Norderstedt. Zahl der Schüler in Norderstedt steigt deutlich. Gymnasien und Grundschulen brauchen mehr Platz – und den zu schaffen, wird teuer.
Die Stadt wird in den nächsten Jahren Millionen in den Ausbau ihrer Schulen investieren müssen. Das ergibt sich aus dem Bericht des städtischen Schulamtes für den Ausschuss für Schule und Sport. Die Mitarbeiter haben das Gutachten zur Schulentwicklungsplanung in Norderstedt, das das Büro biregio erarbeitet und im Fachausschuss präsentiert hatte, konkretisiert.
Laut biregio wird es im Schuljahr 2027/28 insgesamt 3184 Grundschüler geben, fast 600 mehr als jetzt. Die Stadt sei beliebt, im Unterschied zu anderen Städten und Gemeinden wölbe sich der Bevölkerungsbauch nicht nur bei den 50- bis 60-Jährigen, sondern auch bei den 30- bis 40-Jährigen. „Und die bringen ihre Kinder mit oder bekommen welche“, sagt biregio-Chef Wolf Krämer-Mandeau.
Das Fachamt im Rathaus geht von einem weniger drastischen Anstieg aus und stützt sich auf die Zahlen des Statistikamtes Nord. Die Behörde nennt 100 Kinder mehr pro Jahrgang. „Wir werden beim Statistikamt eine neue Prognose in Auftrag geben, um die Schulentwicklung auf aktuelle Daten stützen zu können“, sagt Schuldezernentin Anette Reinders. Bis dahin gelte 100 plus als Richtwert. Das bedeute für die Grundschule Lütjenmoor akuten Raumbedarf. Im nächsten Schuljahr werde es dort drei statt wie bisher zwei erste Klassen geben. „Das ist aber nur einmal möglich, für eine längerfristige Dreizügigkeit reichen die Räume nicht aus“, sagt Reinders. Laut biregio steigt die Schülerzahl von jetzt 200 auf 280 im Schuljahr 2022/23 – das stärkste Wachstum unter den zwölf Norderstedter Grundschulen.
„Wir werden den gestiegenen Raumbedarf zusammen mit dem Ausbau zur Offenen Ganzstagsschule diskutieren“, sagt die Dezernentin. Die Lösung könne ein Anbau oder ein Neubau sein. Zumindest vorübergehend erweitert werden müssten auch die Grundschulen Harkshörn, Glashütte, Gottfried-Keller-Straße und Immenhorst. In Harkshörn werde die Schülerzahl durch das Neubaugebiet „Grüne Heyde“ steigen, auch hier könne ein Ausbau mit dem Umbau für den Ganztagsbetrieb diskutiert werden.
Die Kapazitäten an den Gymnasien werden ebenfalls nicht ausreichen, heißt es weiter im Bericht des Fachamtes im Rathaus. Der in Norderstedt stark ausgeprägte Trend, dass Eltern ihre Kinder an einem der vier Gymnasien anmelden, werde sich fortsetzen und durch diejenigen, die neu in die Stadt ziehen, verstärken. Vor allem bildungsorientierte Familien würden aus Hamburg nach Norderstedt wechseln.
Rückkehr zu G9 bringt den Gymnasien noch mehr Schüler
„Und die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren wird zusätzlich die Anmeldezahlen der Gymnasien erhöhen“, heißt es weiter. Am deutlichsten werde sich das am Coppernicus-Gymnasium und am Gymnasium Harksheide auswirken. Das Copp hat schon zum jetzigen Schuljahr fünf fünfte Klassen gebildet, das werde wegen fehlender Räume aber nur einmal möglich sein.
Ein Knackpunkt bei der Diskussion um die künftige Schullandschaft in Norderstedt ist nach wie vor die Zukunft der Gemeinschaftsschule Ossenmoorpark. Biregio war zu dem Schluss gekommen, dass die Schule im Schulzentrum Süd wegen zu geringer Anmeldezahlen auf Dauer nicht existieren könne (wir berichteten). Wie es mit der Schule weitergeht, ist entscheidend für den mit 50 Millionen Euro kalkulierten Neubau des Schulzentrums Süd. Der neue Komplex werde erst in fünf bis sechs Jahren stehen, heißt es im Bericht des Schulamtes. Eine Schule, die alle Schüler auffängt, deren Erst- und Zweitwunsch nicht berücksichtigt wurde, die einen Förderbedarf haben oder die das Gymnasium nicht schaffen, könne nicht das Ziel eines Neubaus sein. „Der Fortbestand der Schule ist ein schwieriges Thema“, sagt Anette Reinders. Würde die Schule geschlossen, widerspreche das dem gültigen Beschluss, wonach jeder Sozialraum/Stadtteil in Norderstedt ein Gymnasium und eine Gemeinschaftsschule haben soll. Falls die Politiker keinen Antrag dazu einbringen, gelte dieser Beschluss – und die Ossenmoorparkschule könne weitermachen.
„Viel mehr Sorgen als die Schulen machen mir im Moment die Kitas“, sagt die Dezernentin. 100 Kinder mehr pro Jahrgang bedeuteten 600 mehr für die Kitas. Das entspreche vier bis fünf neuen Einrichtungen.