Norderstedt. Der erste Sieger von „Deutschland sucht den Superstar“, Sänger Alexander Klaws, begeistert im Kulturwerk mit einer Musicalshow.

Die Deckenbeleuchtung geht pünktlich um 20 Uhr aus. Scheinwerfer strahlen den Vorhang auf der Bühne mit grünem Licht an. Die zarte Stimme von Alexander Klaws ertönt. „Hör auf zu weinen und nimm meine Hand“, singt der Künstler und schreitet langsam vor die Augen seiner rund 400 Fans im Kulturwerk am See. Zum Auftakt gibt es Phil Collins’ „Dir gehört mein Herz“ aus dem Musical „Tarzan“.

„Es gibt keinen besseren Song, um einen Abend zu eröffnen“, sagt Klaws. Schon nach wenigen Minuten hat der Sieger der ersten Staffel der TV-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) das Publikum auf seiner Seite. Die Atmosphäre ist intim. Man hat das Gefühl, Klaws sei zum Greifen nah. Normalerweise tritt der 34-Jährige auf Deutschlands größten Musicalbühnen auf. Gerade spielt er die Hauptrolle in „Ghost – Nachricht von Sam“ in Berlin.

Und trotzdem: Mit seinem Soloprogramm „Jetzt und hier“ tourt Klaws durch das Land. Ein wenig Abwechslung zum Alltag quasi. Am Montagabend hat der gebürtige Westfale in Norderstedt die schönsten Hits aus Musicals wie „Tanz der Vampire“, „Saturday Night Fever“ oder eben „Tarzan“ performt. Bei allen Stücken hat er in den vergangenen zwölf Jahren mitgewirkt.

„Seit über einem Jahr bin ich Papa“, erzählt Klaws. Und weiter: „Beim nächsten Song schläft mein Sohn besonders gern ein.“ Der Sänger verschwindet hinter dem Vorhang. Broadway-Künstlerin Willemijn Verkaik betritt die Bühne. Ihr bodenlanges Paillettenkleid glitzert im Scheinwerferlicht. Verkaik ist bekannt als deutsche Gesangsstimme der Elsa aus Disneys „Die Eiskönigin“. In einer beeindruckend hohen Tonlage trägt sie den Ohrwurm „Lass jetzt los“ vor. Das Publikum lauscht andächtig.

Klaws gibt sich während des Auftritts sympathisch zurückhaltend. „So, jetzt können wir eigentlich aufhören“, sagt er, als er nach der eindrucksvollen Darbietung zurück auf die Bühne kehrt. Genauso wie Verkaik – seine Musicalpartnerin in „Ghost“ – stellt er Gastsängerin Christina Patten gern in den Mittelpunkt. Klaws nimmt sich selbst nicht so ernst. Bei dem Song „Starlight Express“ bricht die Stimme des Wahl-Hamburgers. Er lacht, singt professionell weiter. Vor der 20-minütigen Pause scherzt er: „Vielleicht sollten wir die Türen aufreißen, damit ich die Töne wieder treffe.“ An dem warmen Frühlingstag hat sich die Hitze im Kulturwerk angestaut.

Die zweite Hälfte des Abends startet mit Liedern aus „Tanz der Vampire“. Als Alfred hat Alexander Klaws 2006 sein Bühnendebüt in der Version von Roman Polański gefeiert. Wolfsgeheule ertönt. Wie Graf Dracula erscheint Klaws in einer übergroßen Rüschenbluse. Das Publikum kichert – und auch der Ahlener kann sich ein Grinsen nicht verkneifen. Immer wieder interagiert er mit seinen Fans. „Ich weiß, das ist eine Floskel“, stammelt der Musicaldarsteller, nachdem er gemeinsam mit Verkaik eine Szene aus „Ghost“ nachgespielt hat. „Aber ich hätte mir kein besseres Publikum vorstellen können als heute Abend.“ Man möchte es ihm glauben.

Nach rund zwei Stunden führt die musikalische Reise zurück in den Dschungel. „Zwei Welten“, „Fremde wie ich“ und noch einmal „Dir gehört mein Herz“ läuten das Ende der Show ein. Doch das Beste kommt bekanntlich zum Schluss: Gemeinsam mit Willemijn Verkaik und Christina Patten performt Klaws mit „We have a dream“ einen der größten Hits seiner DSDS-Zeit als Zugabe. Schon nach den ersten Akkorden hat das Publikum den Titel erkannt, singt textsicher mit. Auch wenn sich aus dem schüchternen Sänger aus dem Privatfernsehen im Laufe der Jahre ein Musicalstar entwickelt hat, hat Klaws nicht vergessen, wo er ursprünglich herkommt.

Um 22.20 Uhr schnappt sich Klaws einen Hocker und setzt sich. „Danke für den schönen Abend“, sagt er und verabschiedet sich mit seiner Debütsingle aus dem Jahr 2003 „Take me tonight“. Die Fans erheben sich von ihren Plätzen, feiern ihn mit Standing-Ovation. Dann geht die Deckenbeleuchtung wieder an.