Norderstedt. Die neue Verwaltungschefin Elke Christina Roeder erhielt 55,33 Prozent der abgegebenen Stimmen. Schwache Wahlbeteiligung.

Sie ist die erste Frau an der Verwaltungsspitze: Elke Christina Roeder heißt Norderstedts neue Oberbürgermeisterin. Die SPD-Kandidatin setzte sich in der Stichwahl gegen ihren CDU-Konkurrenten David Hirsch durch. Das Ergebnis fiel klarer aus als erwartet: Auf Roeder entfielen 55,33 Prozent der Stimmen, für Hirsch votierten 44,64 Prozent.

„Damit haben wir das Spitzenamt wieder zurückgeholt“, sagte SPD-Ortschefin Katrin Fedrowitz. Die Sozialdemokraten, von der Stadtgründung 1970 bis zum Sieg von CDU-Mann Hans-Joachim Grote 1998, auf den Chefsessel im Rathaus abonniert, mussten zwei Niederlagen gegen den Amtsinhaber einstecken. Zur letzten Wahl 2010 verzichtete die SPD auf einen eigenen Kandidaten. „Das ist ein vielversprechender Neuanfang für die Stadt und wird auch uns als SPD-Fraktion zugute kommen“, sagte Fedrowitz mit Blick auf die Kommunalwahl im Frühjahr.

„Ich bin überglücklich. Der Kampf hat sich gelohnt, großen Anteil am Erfolg hatte mein enorm engagiertes Wahlkampfteam“, sagte Elke Christina Roeder. Die 50-Jährige musste jede Menge Hände schütteln und Interviews geben, kam kaum zu Luftholen und wollte sich zu Inhalten ihrer künftigen Arbeit nicht äußern: „Heute wollen wir erst mal den Sieg genießen und feiern“, sagte die künftige Oberbürgermeisterin.

Glückwünsche kamen nicht nur von den vielen Sozialdemokraten, die sich im Rathaus versammelt hatten, sondern auch von Ralf Stegner, Vorsitzender und Fraktionschef der Nord-SPD: „Zu ihrem großartigen Erfolg gratuliere ich Elke Christina Roeder sehr herzlich. Mit ihr bekommt Norderstedt eine politisch erfahrene Oberbürgermeisterin, die nah bei den Menschen arbeitet. Elke Christina Roeder wird durch ihre Verwaltungserfahrung und ihr politisches Gespür die Verwaltung der Stadt Norderstedt mit sicherer Hand leiten und sozialdemokratische Akzente setzen.“

Ihr Konkurrent David Hirsch zeigte sich als fairer Verlierer und gratulierte der Wahlgewinnerin. „Ich bin persönlich enttäuscht“, sagte der CDU-Bewerber. Er selbst und die Partei hätten einen engagierten Wahlkampf geführt. Es sei aber nicht gelungen, die Wähler in dem Maße zu mobilisieren, wie das die SPD geschafft habe. Der 44-Jährige wird zurückgehen nach Jena, wo er seine Tätigkeit als selbstständiger Unternehmensberater, die er erst Anfang des Jahres begonnen hat, fortsetzen will. „Für die Kommunalwahl im Frühjahr stehe ich definitiv nicht zur Verfügung. Es ist langfristig aber nicht ausgeschlossen, dass ich nach Norderstedt komme“, sagte der verheiratete Vater dreier Töchter. Denn hier leben seine Schwiegereltern, über die er auch zur Kandidatur gekommen ist. „Wir haben die Norderstedter nicht mit Äpfeln in Versuchung geführt und auch nicht mit fremden Hunden zu beeindrucken versucht“, sagte Norderstedts CDU-Chefin Katja Rathje-Hoffmann mit Blick auf den Wahlkampf der SPD und ein Wahlplakat, das Elke Christina Roeder mit einem Hund zeigt, allerdings nicht mit ihrem, sondern einem für das Foto geliehenen.

Beiden großen Parteien ist es allerdings nicht gelungen, die Wähler an die Urnen zu bringen. Die Wahlbeteiligung lag mit 31,2 Prozent nochmals deutlich unter dem ohnehin schon schwachen Ergebnis der ersten Wahl von 38,2 Prozent. „Die niedrige Wahlbeteiligung stimmt mich sehr traurig und ist mir völlig unverständlich. In anderen Ländern wären die Menschen froh, wenn sie wählen dürften“, sagte Stadtpräsidentin Kathrin Oehme. Erklären könne sie das nicht. Möglicherweise hätten diejenigen nicht mehr gewählt, deren Favorit oder Favoritin im ersten Wahlgang ausgeschieden ist. Grünen-Fraktionschefin Katrin Schmieder stellte wie die Nord-CDU die Direktwahl der Verwaltungsspitze durch die Bürger in Frage: „Dadurch reduziert sich die Auswahl. Top-Kandidaten bewerben sich nicht, weil sie sich dem ungewissen Bürgervotum nicht stellen wollen und der Wahlkampf Zeit und Geld kostet.“

Am 9. Januar wird Elke Christina Roeder den Amtseid vor den Stadtvertretern ablegen. Bis dahin will die Unternehmensberaterin, die sich für den Wahlkampf hat freistellen lassen, in Ruhe eine Prioritätenliste erarbeiten und schon mal in ihre neue Arbeitsumgebung hineinschnuppern. „Vor allem muss ich jetzt eine Wohnung suchen“, sagte die neue Verwaltungschefin, die noch in Neumünster wohnt und umziehen will.