Norderstedt. Norderstedts erster Bürgermeister und Oberhaupt einer großen Familie Horst Embacher wäre am 17. Dezember 100 Jahre alt geworden.
Er war beliebt bei den Bürgern, geachtet von seinen Mitarbeitern und von den Politikern über die Parteigrenzen hinweg anerkannt: Horst Embacher wäre am 17. Dezember 100 Jahre alt geworden. „Sie haben das schwierige Amt des Bürgermeisters in beeindruckender Weise ausgefüllt“, sagte der damalige schleswig-holsteinische Innenminister Uwe Barschel, als Embacher nach zwölf Jahren Dienstzeit 1982 in den Ruhestand ging – der CDU-Mann aus Kiel erkannte das Wirken des SPD-Mannes aus Norderstedt ohne Wenn und Aber an.
Embacher habe für die Bürger immer ein offenes Ohr und eine helfende Hand gehabt. Auch dieses Lob kam von einem Mann mit CDU-Parteibuch, Norderstedts Ex-Oberbürgermeister Hans-Joachim Grote würdigte die Verdienste des ersten Verwaltungschefs der Stadt, als er zu dessen 84. Geburtstag einen Gedenkstein auf dem Rathausplatz enthüllte.
Gefordert war Embacher vor allem, als Norderstedt 1970 aus den Ursprungsgemeinden Garstedt, Glashütte, Friedrichsgabe und Harksheide gebildet wurde. Da konnte er auf seine Erfahrung als Garstedter Verwaltungschef zurückgreifen. Nach dem Krieg kam der gebürtige Westpreuße ins Hamburger Umland, studierte Jura und übernahm 1959 das Ruder im Rathaus. Unter seiner Ägide wuchs die Gemeinde, die damals noch zum Kreis Pinneberg gehörte, von 10.000 auf 21.000 Einwohner.
Er wolle kein Diktator und auch kein Lakai sein, betonte Embacher in seiner Antrittsrede. Seine Unabhängigkeit bewahrte er sich, seine persönliche Integrität war ihm so wichtig, dass er sich mit seiner Partei zerstritt. 41 Jahre stand er zur SPD, ehe er Ende des Jahres 1987 das Parteibuch zurückgab, weil die Sozialdemokraten ihn nicht zum Ehrenbürger machen wollten und ihm „seit einiger Zeit sowieso einiges nicht gepasst“ habe.
Embachers größtes Verdienst liegt sicherlich darin, die Dörfer Garstedt, Glashütte, Friedrichsgabe und Harksheide zu Norderstedt verschmolzen zu haben. Auch das würdigte der damalige schleswig-holsteinische Innenminister Barschel, als der erste Norderstedter Bürgermeister 1982 das Spitzenamt im Rathaus an seinen Nachfolger Volker Schmidt (SPD) übergab: „Mit Überzeugungskraft und Beharrlichkeit haben sie daran gearbeitet, die Altgemeinden zusammenzuführen und die Neubürger in die Stadtgemeinschaft hineinwachsen zu lassen.“ Vielen Norderstedtern galt der ehemalige Offizier als volksnahe Vaterfigur. Er war für jeden Spaß zu haben, vor allem dann, wenn er einer guten Sache diente. Nachfolger Grote attestierte Norderstedts erstem Bürgermeister, dass er sein Amt mit Fingerspitzengefühl ausgefüllt und auch Mut zu unpopulären Entscheidungen gehabt habe, wenn sie der Sache dienten.
Ein Gedenkstein erinnert in der Stadt an Horst-Embacher
Embacher hatte auch das, was moderne Stadtplaner Visionen nennen. Dazu zählt das Herold-Center samt Bücherei und Coppernicus-Gymnasium – der Bürgermeister sah die Chance, ein Einkaufszentrum mit U-Bahn-Anschluss auf der grünen Wiese in Garstedt zu bauen. Die Verlängerung der U-Bahn von Ochsenzoll nach Garstedt hatte er den Hamburgern im Gegenzug für die Verlängerung der Start- und Landebahn nach Norderstedt abgerungen, was so mancher im Rückblick mindestens skeptisch sehen dürfte: Schließlich kam damit auch der Fluglärm über die Norderstedter Dächer.
Schon immer hat Norderstedts erster Verwaltungschef über den Tellerrand hinausgeblickt und sich dafür stark gemacht, dass Norderstedt Partnerschaften mit Städten in Europa schließt. Er hatte den Krieg erlebt, wollte nun Aussöhnung und Frieden vorantreiben und war Motor der ersten Verschwisterung: 1966 wurden die offiziellen Bande zwischen Garstedt und Maromme geschlossen. Mit dem damaligen Bürgermeister der französischen Stadt, Paul Vauquelin, verband Embacher eine intensive Freundschaft.
Doch auch zu den Amtskollegen in den anderen Norderstedter Partnerstädten, Zwijndrecht und Oadby-and-Wigston, hatte Embacher gute Kontakte. Er flog sogar nach Memphis, um Norderstedt in den USA bekannt zu machen. So bezeichnete ihn der Bürgermeister von Zwijndrecht als „Weltbürger Nummer eins von Norderstedt“.
Der frühere Norderstedter Verwaltungschef war auch das Oberhaupt einer großen Familie. Regelmäßig bekamen er und seine Frau Ursula Besuch von Kindern, Enkeln und Urenkeln. Seine Kinder bekamen die preußischen Tugenden wie Disziplin, Konsequenz und Pünktlichkeit zu spüren, haben das aber nie bedauert. Horst Embacher starb am 27. November 2007. Sichtbare Erinnerungen an Norderstedts ersten Bürgermeister sind der Gedenkstein auf dem Rathausplatz und die Horst-Embacher-Allee.