Norderstedt. Die neue Oberbürgermeisterin, die gestern 51 Jahre alt wurde, betont jetzt, eine Verwaltungschefin für alle zu sein.

Verstrubbelt, im Pyjama und unausgeschlafen nahm Elke Christina Roeder, Norderstedts neue Oberbürgermeisterin, am Montag in ihrer Wohnung in Neumünster die ersten Glückwünsche entgegen – zum 51. Geburtstag und zum Wahlsieg. „Gestern haben wir bis 3.30 Uhr gefeiert. Es war toll! Seit heute Morgen klingelt mein Telefon ununterbrochen.“

Sie gönnt sich einen Tag des Ausruhens und Feierns. Ab Dienstag geht der Blick nach vorn. Sie muss beim Amtsarzt erscheinen, zur Untersuchung der gesundheitlichen Tauglichkeit für den Job. „Die Mitarbeiter im Rathaus haben mir auch gratuliert. Und ich werde vor dem Amtsantritt am 9. Januar noch bei ihnen vorbeischauen.“ Ansonsten stehe nun das Aktenlesen an.

Roeders Spruch vom „Roten Rathaus, das nun von innen rot werde“, will die Oberbürgermeisterin nicht missverstanden wissen. Weder würden Genossen nun auf Posten gehoben, noch müsste irgendjemand um seinen Job bangen. „Das ist Blödsinn.“

Immer noch siegestrunken sind Roeders Parteifreunde am Tag nach der Wahl. „Wir sind richtig glücklich. Unsere Jusos sind ganz verrückt vor Freude“, sagt die SPD-Ortsvorsitzende Katrin Fedrowitz. Mit dem Wahlsieg im Rücken blicken die Genossen der Kommunalwahl im Frühjahr 2018 entgegen. „Wir haben bei der Landtagswahl in Norderstedt die meisten Stimmen geholt und nun unsere Kandidatin ins Rathaus gebracht. Natürlich wollen wir nun auch stärkste Fraktion in der Stadtvertretung werden.“ Fedrowitz bremst aber die roten Träume vom Durchregieren: „Wir machen uns keine Illusion, dass Frau Roeder nur unsere SPD-Positionen durchsetzen wird.“

Die Belegschaft freut sich auf eine Frau als Chefin

Bei der grünen Fraktionschefin Katrin Schmieder kam das mit dem „Roten Rathaus“ nicht gut an. „Wir werden schon genau schauen, dass Frau Roeder die Interessen aller Fraktionen vertritt. Sie muss sich jetzt von der SPD freischwimmen.“ Das unterstreicht auch Reimer Rathje von der WiN: „Sie soll jetzt erst mal ankommen und sich orientieren.“ Im Übrigen sei man ganz entspannt: „Sie leitet ja nur die Verwaltung, für die Entscheidungen sind wir in der Politik zuständig.“

Und da werden sich einige daran gewöhnen müssen, dass die Politik nun die Ideen entwickeln müsse und dass diese nicht mehr ausschließlich aus dem Büro des Oberbürgermeisters kommen, sagt Miro Berbig von den Linken. „Hans-Joachim Grotes Stil war schon einzigartig in Schleswig-Holstein. Roeder wird genug mit der Verwaltung zu tun haben. Ob sie darüber hinaus schon gestalten kann, ist fraglich. Da ist jetzt die Norderstedter Politik gefordert.“

Was der FDP-Chef Klaus-Peter Schroeder auch in Bezug auf die Wahlbeteiligung so sieht: „Das ist erschreckend. Wir müssen uns Gedanken machen, wie wir den Bürger besser erreichen.“ Dass die FDP lieber David Hirsch als OB gesehen hätte, daraus macht Schroeder keinen Hehl. „Aber wir gehen ohne Vorbehalte in die Zusammenarbeit mit Frau Roeder.“ Dass bei den Genossen angeblich schon das Geschacher um Posten im Rathaus begonnen habe, wie es laut Schroeder kolportiert wurde, sei hoffentlich nur ein Gerücht.

Bei den Mitarbeitern im Rathaus sorgt es allerdings für Entrüstung. „Das wäre wirklich absurd“, sagt Jürgen Hanika, Vorsitzender des Personalrats der 1200 Mitarbeiter in der Norderstedt Verwaltung. Generell freue sich die Belegschaft auf eine Frau an der Spitze. „Das steht unserer Stadt gut zu Gesicht. Und für uns ist es eine Erleichterung, endlich wieder eine Verwaltungsspitze zu haben.“