Norderstedt. Die ehemalige Gymnasiallehrerin Maren Schindeler-Grove (56) hat jetzt inHarksheide-Nord das Sagen. Der Umbau für den Ganztagsbetrieb steht bevor.

Sie wollte eine neue Herausforderung, das Lehrerdasein noch einmal aus anderer Perspektive kennenlernen. Dafür hat Maren Schindeler-Grove auf Geld verzichtet – die Oberstudienrätin mit gymnasialer Schullaufbahn hat als Leiterin an die Grundschule Harksheide-Nord gewechselt, von der Besoldungsgruppe A14 auf A13Z (mit Zuschlag). „Das Gehalt ist für mich völlig unwichtig. Mir geht es um die Arbeit und die Kinder“, sagt die Pädagogin. Sie wisse nicht mal, wie viel weniger sie bekommt, da sie noch keine Abrechnung habe.

Damit zählt die Hamburgerin, die direkt hinter der Grenze zu Norderstedt in Langenhorn wohnt, zu den Ausnahmen. Traditionell ist es schwierig, Männer und Frauen zu finden, die eine Grundschule managen (s. Info-Kasten). Im Verhältnis wenig Einkommen, viel Arbeit und Verantwortung – das schreckt mögliche Bewerber ab. Viele Lehrer wollen auch lieber das machen, was sie gelernt haben: unterrichten statt organisieren und verwalten. „Frauen sind in den Kollegien deutlich in der Überzahl, und sie haben sich ihr Leben beispielsweise mit einer Teilzeitstelle oft so eingerichtet, dass ausreichend Zeit für die Familie und eigene Kinder bleibt. Eine Grundschule zu leiten, ist ein Fulltime-Job, mit dem man morgens aufsteht und abends ins Bett geht“, sagt Segebergs Schulrat Jürgen Hübner.

Die neue Direktorin ist gerade auch als Organisatorin und Bauherrin gefragt. Die Grundschule Harksheide-Nord wird zur Offenen Ganztagsschule um- und ausgebaut. Nachdem Politiker, Eltern und Kollegium lange über Kosten und Ausbaupläne gestritten hatten, ist die Entscheidung im vorigen Jahr gefallen. „Mit Beginn der Sommerferien sollen die Bauarbeiten beginnen“, sagt die Lehrerin mit den Fächern Sport und Sozialkunde. Der Verwaltungstrakt wird abgerissen, der Schulalltag künftig von einem Klassenraum aus organisiert. Um den Ganztagsbetrieb auf die Beine zu stellen, arbeitet Schindeler-Grove mit der städtischen Gesellschaft Bildung, Erziehung, Betreuung zusammen, die den Ganztagsbetrieb an den Norderstedter Schulen organisiert. „Ich würde mir wünschen, dass auch Lehrkräfte Kurse am Nachmittag leiten und dafür weniger Stunden am Vormittag unterrichten“, sagt die Schulleiterin, die an ihrer bisherigen Schule, der Stadtteilschule am Heidberg in Langenhorn, auch Deutsch und Kunst unterrichtet hat. In mehr als 20 Jahren hat sie aber vor allem das Profil als Sportschule aufgebaut, Nachmittagskurse und Sportklassen eingerichtet, die aktive Pause eingeführt und dafür zweimal den mit 5000 Euro dotierten Deutschen Schulsportpreis gewonnen, zuletzt 2016. „Mehr lässt sich nicht erreichen“, sagt die verheiratete Mutter zweier erwachsener Kinder.

Also Neustart, warum an einer Grundschule? „Ich mag es sehr, wenn alle Kinder quasi als gesellschaftliches Spiegelbild zusammen lernen, und das ist in der Grundschule der Fall“, sagt die Schulleiterin, die nun für 348 Schüler und 28 Lehrkräfte verantwortlich zeichnet. Hinzu kommen Sekretärin, Hausmeister, drei Schulassistenten und ein Schulsozialarbeiter. Warum hat sie sich für die Schule in Harksheide entschieden? „Die ländliche Umgebung und das alte Schulgebäude haben mir gefallen“, sagt Schindeler-Grove.

Die Schüler hätten sich verändert, die Schere zwischen leistungsstarken und leistungsschwächeren, zwischen den mit besonderen Talenten und denen mit Lernproblemen, klaffe immer weiter auseinander. Ein Unterricht, der wie vor 20 Jahren auf eine „imaginäre Mitte“ ziele, sei nicht mehr zeitgemäß. Die Stadt brauche gleichermaßen Förder- wie Forderzentren, in denen spezielle Begabungen gefördert und Lernlücken geschlossen werden.

Digital sei die neue Aufgabe ein Rückschritt. Nur ein PC im Lehrerzimmer, je einer für sie und die Sekretärin. „Da haben wir Nachholbedarf“, sagt die neue Schulleiterin. An ihrer früheren Schule habe es in jeder Klasse ein interaktives Active Board gegeben, sodass „wir auch problemlos einen Film zeigen und die Schüler mal nach vorn kommen konnten“. Hier werde noch mit Overhead-Projektoren gearbeitet, die Kollegen hätten nicht mal eine eigene schulische Mail-Adresse.

Ihr Fazit nach den ersten Tagen fällt positiv aus: Die Schüler seien aufgeweckt und höflich, das Kollegium nett, es herrsche eine ausgesprochen gute Atmosphäre.