Norderstedt. Die Stadt Norderstedt entlastet die Bürger zum neuen Jahr, im restlichen Kreis Segeberg wird die Müllabfuhr dagegen teurer.
Während die Müllgebühren in Norderstedt sinken, steigen sie in den anderen 94 Kommunen im Kreis Segeberg. Für Restabfall werden die Norderstedter im kommenden Jahr genauso viel zahlen wie bisher, deutlich günstiger wird die Biotonne. Das ergibt sich aus der Gebühren-Kalkulation des städtischen Betriebsamtes, das den Abfall in Norderstedt entsorgt. Für den restlichen Kreis Segeberg übernimmt der Wege-Zweckverband (WZV) die Abfuhr – dort steigen die Tarife seit fünf Jahren erstmals wieder. Der Abfallwirtschaftsausschuss hat die höheren Gebühren für die Jahre 2018 bis 2020 beschlossen, jetzt muss die Verbandsversammlung noch zustimmen.
Bisher zahlen die WZV-Kunden für das gängigste der 41 unterschiedlichen Tarifmodelle, eine 80-Liter-Bio-, eine 240-Liter-Altpapier- und eine 120-Liter-Restmülltonne, die alle 14 Tage geleert wird, 195,60 Euro pro Jahr. Ab Januar werden für diesen Tarif BioPlus S, für den sich 22.000 der rund 60.000 WZV-Haushalte entschieden haben, 223,80 Euro fällig, 14,4 Prozent mehr. Den Tarif BioPlus O (keine Biotonne, 120-Liter-Restabfall-, 240-Liter-Altpapiertonne, zweiwöchentliche Leerung) berechnet der WZV ab 2018 mit 211,20 Euro, 28,80 mehr als jetzt.
Die Norderstedter kommen günstiger davon. Sie zahlen für ein Abfuhr-Modell, das dem BioPlus S des WZV entspricht, nur 188,40 Euro. „Eigentlich hätten wir die Gebühren schon vor fünf Jahre anheben müssen, und zwar bei BioPlus S auf 216 Euro“, sagt WZV-Vorsteher Jens Kretschmer. Im Vergleich mit diesen eigentlich realistischen Gebühren betrage die Steigerung lediglich 3,5 Prozent. Es gebe auch zehn Tarifmodelle, für die die Kunden künftig weniger zahlen.
Ursache waren vor allem steigende Kosten für Personal
2012 habe der WZV ein Plus von 1,5 Millionen Euro in der Kasse gehabt, der Entsorger habe das Geld an seine Kunden weitergegeben, da der Verband als öffentliches Unternehmen keinen Gewinn machen dürfe. Dadurch hätten die Tarife niedrig gehalten werden können. „Wir haben zu der Zeit günstiger gearbeitet als angenommen“, sagt Kretschmer. 2015 sei der Überschuss aufgebraucht gewesen, der WZV habe in den Folgejahren durch den Verzicht auf höhere Tarife ein Minus von rund einer Million Euro eingefahren.
„Die Unterdeckung und steigende Kosten haben die neue Kalkulation und höhere Gebühren erfordert, denn wir müssen kostendeckend arbeiten“, sagt Kretschmer. Kostentreiber seien vor allem die Ausgaben für das Personal – die WZV Entsorgung GmbH hat im vorigen Jahr die Tarife des Bundesverbands Entsorgungswirtschaft übernommen. „Aber auch die Preise für weitere Behandlung und Aufbereitung zum Beispiel von Sperrmüll sind deutlich gestiegen“, sagt der WZV-Chef.
Um den Abfall der Kunden zu entsorgen, gibt der WZV in den nächsten drei Jahren rund 68 Millionen Euro aus. Dem stehen Einnahmen beispielsweise aus dem Verkauf von Altpapier und den Erlösen der vier Recyclinghöfe in Norderstedt, Schmalfeld, Bad Segeberg und Damsdorf/Tensfeld von rund 20 Millionen Euro gegenüber, sodass jedes Jahr Kosten von rund 16 Millionen Euro anfallen. „Die Wege im ländlichen Bereich sind weiter als im urbanen Norderstedt, dadurch sind unsere Transportkosten höher“, sagt Kretschmer mit Blick auf die zum Teil sinkenden Müllgebühren in Norderstedt.
Dort bleiben die Gebühren für Restabfall weiter stabil – trotz steigender Lohnkosten und Ausgaben für neue Fahrzeuge. „Seit 13 Jahren können wir erstmals die Gebühren für die Biotonne senken, obwohl auch hier die Tariferhöhungen durchschlagen“, sagt Martin Sandhof, Leiter des städtischen Betriebsamtes. So zahlen die Kunden für ein 80-Liter-Gefäß, das alle 14 Tage geleert wird, ohne Transportweg künftig 5,20 statt bisher 6,40 Euro pro Monat. Die 120-Liter-Tonne kostet 6,55 statt 8,60 Euro, eine Ersparnis von knapp 24 Prozent. „Die Norderstedter trennen ihren Abfall immer besser“, sagt Sandhof. Die verstärkte Information zeige Erfolge, die Quote der Störstoffe sinke kontinuierlich. Zudem hätten immer mehr Norderstedter eine Biotonne. „Dadurch können wir die Touren optimieren“, sagt der Amtsleiter.
Norderstedter trennen ihren Müll immer besser
Auch im Restmüll tauchten immer weniger Fremdstoffe auf – seit fast vier Jahren müssen die Norderstedter auch Kunststoffe und Metall, sogenannte stoffgleiche Nichtverpackungen, in der gelben Tonne oder im gelben Sack entsorgen. Dort hinein gehörten bis dahin nur Verkaufsverpackungen mit dem grünen Punkt, die wiederverwertet werden. Wenn nun auch Wäschekorb, Bratpfanne, Quietscheentchen und Zahnpasta-Tube im gelben Sack oder in der gelben Tonne und nicht mehr im Restmüll landen, sinken die Kosten für die Verbrennung des Hausmülls. Die Müllwerker seien hoch motiviert, die Krankheitsquote sei gering.