „Alte Alster“ weiter östlich galt, sicherte sich Hamburg 1768 auch die Rechte für den westlichen Teil der Alster von Naherfurt bis zur Quelle, um den benötigten Wasserzustrom zu gewährleisten. Die Quelle liegt aber natürlich auf Henstedt-Ulzburger Gebiet.
Im Rathaus teilt man die Bedenken vieler Bürger und des Hamburger Abendblatts: Die Ausschilderung dieser kleinen Attraktion ist miserabel. Deshalb soll auch möglichst schnell Abhilfe geschaffen werden. „Wir arbeiten zurzeit einen Plan für eine bessere Ausschilderung der Alsterquelle aus“, sagte Malte Pohlmann, Sprecher der Gemeindeverwaltung. Ob die neuen Hinweisschilder allerdings noch in diesem Jahr kommen, ist fraglich. In jedem Falle soll die Bevölkerung darüber informiert werden, so Pohlmann.