Norderstedt. Insekten sind vom Aussterben bedroht. Die Herberge in Glashütte bekommt ein zeitgemäßes Innenleben, damit sich die Tiere wohlfühlen
Fach für Fach wird erneuert. Das Insektenhotel hinter dem Fossi-Haus, ein Stück entfernt von der Straße Am Böhmerwald, bekommt ein neues Innenleben. Und von den neuen Möbeln sollen vor allem die Wildbienen profitieren. „Es gibt 560 bis 570 Arten, die Hälfte davon ist vom Aussterben bedroht“, sagt Jelena Jurth, bei der Stadt Norderstedt für die Artenvielfalt zuständig, aber am Montag mehr interessierter Gast eines Projektes, mit dem die wild lebenden Immen gerettet werden sollen. Sie sind gegenüber ihren domestizierten Verwandten, den Honigbienen, ins Hintertreffen geraten, brauchen aber ebenso Fürsorge, denn: Sie finden immer weniger Nahrung, es gibt kaum noch Blühstreifen an den Rändern der intensiv bewirtschafteten Felder. Immer mehr Flächen werden versiegelt.
Zusammengetan haben sich die Schüler des Wahlpflichtunterrichts „Angewandte Naturwissenschaften“ mit Lehrerin Barbara Krenz-Zwerger von der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark, der Naturschutzbund Norderstedt und der Förderkreis Ossenmoorpark. Kathrin Peters koordiniert die Rettungsaktion für die nützlichen Insekten, und das gleich in Mehrfachfunktion: Die Pädagogin ist Fachberaterin im Kreis Segeberg für Bildung und nachhaltige Entwicklung, Schulkoordinatorin für die Klassen fünf bis sieben und, wie sie selbst sagt, die „Unesco-Tante“ des Landes Schleswig-Holstein. Schließlich ist auch der Martin-Meiners-Förderverein des Wege-Zweckverbands mit im Boot.
Was da am Weg steht, lässt sich durchaus als Grand-Hotel bezeichnen. Mehr als zwei Meter hoch und mindestens genau so breit mit neun unterschiedlich gestalteten Fächern ist die Herberge für die Insekten, in der sich nicht nur die Bienen, sondern beispielsweise auch Schwebwespen und Marienkäfer wohl fühlen sollen. Nur: Das Haus ist in die Jahre gekommen. „Es muss renoviert werden, damit seine Funktion auch erfolgreich erfüllen kann“, sagt Nawi-Lehrerin Kranz-Zwerger. Eingebaut wurde vor Jahren Hartholz, in das die Bienen und Co von der Stirnseite einfliegen sollen. Das, so die Pädagogin, sei nicht mehr zeitgemäß. Die Forscher wünschen sich die Einfluglöcher auf der Längsseite. „Grundsätzlich ist Hartholz das richtige Material. Wer also im heimischen Garten Insekten einen selbst gebauten Unterschlupf bieten will, sollte Eichen- oder Buchenholz verwenden.
Auch die Poroton-Steine im Fach unten rechts müssen ersetzt werden. Die Einfluglöcher sind zu groß und auf beiden Seiten vorhanden – diese Offenheit mögen die Bienen nicht. „Sand kann man zwar verwenden, er darf aber keine spitzen Steine enthalten, sonst brechen sich die Insekten die Flügel“, sagt Jelena Jurth. Kurz: Alles musste raus, die Bienen-Zimmer müssen komplett renoviert werden.
Doch nicht nur die Unterkunft muss stimmen. „Die Insekten müssen auch ausreichend Nahrung finden. Das ist hier gewährleistet“, sagt die Biodiversitätsexpertin mit Blick auf die blühenden Wiesen direkt nebenan, wo sich der Naturgarten an, den der Förderkreis Ossenmoorpark betreibt.
Die Renovierung des Bienenhauses zieht sich hin. Schon die Demontage erweist sich als kompliziert: Alles ist mehrfach verschraubt, da muss schon eine Eisensäge her, die Jannick aus dem Fossi-Haus holt – auch ein Projektpartner, in dem Jugendhaus nutzen die Schüler vor allem die Werkstatt. „Außerdem haben wir nur begrenzt Zeit für die Arbeiten, da im Wahlpflichtunterricht noch andere Themen anstehen“, sagt Kathrin Peters.
Interessiert sahen sich die Kinde r von der Grundschule Immenhorst an, wie zunächst Miriam und Lukas ihre Mitschüler über die Wildbienen informierten, ehe Klassenkameraden Hand an das Insektenhotel legten. An der Grundschule haben schon Honigbienen in vier Bienenstöcken eine Heimat gefunden. Nun soll dort auch ein Insektenhotel für ihre wild lebenden Artgenossen aufgebaut werden. „Auch andere Schulen haben schon Interesse bekundet. Da können wir als Stadt vielleicht vermitteln“, sagte Jelena Jurth, die das Projekt am Fossi-Haus vorbildlich findet.