Norderstedt. 250 Schüler nutzten die Nachtschwärmer-Jobtour, um sich über Ausbildungsmöglichkeiten zu informieren. 20 Unternehmen machten mit.
Die Norderstedter Berufswelt erkunden – das konnten jetzt wieder rund 250 Schüler, die im nächsten Jahr ihren Schulabschluss machen. Zum vierten Mal lud die Entwicklungsgesellschaft Norderstedt (EgNo) die jungen Leute dafür zur sogenannten Nachtschwärmer-Jobtour ein. Mit einem Busshuttle wurden die Jugendlichen vom ZOB in Norderstedt-Mitte abgeholt, um sich anschließend bis in die späten Abendstunden in verschiedenen Gruppen jeweils zwei der 20 Unternehmen und deren Ausbildungsmöglichkeiten anzusehen.
„Wir wollen den Schulabgängern damit eine erste berufliche Orientierung geben“, erklärt Keno Kramer von der EgNo den Hintergrund dieser ungewöhnlichen Veranstaltung. Mehr als 30 Berufe und 250 Ausbildungsplätze würden die teilnehmenden Firmen anbieten. „Außerdem wollen wir den jungen Menschen aufzeigen, dass sie nicht unbedingt nach Hamburg oder Berlin gehen müssen, um eine gute Berufsausbildung zu finden. Auch in Norderstedt gibt es coole und spannende Firmen.“
Dazu gehöre beispielsweise das Medizintechnikunternehmen Johnson und Johnson, in dessen Räumlichkeiten sich das Rahmenprogramm der Jobtour wieder abspielte. „Die bilden jedes Jahr 10.000 Ärzte aus und gelten weltweit als ein Triple-A-Unternehmen“, sagt Kramer. Auch andere der teilnehmenden Firmen wie der Gabelstaplerhersteller Jungheinrich oder das Hygiene-Unternehmen Schülke zählen zu den Global Playern ihrer Branche.
So stellten beim Norderstedter Unternehmen Schülke, das im Bereich der Desinfektionsmittel zu den Marktführern gehört, Auszubildende wie Torge Stahl, Jule Harder und Tobias Horesch den Schülern die Ausbildung und Dualen Studiengänge bei dem Chemie-Konzern aus ihrer Sicht vor. „Bei uns gibt es eine regelrechte Azubi-Kultur“, betonte der 20 Jahre junge Stahl, der erst seit August im Betrieb ist. Die 28 Auszubildenden des Unternehmens betreiben einen eigenen Shop, mit dessen Einnahmen sie wiederum Ausfahrten und Betriebsfeiern finanzieren. Stahl: „Das stärkt den Zusammenhalt unter den Auszubildenden enorm.“
Dann wurden die verschiedenen Ausbildungsgänge vom Chemikanten über den Chemielaboranten bis hin zum Dualen Studium ausführlich erläutert. Während der Chemielaborant kleine Mengen von Chemikalien im Versuchslabor untersuche, steuere und überwache der Chemikant den Prozessablauf im Produktionsprozess, erklärte Jule Harder. Der theoretische Unterricht werde in vier Blöcken à drei Wochen in der Berufsschule in Meldorf in Dithmarschen unterrichtet. „Da wohnen wir dann in einem Wohnheim.“ Voraussetzung sei ein guter Realschulabschluss. Für das Duale Studium der Wirtschaftsinformatik oder Betriebswirtschaftslehre werde dagegen ein gutes Abitur oder Fachhochschulreife verlangt, sagte Stahl. Die Ausbildung wechsle sich ab zwischen dem Unterricht an der Nordakademie in Elmshorn und der praktischen Arbeit im Betrieb. Neben der schulischen Ausbildung würde viel Wert auf „charismatisches Auftreten, soziale Kompetenz, Flexibilität und Belastbarkeit“ gelegt. „Wir freuen uns auf offene Menschen.“
Schüler genossen es, wie VIP-Gäste behandelt zu werden
Die Schüler zeigten sich beeindruckt und genossen es geradezu, von den vielen Firmenvertretern wegen des akuten Fachkräftemangels umsorgt und quasi wie VIP-Gäste behandelt zu werden. Ein leckeres Büfett und eine Tombola mit attraktiven Preisen rundeten das Angebot ab. Einige der Schüler – wie der Gymnasiast Niklas Pfund – fühlten sich bereits in ihrem Plan bestätigt, ein Duales Studium beginnen zu wollen. Andere wie der 16 Jahre junge Burak Cadirtekin haben bislang nur „eine Ahnung“, was sie beruflich mal werden wollten. Aber alle Schüler freuten sich über das Angebot, auf diese Weise einmal die Berufswelt aus nächster Nähe zu spüren. Wie die 15 Jahre junge Jonna Fröhlich von der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark, die bei ihrer Lehrstellensuche „keine Zeit verschwenden möchte“.