Norderstedt. Aussteller freuen sich nach der Ehrenamtmesse über weitere Unterstützer. Der Bedarf an Helfern ist nach wie vor groß.

Den ungemütlichsten Stand hatten sich die Aussteller von der Norderstedter DLRG ausgesucht. Der eisige Ostwind pfiff in Böen über den Rathausmarkt, auf dem sich die Lebensretter mit einem Auto und einem Boot als Blickfang bei der Ehrenamtmesse vorstellten. Einsatzkleidung, tief ins Gesicht gezogene Mützen und Tücher schützten halbwegs vor der Kälte, doch Besucher waren Mangelware. „Ein paar Gespräche gab es schon“, sagt Astrid Reicherd vom DLRG. „Doch dafür mussten wir uns in eine geschützte Ecke zurückziehen.“

Ein ganz anderes Bild bot sich den Besuchern im gut geheizten Rathaus: Hunderte Besucher bummelten Sonnabend an den Ständen der Messe vorbei, die zum ersten Mal in Norderstedt stattfand. 68 Aussteller stellten ihre ehrenamtliche Arbeit vor – vom Sportverein über die Parteien bis zur KZ-Gedenkstätte und der Demenz-Hilfe. Das Ziel, neue Unterstützer zu finden, wurde offenbar erreicht.

„Wir sind zufrieden“, lautet das Fazit von Christoph von Hardenberg. Der Vorsitzende des Norderstedter Roten Kreuzes hatte die Messe gemeinsam mit Wolfgang Banse, der sich in der Jugendhilfe engagiert, organisiert. „Es haben sich viele neue Ehrenamtliche gemeldet“, sagt von Hardenberg. Allein die Norderstedter Tafel freut sich auf fünf neue Helfer. Viele andere Organisationen verbuchten zwischen einem und drei neuen Mitgliedern. 86 Prozent der Aussteller bekommen durch die Messe mehr Unterstützung, ergab eine Umfrage der Organisatoren. Die meisten Aussteller bewerteten die Messe positiv.

So wie die Mitglieder am Stand des Norderstedter Amateurtheaters. „Wir wollen hier neue Mitglieder und Zuschauer werben“, sagt die Vorsitzende Marina Mello. Das Theater nimmt zum ersten Mal an der Ehrenamtmesse teil, die alle zwei Jahre unterstützt vom Land und vom Kreis Segeberg organisiert wird. Auch die Theaterleute haben an einen Blickfang gedacht. Jasmin Bartels ist in das Kostüm des Igels Schniefchen geschlüpft, den sie vor 26 Jahren zum ersten Mal gespielt hat. Der Verein spielt plattdeutsche Stücke, plant aber für 2019 nach Jahrzehnten auch wieder die Aufführung einer hochdeutschen Inszenierung.

„Wir haben diverse Gespräche geführt“, berichten Lilly Krückmann und Lukas Junghanß vom Norderstedter Kinder- und Jugendbeirat schon am Morgen der Veranstaltung. Besonders groß sei das Interesse an der kommenden Kommunalwahl, sagt der 16-jährige Lukas. Für ihn ist klar, warum er seinen freien Sonnabend auf einer Messe verbringt: „Man muss die Jugend für Politik begeistern.“

Die Organisatoren wünschen sich mehr Besucher

Um dieses Ziel zu erreichen, hätte sich die 14-jährige Melanie mehr Besucher im jugendlichen Alter gewünscht. „Leider sind nicht so viele junge Leute hier“, sagt die Norderstedter Schülerin.

Von Hardenberg und viele Aussteller hätten sich insgesamt mehr Besucher gewünscht. Er geht von mehreren 100 Menschen aus, die sich am Sonnabend im Rathaus über das Ehrenamt im Kreis Segeberg informiert haben und spricht von einem „verhaltenen Zuspruch“.

Vielleicht müsse man darüber nachdenken, die Ehrenamtmesse künftig auf einen Sonntag zu legen, um mehr Publikum anzulocken.

Bereits vor eineinhalb Jahren hatte der Kreis Segeberg entschieden, die Messe an diesem Termin erstmals in Norderstedt stattfinden zu lassen. Beim nächsten Mal in zwei Jahren wird nach den Regularien eine andere Stadt die Veranstaltung ausrichten. Bewerbungen liegen bereits vor. Doch Rotkreuzler von Hardenberg und Stadtpräsidentin Kathrin Oehme sind sich einig, dass es sich allein für Norderstedt schon lohnen würde, alle zwei Jahren das ehrenamtliche Engagement in der Stadt öffentlich zu präsentieren und dafür zu werben.

„Wir hätten gern eine Wiederholung in zwei Jahren in Norderstedt“, sagt von Hardenberg. Denkbar wäre aus seiner Sicht, dass Norderstedt im Zwei-Jahres-Rhythmus Gastgeber ist und andere Orte in den Jahren dazwischen zur Messe einladen. „Darüber werden wir mit dem Kreis reden“, sagt von Hardenberg.