Bad Bramstedt. Gerade erst ist der Abenteurer 65 geworden. Jetzt ehrt ihn das Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel.

Der Abenteurer und Polarforscher Arved Fuchs (65) wird am Donnerstag, 17. Mai, mit einer Exzellenzprofessur der Prof. Werner Petersen-Stiftung am Geomar Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel ausgezeichnet. Der Extrem-Tourer aus Bad Bramstedt erhält die Auszeichnung für sein Engagement zum Klimaschutz und Erhalt des polaren Ökosystems, teilte Geomar am Freitag mit.

Vor dem Fenster das Grün der Bäume, an der Wand eine große Karte der Erde. Die Abenteuer von Arved Fuchs beginnen in der beschaulichen Idylle einer Kleinstadt bei Hamburg. In seinem Haus in Bad Bramstedt, in dem er auch aufwuchs. In dem er als kleiner Junge mit Karl-May-Büchern in seiner Fantasie zu Expeditionen aufbrach. Dort plant er noch heute seine Vorhaben. Immer wieder zog es den Schleswig-Holsteiner in die kältesten Regionen unseres Planeten. Am 26. April wurde er 65 Jahre alt – und steckt mitten in den Vorbereitungen zu einem neuen, großen Projekt. „Man muss gesundheitlich in der Lage sein und man muss den inneren Drive haben“, sagt er.

Bei 56 Grad minus zu Fuß zum Pol

Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung bei der Handelsmarine. Danach begann er ein Studium der Schiffsbetriebstechnik an der Flensburger Fachhochschule, das er zur Zwischenprüfung abbrach. Seitdem machte er zahlreiche Expeditionen vor allem in arktische Gebiete.

Seit langem ist Fuchs einer der bekanntesten Polarforscher, mit extremen Touren zu Nord- und Südpol hat er Schlagzeilen gemacht. 1989 schafft er es als erster Mensch innerhalb eines Jahres zu Fuß zu beiden Polen: Bei brutaler Kälte von teils minus 56 Grad Celsius kämpft er sich in einem Team – neun Jahre nach einem gescheiterten Versuch – über Eisfelder, erreicht nach 1000 Kilometern und 56 Tagen am 14. Mai den Nordpol. 230 Tage später steht er gemeinsam mit Extrembergsteiger Reinhold Messner am Südpol, auf der Station erfahren sie vom Fall der Berliner Mauer, nach 92 Tagen sind sie die ersten Menschen, die die Antarktis zu Fuß durchquert haben.

Freundschaft mit Reinhold Messner zerbrach

Die Gemeinsamkeit der beiden endet allerdings in der Südpolstation. „Das, was eine Freundschaft hätte werden können, zerbrach an der Wirklichkeit, an den individuellen Interessen des Marketings in eigener Sache“, hat Fuchs im „Spiegel“ (2014) geschrieben. Seit 1977 startet er regelmäßig zu Expeditionen. Er durchquert mit einem Hundeschlitten Grönland, umrundet im Faltboot Kap Hoorn und im Segelschiff den Nordpol. Seit Ende der 1980er Jahre gehört ihm das Segelschiff „Dagmar Aaen“, ein ehemaliger Haikutter.

„Meine Reisen haben sich natürlich auch im Laufe der Zeit verändert“, erzählt Fuchs. „Früher war noch viel Extremsport dabei, heute geht es mehr um Inhalte wie Klimawandel und Umweltprobleme – wobei wir uns mit dem Schiff natürlich nach wie vor in extreme Fahrtgebiete und Rahmenbedingungen begeben.“ Mit spektakulären Aktionen gewinne man zwar schneller große Aufmerksamkeit – „aber ich muss mir und der Welt nicht mehr beweisen, dass ich segeln oder Ski laufen kann“. Schon lange macht er, wissenschaftlich begleitet, im vermeintlich ewigen Eis auf die Gefahren durch den Klimawandel aufmerksam.

Fuchs startet wieder Richtung Arktis

Für Verdienste um den Umweltschutz ehrte ihn Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier mit dem Verdienstorden. Das Gemeinwesen lebe davon, „dass immer wieder Menschen den bequemen Beobachtungsposten verlassen“ und sich einmischen, sagte Steinmeier. Fuchs bricht Ende Mai dieses Jahres in Hamburg wieder zu einer Tour auf. „Dann geht es für etwa vier Monate Richtung Arktis, im nächsten Jahr wird sie fortgesetzt.“ Erneuerbare Energien seien ein Thema dabei, sagt er und kritisiert: „Deutschlands Klimapolitik ist aktuell ganz und gar nicht ambitioniert - das finde ich sehr bedrückend und bedenklich. Themen wie CO2-Emissionen und Klimawandel spielten in den Koalitionsverhandlungen kaum eine Rolle.“

Trotz aller Expeditionen: Ein Aussteiger sei er nie gewesen, sagt Fuchs. „Dieses Wandern zwischen zwei Lebenswelten - ich bewege mich über das Eis in Grönland mit der gleichen Selbstverständlichkeit wie über die Mönckebergstraße in Hamburg - ist für mich ganz normal, da gibt es kein Fremdeln.“ Nach einiger Zeit daheim locke aber wieder der Aufbruch. „Abenteuer ist zuallererst die Bereitschaft, gedanklich aufzubrechen, um das scheinbar Unmögliche möglich zu machen. Und wenn man sich entschieden hat, muss man alles auf ein sehr realistisches Maß herunterbrechen. Mit Romantik und Heldentum hat das nichts zu tun.“

Ein Leben reicht nicht für alle seine Pläne

Auch sei nichts so wichtig, dass er dafür Menschenleben gefährden würde, betont Fuchs. „Ich mache nichts um jeden Preis“, sagt der Mann, für den dieser Geburtstag einer wie andere ist. „Es gab für mich nie irgendwelche Daten, an denen ich das Ruder herumreißen und etwas völlig anderes machen wollte.“ Er habe noch viel vor, sagt Fuchs beim Blick auf die Weltkarte an der Wand: „Ich finde die Erde als solches faszinierend. Mein Leben wird nicht ausreichen, um alle meine Pläne und Ziele zu realisieren.“ Feiern will er den 65. angesichts des vollen Kalenders nur mit seiner Frau und im kleinen Familienkreis. „Die große Party holen wir später nach.“