Kreis Segeberg. Beschäftigte des Wege-Zweckverbandes des Kreises Segeberg fordern mehr Lohn. Gewerkschaft kritisiert Einsatz von Leiharbeitern

So etwas ist seit 25 Jahren nicht vorgekommen: Warnstreik beim Wege-Zweckverband (WZV), der für die Müllbeseitigung in allen Kommunen des Kreises – mit Ausnahme der Stadt Norderstedt – zuständig ist. Mehr als 50 Beschäftigte der privaten Tochterfirma WZV-Entsorgung standen am Donnerstag auf der Straße. Zahlreiche Mülltonnen und auch Tannenbäume wurden nicht abgeholt. Streitpunkt ist der Haustarifvertrag. Müllberge wie in Italien soll es aber nicht geben.

8 Uhr morgens: Vor dem WZV-Betriebshof in Bad Segeberg dominierten auf den Bürgersteigen die orangefarbene Arbeitsbekleidung der Müllwerker und die Verdi-Plakate. Holzfeuer zum Wärmen, aufgeregte Diskussionen. Viele streiken hier zum ersten Mal. Und wenn ein Müllfahrzeug trotz des ausgerufenen Warnstreiks den Hof verlässt, johlen alle und schwenken Verdi-Fahnen. Die Trillerpfeifen sind ohrenbetäubend. „Seit 6 Uhr wird gestreikt“, sagte Verdi-Gewerkschaftssekretär Andreas Wübben. Drei Verhandlungsrunden für den Haustarifvertrag habe es in den vergangenen Wochen gegeben, dann kam es zum großen Knall.

Dabei habe es vorher durchaus Bewegung bei den Gehältern gegeben. Die ursprüngliche Forderung der Gewerkschaft war für 2017 sechs Prozent gewesen. „Wir sind dann auf vier Prozent zurückgegangen“, sagte Wübben. Da habe man sich angenähert. Die Arbeitgeber haben für das vergangene Jahr 2,6 Prozent und für 2018 2,2 Prozent mehr an Gehalt angeboten. Auch ein Plus für die Auszubildenden.

Der große Knackpunkt, der die Verhandlungen vorerst zum Scheitern brachte, seien die Entgeltstufen in der Gehaltstabelle der Beschäftigten gewesen. Nach Meinung von Verdi sollten von einer verbesserten Gehaltstabelle, die die dreijährige Wartezeit auf eine Gehaltsverbesserung bei den Einstiegsgehältern auf ein Jahr verkürzt für alle gelten – und zwar rückwirkend. Als bei den Verhandlungen klar wurde, dass davon nur die 2017 eingestellten 20 Mitarbeiter profitieren würden, sei es zum Eklat gekommen.

WZV versichert, dass es keine Müllberge geben wird

Am Donnerstagabend wollte Verdi nicht verraten, ob der WZV auch am heutigen Freitag weiter bestreikt wird. Ein von Verdi bei der Geschäftsleitung angefordertes neues schriftliches Angebot lag am Donnerstag gegen 17.20 Uhr noch nicht vor, sagte Wübben. Empört äußerte er sich darüber, dass von Seiten des WZV als Streikbrecher Leiharbeiter auf den Müllfahrzeugen eingesetzt worden sein sollen. Trotzdem: Der Warnstreik sei dennoch für die Beschäftigten ein voller Erfolg gewesen.

Bei der WZV-Geschäftsführung ist man überzeugt, dass sich trotz des Streiks keine Müllberge an den Straßen sammeln werden. „Wir sind gut aufgestellt, damit unsere Kunden möglichst keine Nachteile von dem Streik einzelner Mitarbeiter spüren“, betonte WZV-Verbandsvorsteher Jens Kretschmer. Auf den Mülltouren würden deshalb auch Mitarbeiter anderer Fachbereiche eingesetzt. Er versprach, dass alle Haushalte, die am Streiktag nicht mehr mit einem Sammelfahrzeug erreicht werden, in den kommenden Tagen, auch sonnabends, angefahren werden. Es dürften auch Müllbeutel neben die Tonnen gestellt werden. Wenn Tonnen nicht gleich geleert werden, sollten sie sichtbar auf das Privatgrundstück zurückgezogen werden, damit sie nicht den Bürgersteig blockieren.

„Wir sind aus allen Wolken gefallen, als Verdi am Montag gefordert hatte, dass die verbesserte Gehaltstabelle nun auch rückwirkend für alle Mitarbeiter gelten soll“, betonte der WZV-Chef. Das würde neben den schon angebotenen Gehaltssteigerungen ein zusätzliche Plus von sieben bis zehn Prozent auf dem Gehaltszettel bedeuten. Jens Kretschmer: „Das geht gar nicht.“

Nicht verhandelbar sei, so Prokurist Nis Nissen, eine spezielle Forderung, dass die Mitglieder der Gewerkschaft Verdi einen jährlichen „Nachteilsausgleich“ von 200 Euro im Jahr bekommen sollen. Davon würden nur Gewerkschaftsmitglieder profitieren. Stattdessen schlägt der WZV vor, dass nicht nur die Verdi-Freunde, sondern alle Beschäftigten der GmbH 100 Euro zusätzliches Urlaubsgeld bekommen. Nissen: „Davon profitieren alle Beschäftigten.“