Kreis Segeberg. Polizei und Politik beraten über Maßnahmen für die gefährlichsten Strecken im Kreis Segeberg wie Todesfelder und Schmalfelder Kurven.

Gero Storjohann hat die gefährliche Situation nicht vergessen. Es ist eine persönliche Erfahrung, die bei dem CDU-Bundestagsabgeordneten aus Seth die Sinne geschärft hat für die Probleme, die rücksichtslose Motorradfahrer im Kreis Segeberg verursachen können. „Ich bin mit meiner Frau im September an einem Mittwoch gegen 16 Uhr mit dem Fahrrad in eine Motorradstrecke reingeraten. Das war zwischen Todesfelde und Stuvenborn. Dort gibt es keinen Fahrradweg. Und dann kamen die Motorräder plötzlich mit Tempo 150 an uns vorbei – der Abstand war vielleicht 50 Zentimeter.“

Das Ehepaar war in den sogenannten Todesfelder Kurven, der Kreisstraße 109 zwischen den Orten Stuvenborn und Todesfelde, unterwegs, die mittlerweile nicht minder berüchtigt ist als die Schmalfelder Kurven (Landesstraße 234). Beides sind Landstraßen, die kurvig sind, nicht zu stark befahren und daher prädestiniert für Motorradfahrer aus dem Umland. Und es ist wie so oft. Die meisten mögen sich an die Verkehrsregeln, an die Tempolimits halten – die Zahl der Verstöße ist aus Sicht der Bevölkerung in den betroffenen Gemeinden und aus Sicht der Polizei aber besorgniserregend.

Weiße Kreuze erinnerten vor einigen Jahren als Mahnmal an Todesfälle
Weiße Kreuze erinnerten vor einigen Jahren als Mahnmal an Todesfälle © Wolfgang Klietz Regio NZ

Als am 22. und 29. April Kontrollen an zwei Schwerpunkten – der Kreisstraße 109 und der Landesstraße 79 zwischen Hartenholm und Struvenhütten – gemacht wurden, gab es mehr als 300 Geschwindigkeitsüberschreitungen. Und die Mehrzahl waren Zweiräder. Der jüngste schwere Unfall am vergangenen Montag, als ein 26-Jähriger auf der K 109 verunglückte, passt da ins Bild. Nicht weit hiervon entfernt kam am Pfingstmontag 2017 eine 16-Jährige ums Leben. Sie saß als Mitfahrerin auf einer Maschine, als diese mit einem Pkw kollidierte.

„Es gibt klassische Motorradstrecken, da kontrollieren wir als Polizei, halten den Druck aufrecht“, sagt Arnd Habermann, Sprecher der Polizeidirektion Bad Segeberg. „Der Schwerpunkt liegt auf Geschwindigkeit, aber wir behalten auch das große Ganze im Auge.“ Wird festgestellt, dass ein Motorrad technisch in einem unzulässigen Maße modifiziert worden ist – etwa, um die Lautstärke zu erhöhen –, so kann die Maschine an Ort und Stelle stillgelegt werden. „Schalldämpfer rauszunehmen, ist eine beliebte technische Veränderung.“

Der personelle Aufwand für Großkontrollen ist erheblich

Nur: Der personelle Aufwand für die Polizei ist erheblich. Messpunkte müssen besetzt sein, Streckenposten und Fachleute für die technischen Untersuchungen werden benötigt, gegebenenfalls müssen flüchtige Raser verfolgt werden. Das geht längst nicht an jedem Sonntag. Die Kontrollen sollen weitergehen und möglichst auch intensiver werden. Aber pro Einsatz sind 30 bis 40 Beamte nötig.

Kürzlich kam es in Bad Segeberg zu einem Informationsgespräch. Dabei waren Gero Storjohann, der Henstedt-Ulzburger CDU-Landtagsabgeordnete Ole-Christopher Plambeck und Torsten Geerdts, Staatssekretär im Kieler Innenministerium. Sie ließen sich von den leitenden Beamten die Verkehrsmaßnahmen erklären. Gero Storjohann verweist auf die Gesetzesverschärfung aus dem vergangenen Jahr. Die Teilnahme an „illegalen Straßenrennen“ – diese Formulierung wählt er ganz bewusst – könne mittlerweile hohe Freiheitsstraßen nach sich ziehen. „Auch Einzelfahrten können als illegale Rennen gelten“, so Storjohann.

Stuvenborns Bürgermeister schimpft über Raser

Bei Rainer Ahrens (CDU), seit 21 Jahren Bürgermeister von Stuvenborn, stößt er da auf offene Ohren. Der ehrenamtliche Dorfpolitiker hat persönlich schon zahlreiche Beobachtungen gemacht – er sah, wie sogar Zeiten gestoppt wurden. „Für die Leute im Ortsteil Brook ist es hochgradig nervig, wenn die Sonne rauskommt und die Straße trocken ist. Natürlich werden dort Rennen gefahren, da gibt es eine Beschleunigungsstrecke durch die engen Kurven. Die fahren hirnlos, riskieren Kopf und Kragen. Es ist mir selbst schon passiert, als ich in Richtung Bad Segeberg unterwegs war und mir jemand in Schräglage entgegenkam“, berichtet Ahrens.

„Der größte Hebel, den wir auf Landesebene ansetzen können, ist, die Polizei mit mehr Personal und moderner Messtechnik zu unterstützen“, sagt Ole-Christopher Plambeck. Bis die erhofften neuen Polizisten landesweit ihren Dienst antreten, wird es aber noch Jahre dauern.

Eine Drohnenüberwachung brisanter Gebiete wird seitens der Polizei als wenig effektiv angesehen. Vorerst wird weiter auf abschreckende und unangekündigte Großkontrollen gesetzt.