Sülfeld. Die Stiftung Naturschutz renaturiert intensiv genutzte Fläche bei Sülfeld, um dort wieder Artenreichtum zu schaffen

Auf einer Ackerweidefläche mitten im Nienwohlder Moor im Süden Sülfelds westlich des Birkenweges entsteht neuer Lebensraum für bedrohte Tierarten. Die Ausgleichsagentur der landeseigenen Stiftung Naturschutz hat das 6,5 Hektar große Areal, das zuvor jahrzehntelang intensiv landwirtschaftlich genutzt wurde, gekauft, um es jetzt wieder zu renaturieren.

Mit Baggern werden kleine Teiche angelegt, in denen Laubfrösche laichen sollen. Der Stacheldrahtzaun weicht einem Weidezaun. „Wir schaffen hier wieder ein artenreiches Biotop und neuen Lebensraum für Amphibien, Insekten, Vögel und Fledermäuse“, sagte Biologe Philipp Mei­necke von der Ausgleichsagentur am Mittwochmorgen beim Ortstermin.

Durch die lange intensive landwirtschaftliche Nutzung der Fläche sei diese kaum noch belebt oder bewachsen, die Artenvielfalt auf einem ökologischen Tiefstand angekommen. Die Entwässerung für die landwirtschaftliche Nutzung habe unter anderem dazu beigetragen, dass hier keine Frösche mehr zu finden sind. Das soll sich bereits in diesem Frühjahr ändern, hofft der Projektmanager von der Stiftung Naturschutz. Wenn im März die Baggerarbeiten fertig seien, könnten sich bereits die ersten Laubfrösche ansiedeln und schon im Sommer für ein großes Froschkonzert sorgen. Der Experte ist fest davon überzeugt, dass die eingeleiteten positiven Eingriffe in den Öko-Haushalt quasi sofort ihre Wirkung auf den stark reduzierten Flora- und Fauna-Bestand haben werden.

Mehrere flache Kuhlen werden auf der Fläche ausgehoben

So seien die Mitarbeiter der Ausgleichagentur jetzt dabei, alle Drainagen und Entwässerungsgräben auf dieser Fläche zu entfernen. Dies erledige ein erfahrener Baggerfahrer, der schon Hunderte Flächen in Schleswig-Holstein im Auftrag der Stiftung renaturiert habe. Insgesamt 2000 Hektar Land verwalte die Stiftung Naturschutz inzwischen.

Zudem werden etwa drei bis vier kleine und flache Kuhlen ausgehoben, die den Fröschen als Laichgewässer dienen sollen. Ein erster kleiner Teich war bereits nach einem Tag der Baggerarbeiten entstanden, der idealerweise nur einen Wasserstand von 30 bis 50 Zentimeter haben solle, damit sich das Wasser im Frühsommer schnell aufheizen und die Amphibien ihre Eier ablegen könnten.

Auch der alte Stacheldrahtzaun wird auf einer Länge von 1,5 Kilometern per Hand entfernt und durch einen neuen Weidezaun ersetzt. „Das erledige ich in jeweils zwei Tagen“, sagt Landarbeiter Stefan Boljen, der dafür extra von einer Spezialfirma aus Heide entsandt wurde, die landesweit für die Stiftung im Einsatz sei.

Die so ökologisch wieder aufgewertete Grünfläche werde anschließend an einen Landwirt verpachtet, der seinen Hof nur 400 Meter entfernt in Sülfeld betreibt, sagt Meinecke. Die Stiftung arbeite überall im Land mit Landwirten zusammen, damit die die Flächen extensiv bewirtschaften und so für eine große Artenvielfalt sorgen. „Der Landwirt betreibt Milchviehwirtschaft und stellt gerade auf Ökolandbau um“, erklärt der Biologe Meinecke. „Hier darf auch nicht mehr gedüngt und gespritzt werden, auch Insektizide sind verboten.“

Die Fläche in der Gemeinde Sülfeld grenze zudem an eine weitere Moorfläche südlich der Ortschaft Nienwohld, sodass sich hier auf insgesamt zehn Hektar Land bald wieder zahlreiche Laubfrösche, Kammmolche und Insekten tummeln können, die wiederum auch Vögel wie das seltene Braunkehlchen und den Neuntöter und Fledermäuse anlockten.

Das Land ist Vorreiter beim Amphibienschutz

„Wir tun hier auch gezielt etwas gegen das Insektensterben und den Rückgang der Vogelarten“, erklärt Meinecke die Aktion. „Das Land Schleswig-Holstein ist bundesweit Vorreiter beim Amphibienschutz.“ Überall gingen die Froscharten zurück. Hier im Norden stiegen die Populationen dieser bedrohten Tierarten wieder an.

Solche renaturierten Grünflächen stellten nicht nur einen idealen Lebensraum für Tiere und Pflanzen dar. Sie erfüllten auch ihren Zweck, um als Ausgleichsflächen für Bauvorhaben an anderen Orten im Land zu dienen, erläutert der Projektmanager. Investoren, die Naturflächen versiegeln, könnten dann von der Stiftung Land kaufen, das wieder zu einer ökologisch intakten Biotopfläche aufgewertet wurde, und so ihre Auflagen für den Naturschutz vertraglich erfüllen.