Henstedt-Ulzburg. Die künftige Struktur der Paracelsus-Klinik in der Gemeinde Henstedt-Ulzburg ist abhängig vom Schicksal des Gesamtkonzerns.

Erstmals hat sich Reinhard Wichels, als Generalbevollmächtigter quasi der Chefsanierer der Paracelsus-Kliniken, am Standort in Henstedt-Ulzburg blicken lassen. Was er während einer Betriebsversammlung dann auch öffentlich vermittelte: Noch steht das konkrete Konzept für die Zukunft des Krankenhauses zwar nicht. Und auch wenn der Standort erhalten bleiben soll – unter welchem Dach, ist völlig offen.

„Es wurden Fehler gemacht, der Standort ist zu breit aufgestellt. Die Breite bringt mehr Spektrum, aber nicht mehr Wirtschaftlichkeit. Wir müssen weniger machen, aber davon mehr“, sagte der Geschäftsführer von WMC Healthcare, einer Firma, die Unternehmen aus der Gesundheitssparte berät. Der Akutbereich, also das klassische, stationäre Krankenhaus, sei dafür verantwortlich, dass der gesamte Konzern einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahren gestellt habe, denn den Reha-Kliniken ginge es „sehr, sehr gut“. Wichels: „Die wirtschaftliche Situation war irgendwann so schwierig, dass sie nicht mehr beherrschbar war. Die Gläubiger haben irgendwann den Hahn zugedreht.“

Die Personalkosten in der Klinik sind zu hoch

Henstedt-Ulzburg mit seinen 184 Betten, jährlich etwa 10.000 Patienten und 441 Mitarbeitern, erwirtschafte ein „erhebliches“ Defizit. „Wesentlich“ solle das Angebot trotzdem erhalten bleiben. „Ob das für Jahre gilt, lasse ich dahingestellt“, so Wichels. Fest steht aus seiner Sicht, auch wenn die Analyse noch nicht abgeschlossen ist: „Wir haben zu hohe Personalkosten, da müssen wir ran. Insbesondere in Bereichen, die nicht patientennah sind. Wir werden mit weniger Mitarbeitern, weniger Personal auskommen müssen.“ Ob es nicht auch zu teure Ärzte gebe? „Wenn es so ist, dass hier unverantwortlich hohe Gehälter gezahlt wurden, dann werden wir das beenden.“

Er vermied es, Garantien auszusprechen. Auch nicht für die Abteilung der Gynäkologie und Geburtshilfe, die nicht nur aus Sicht der Großgemeinde, sondern für die Region von Bedeutung ist. Auf die Frage, ob diese zur Disposition stehe, antwortete Wichels: „Naja, im Grunde genommen steht alles zur Disposition. Wir werden alles dafür tun, unserer Verantwortung gerecht zu werden.“ Zwischen den Zeilen zu vernehmen war, dass offenbar der gesamte Konzern und nicht nur einzelne Kliniken zum Verkauf steht. „Wir werden im Laufe des Februars eine klare Perspektive haben, ob die Eigenständigkeit bestehen bleibt oder ob es eine neue Eigentümerschaft gibt.“ Das entscheide aber der Gläubigerausschuss. „Die Gläubiger haben die Kontrolle über das Unternehmen. Der Ausschuss entscheidet nicht über medizinische Inhalte, sondern über die Wirtschaftlichkeit der Konzepte.“ Nach jetziger Planung soll das Insolvenzverfahren am 26. Februar eröffnet werden.

Frustrierend für die Mitarbeiter: Die meisten Beschäftigten werden wohl noch sehr lange auf eigentlich vereinbarte Zahlungen warten müssen. „Für das Weihnachtsgeld besteht ein Zahlungsverbot, das ist wahnsinnig schwer vermittelbar“, sagte Sabine Schröter, Fachanwältin für Arbeitsrecht. „Da sind dem Unternehmen die Hände gebunden.“ Sonst sei man im Bereich „strafrechtlicher Relevanz“. Jede einzelne Krankenschwester muss sich also nun in der sehr langen Reihe der Gläubiger anstellen.

Bürgermeister Bauer hofft auf Erhalt des Standorts

Für Imke Wriedt von Ver.di Nord reichten die Aussagen nicht. „Es fehlen substanzielle Infos. Die Mitarbeiter haben die Geschäftsführung seit Jahren darauf hingewiesen, dass in Henstedt-Ulzburg vieles falsch läuft.“ Henstedt-Ulzburgs Bürgermeister Stefan Bauer stellte während der Pressekonferenz sogar selbst Fragen an Reinhard Wichels, wollte wissen, wie es mit der Grundversorgung aussehe. Antwort: „Wir müssen dafür sorgen, das ist uns bewusst.“

Bauer erneuerte sein Angebot, jederzeit für Gespräche mit potenziellen Investoren bereit zu stehen. Und zeigte sich optimistisch. „Ich bin sehr hoffnungsvoll, dass der Standort erhalten bleibt. Hier sind kluge Köpfe am Werk. Ob das Krankenhaus dann noch Paracelsus heißt, ist meine kleinste Sorge.“