Norderstedt. Mehr als 500 Besucher. Für die Musikmeile im nächsten Jahr ist auch eine Bühne auf dem Norderstedter Rathausmarkt geplant.

„Wo de Nordseewellen...“ klang es aus einer hinteren Passage an der Rathausallee – dort, wo die Itzehoer Versicherungsagentur sitzt. Magisch werden Passanten von dem markigen Gesang zu Akkordeon, Gitarre oder Kontrabass angezogen. Das Duo Kabel JO mit Tristan an der Quetschkommode und Arne an Bassgeige und Klampfe singt Maritimes vor der Tür der Versicherung, während drinnen schon Gitarrist Rainer Blublitz und sein Pianist Michael Knauer ihr Equipment für den nächsten Set aufbauen. Es ist wieder Musikmeile an der Rathausallee, und aus allen Läden singt und klingt es.

„Wir sind zum ersten Mal dabei, und das bringt mächtig viel Spaß“, sagte Stefan Sordyl von der Itzehoer. Er ist auch im Lenkungsausschuss des Quartiersmanagements Norderstedt-Mitte, das die Musikmeile zum dritten Mal an die Rathausallee geholt hat. Mit 16 Bands in acht Läden. Mit den Restaurants ist auch die Versicherung dabei, die Haspa und die Buchhandlung am Rathaus inklusive des Weltladens.

Dort unterm großen Schirm schmetterte der Männerchor Rock on Schalom besten Rock über den Rathausmarkt. „Das hat richtig gute Laune gemacht“, sagte Annette Maletzke vom Weltladen.

Michael Schirmer (v. l.), Helmar Marczinski, Ulrich Michi Meletschus und Marcus Gnat boten in der Buchhandlung am Rathaus Jazz vom Feinsten
Michael Schirmer (v. l.), Helmar Marczinski, Ulrich Michi Meletschus und Marcus Gnat boten in der Buchhandlung am Rathaus Jazz vom Feinsten © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

Einer, der einmal an der Vicelin-Schalom-Kirche Pastor war und jetzt in der Kulturkirche Altona wirkt, kam auch wieder „nach Hause“. Michael Schirmer brachte mit Helmar Marczinski am Saxofon, Marcus Gnat am Kontrabass und Ulrich Memetschus am Schlagzeug Jazz und Blues auf die Musikmeile – und zwar von der feinen Art. Allerdings durfte das Quartett nicht wie der Chor vor der Tür auftreten, sondern musste wegen eventueller „Lärmbelästigung“ der Anwohner in der Buchhandlung spielen. Dort allerdings herrschte Sauna, die meisten Zuhörer blieben draußen sitzen.

„Wir wollen die Musikmeile im nächsten Jahr ausbauen und den gesamten Rathausmarkt einbeziehen“, sagt Thomas Will vom Quartiersmanagement Norderstedt-Mitte, der sich über mehr als 500 Zuhörer freute. Geplant sei auch ein Wettbewerb für junge Bands. Die Siegerbands könnten bei der Musikmeile auf einer Rathausmarkt-Bühne ihr Können zeigen.

Erika Hüls (links, 84 Jahre) und Erika Tauchert (74) wunderten sich über den leeren Rathausmarkt
Erika Hüls (links, 84 Jahre) und Erika Tauchert (74) wunderten sich über den leeren Rathausmarkt © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

„Es wäre gut, wenn der Rathausmarkt endlich belebt wird“, sagte Rajas Thiele-Stechemesser, Geschäftsführer der Mehrzwecksäle GmbH, zu der das Restaurant Hopfenliebe gehört. So klang und sang es zwar drumherum in den Läden, aber auf dem Rathausmarkt gab’s nur Currywurst & Co.

Im Tafelraum der Hopfenliebe brachte die Band False5 nach dem Duo The Wild Boyz die Hütte mit hoher Phonzahl und ebensolchen Temperaturen zum Kochen. Der Platz vor dem Rathaus musste leerbleiben – die Nachbarn könnten gestört werden.

„Diese Musikmeile ist eine tolle Idee, und das Publikum geht richtig gut mit“, sagte Timm Niklas Bartels von der Band. Das Rock-Pop-Quintett spielte schon vor drei Jahren auf der Musikmeile – und trat auch schon in der Haspa auf. Dort packten diesmal die Bands four4soul und Seven TS ihre Instrumente aus. „Die Musikmeile kommt gut an, wir hatten bei der ersten Band zirka 40 Zuhörer“, sagte Filialleiter Jan Schümann, bevor das Duo Seven TS mit Cover-Songs loslegte.

Iris aus Ellerbek und Stephan aus Norderstedt sind Fans der Norderstedter Musikmeile an der Rathausallee
Iris aus Ellerbek und Stephan aus Norderstedt sind Fans der Norderstedter Musikmeile an der Rathausallee © Heike Linde-Lembke | Heike Linde-Lembke

„Bei dem abwechslungsreichen Musikangebot könnte hier mehr los sein“, sagten die 84-jährige Erika Hüls, und die 74-jährige Erika Tauchert, die extra aus Langenhorn gekommen waren. Verwundert waren sie über den leeren Rathausmarkt. „Die Musik kommt gut an, vor allem, weil die Leute mitsingen dürfen, das macht gute Laune“, sagten Iris und Stephan aus Ellerbek und Norderstedt. Mitsingen – und zwar laut! – durfte das Publikum auch, als sich das Duo Kabel Jo mit dem Shanty „In Hamburg sagt man Tschüs!“ verabschiedete.