Norderstedt. Der 22-Jährige wurde zu einer Bewährungsstrafe verurteilt, der Richter spricht von einem “letzten Warnschuss“.
Die Gesamtschule verließ er nach Klasse zehn, in die anschließende Berufsschule ging er nach sechs Monaten nicht mehr. „Mir fehlte damals die Konzentration“, bilanzierte der 22 Jahre alte Angeklagte seine Schulzeit ohne Abschluss. Was nach diesem Fehlstart folgte, war ein Leben ohne erkennbaren Plan. Verlegen rutschte der gebürtige Portugiese im Amtsgericht Norderstedt auf dem Anklagestuhl hin und her. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Diebstahl.
Auch im vorigen Juni war der 22-Jährige einmal mehr knapp bei Kasse. Als er durch Zufall auf einer Baustelle drei schwarze Säcke leerer Pfandflaschen am Hausgerüst stehen sah, dachte er nicht lange nach. Der Angeklagte kroch unter den Bauzaun durch und schnappte sich die Säcke. Sein Pech war, dass genau in diesem Augenblick ein Streifenwagen vorbeikam. Damit war der Traum vom leicht verdienten Geld schnell ausgeträumt. Genau 117 Euro Pfandgeld hätten die leeren Flaschen gebracht, rechnete später die Staatsanwaltschaft penibel nach.
Strafregister des 22-Jährigen umfasst schon zehn Einträge
Als Knirps war der Angeklagte mit seinen Eltern aus Portugals Hauptstadt Lissabon nach Deutschland gekommen. Das war vor 20 Jahren. Nach der Trennung der Eltern zog das Einzelkind zur Mutter. Ihre Fürsorge nutzte jedoch wenig. Nach der verkorksten Schulkarriere hielt er sich mit Gelegenheitsjobs finanziell über Wasser. „Mir fehlte irgendwie immer der Schub“, erklärte der Mann in Trainingsjacke und Turnschuhen. Mit den Gesetzen kam er schon früh in Konflikt. Mittlerweile umfasst sein Strafregister zehn Einträge.
Ein Halbtagsjob in einem Call-Center mit zehn Euro Stundenlohn gibt seinen Tagen Struktur. Zweifacher Vater ist der Mann mit dem weichen Gesicht auch schon, von der Mutter seiner Kinder fühlt er sich hintergangen. Er kifft seit Langem, und 3000 Euro Privatschulden hat er auch. Den Diebstahl beging der einschlägig Vorbestrafte während einer laufenden Bewährung.
"Letzter Warnschuss" für den Angeklagten
Es sah nicht gut aus für den Angeklagten, als die Staatsanwältin eine siebenmonatige Haftstrafe forderte. Der Amtsrichter war milder gestimmt und verurteilte den 22-Jährigen zu sechs Monate auf Bewährung. Außerdem muss er 500 Euro an das SOS-Kinderdorf Harksheide überweisen. „Sie müssen Ihrem Leben eine neue Richtung geben“, mahnte der Amtsrichter. Dies sei die letzte Bewährung, die er bekäme. „Hoffentlich haben sie den letzten Warnschuss gehört“, betonte der Amtsrichter abschließend.