Norderstedt. Das Theaterstück „Terror“ von Ferdinand von Schirach in der „TriBühne“ löste in der Pause rege Diskussionen bei den Zuschauern aus.

Nicht schuldig! Das Publikum in der „TriBühne“ sprach Major Lars Koch der Anklage des Mordes an 164 Menschen frei. Der Bundeswehrpilot hatte eine gekidnappte Zivilmaschine abgeschossen, die von Terroristen in ein mit 70.000 Besuchern gefülltes Stadion gesteuert werden sollte. Die Aufführung des Theaterstücks „Terror“ von Ferdinand von Schirach in der „TriBühne“ löste in der Pause rege Diskussionen aus. Norderstedt war die letzte „Terror“-Tournee-Station vom Euro-Studio Landgraf.

Weltweit haben 380.809 Zuschauer, Norderstedt noch nicht mitgezählt, bei allen Aufführungen für Freispruch für Lars Koch plädiert. Das entspricht 61,3 Prozent. Nur in China und Japan wurde er überwiegend schuldig gesprochen. In der „TriBühne“ plädierten 65 Zuschauer für schuldig, 106 sprachen ihn frei. Gefragt war indes nur die klare Meinung, eine Alternative im Sinne von „Im Zweifelsfall für den Angeklagten“ stand nicht zur Wahl. Grundsätzlich bleibt die Frage, darf ein Mensch Menschenleben gegeneinander abwägen?

Diesen Zwiespalt brachten die Schauspieler intensiv über die Rampe, und so war es auch still während der immerhin durchgehend zweistündigen Aufführung. Zu Beginn jedoch musste sich das Schauspiel-Team auch nach hundert Aufführungen erst finden. Johannes Brandrup als Richter und Christoph Schlemmer als Verteidiger sollten zwar Gerichtsalltag spielen, doch geriet das beiden in den ersten zehn Minuten ziemlich lächerlich. Brandrup walzte die Eitelkeit des Richters fast satirisch aus, Schlemmer legte den Verteidiger als schusselige Schlampe an. Das war dem ernsten Thema nicht würdig. Im Verlauf der Aufführung jedoch gelang es ihnen, die Brisanz des Themas zu forcieren. Annett Kruschke als Staatsanwältin ließ zwar auch eine gewisse Arroganz durchscheinen, packte aber das Publikum mit ihrem Plädoyer. Peter Donath als Oberstleutnant reagierte genervt auf die zivilen Fragen des Richters. Einzig authentisch spielte Tina Rottensteiner ihre Rolle als Nebenklägerin, die ihren Ehemann durch den Abschuss der Maschine verloren hatte.