Norderstedt. Stadt Norderstedt verdoppelt Rotlicht-Überwachung an einem neuralgischen Knotenpunkt an der Schleswig-Holstein-Straße.

Am Donnerstag vor einer Woche rummste es mal wieder auf einer der unfallträchtigsten Kreuzungen im Stadtgebiet. Gemeint ist der Knotenpunkt an den Einmündungen Schleswig-Holstein-Straße/Poppenbütteler Straße/Stormarnstraße. Diesmal war es ein 75 Jahre alter Passat-Fahrer, der aus Süden kommend mutmaßlich eine rote Ampel übersah und ungebremst mit dem Golf eines 23-Jährigen kollidierte. Beide Beteiligte mussten in Krankenhäuser gebracht werden, die Fahrzeuge wurden erheblich beschädigt.

Wenn die Technik funktioniert hat, dürfte die Unfallaufklärung schnell abgeschlossen sein. Schließlich gab es zum Zeitpunkt des Crashs dort bereits zwei feste Säulen, die Rotlichtverstöße dokumentieren. Jetzt allerdings rüstet die Stadt noch einmal nach. Autofahrer haben es sicherlich längst bemerkt: Mittlerweile wird die Großkreuzung von vier Blitzern überwacht. So etwas nennt man wohl lückenlos. Außergewöhnlich ist es zudem. In Hamburg gibt es keinen vergleichbaren Standort; eine vier-Blitzer-Kreuzung findet man dagegen in Köln.

„Poliscan“, so heißt die Technik, mit der zwei Fahrtrichtungen und drei Ampelschaltkreise simultan gescannt werden – ob nun Rotlicht oder Geschwindigkeit, das ist einstellbar, die Luxusvariante kann sogar beides. Zusammengerechnet muss das System im Fall der Schleswig-Holstein-Straße 18 Fahrspuren aus vier Richtungen überwachen können. Derzeit, so teilt die Stadt mit, findet hier keine Geschwindigkeitsüberwachung statt.

Lärmschutz – SPD lehnt ganztägiges Tempolimit ab

Ein ganztägiges Tempolimit von 30 km/h aus Lärmschutzgründen gibt es in Norderstedt bisher nur auf der Poppenbütteler Straße zwischen Glashütter Damm und Lindenweg (seit 1. August). Weitere Zonen dürften allerdings folgen.

Die SPD stellt diese Maßnahmen nun infrage. Und zwar unter anderem, weil die Verwaltung diese ohne expliziten politischen Auftrag umgesetzt hat. „Die Verwaltung vertritt die Auffassung, dass sich die zusätzliche Geschwindigkeitsbeschränkung aus dem von der Stadtvertretung beschlossenen Lärmaktionsplan ergibt“, sagt Wolfgang Ahlers-Hoops, bürgerliches Mitglied der Fraktion.

Allerdings sagen die Sozialdemokraten: Eine permanente 30er-Zone sei Ermessenssache, und in diesen Fällen müssten die politischen Gremien mit einbezogen werden.

Doch nicht nur formal, sondern auch inhaltlich will sich die SPD für eine Änderung einsetzen. „Wir sind der Meinung, dass das Tempolimit in der Nachtzeit den Schutz der Anwohner vor gesundheitsgefährdendem Lärm ausreichend gewährleistet.

Da nicht nachgewiesen ist, dass die meisten Bewohner dieser Bereiche auch tagsüber zu Hause sind, ist ein ganztägiges Tempolimit unverhältnismäßig“, sagt der umweltpolitische Sprecher Bodo von Appen. „Das ganztägige Limit führt zu überflüssigen Staus und damit zu einer erhöhten gesundheitsschädlichen Abgasbelastung.“

Im Umweltausschuss am 20. Dezember will die SPD das Thema erörtern.

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Aktuell kommt Norderstedt mit seinen etwas unter 80.000 Einwohnern auf zehn Standorte zur Geschwindigkeits- beziehungsweise Rotlichtüberwachung, wobei der Starenkasten an der Segeberger Chaussee momentan inaktiv ist. Aus der älteren Generation gibt es noch die Radarfalle auf der Zufahrt zur Flughafenumgehung (Zeppelinstraße). Mit Verweis auf Lärmschutz darf an der Niendorfer Straße (Höhe Alte Dorfstraße) geblitzt werden, vor der AKN-Brücke an der Oadby-and-Wigston-Straße sowie in der Ganztags-30er-Zone auf der Poppenbütteler Straße. Dazu gibt es einen beidseitigen Blitzer im Tempo-60-Bereich auf der Schleswig-Holstein-Straße kurz vor dem Ochsenzoll-Kreisel. Rotlichtsünder werden ebenso erfasst auf der Niendorfer Straße vor Tesa sowie an der Kreuzung Poppenbütteler Straße/Hummelsbütteler Steindamm.

In den vergangenen zwölf Monaten wurden von den Anlagen 330 Rotlichtverstöße registriert, die Hälfte davon im nun mit vier Säulen bestückten Teil der Schleswig-Holstein-Straße. In Planung ist derzeit eine weitere Anlage an der neuralgischen Kreuzung Ohechaussee/Niendorfer Straße, die finanziellen Mittel werden im Doppelhaushalt 2018/2019 enthalten sein.

Das mobile Blitzgerät der Stadt kommt dazu oft entlang der Oadby-and-Wigston-Straße zum Einsatz sowie mittlerweile auch nachts an der Ochsenzoller Straße, wo seit 1. August zwischen dem Krummen Weg und der Ahornallee in der Zeit von 6 bis 22 Uhr Tempo 30 gilt. Aus Lärmschutzgründen, was gleichermaßen auch auf der Tangstedter Landstraße zwischen Mittelstraße und Poppenbütteler Straße eingeführt wurde.

Bezogen auf seine Einwohnerzahl – etwas unter 80.000 – ist die Stadt Norderstedt in Sachen Verkehrsüberwachung bundesweit einsame Spitze. Zum Vergleich: In Hamburg gibt es 38 Standorte – auf knapp 1,8 Millionen Einwohner. Selbst konservativ gerechnet, müsste die Hansestadt also weit mehr als 200 Punkte im Stadtgebiet überwachen, um auf Norderstedter Verhältnisse zu kommen.

Übrigens: Während es in Berlin 37 und in Köln sogar 53 Standorte gibt, ist der Mittlere Ring im Münchener Stadtgebiet so etwas wie das Nonplusultra der Radarüberwachung. In den dortigen Unterführungen gibt es „stille Blitzer“ ohne sichtbaren Auslöser, und zwar mehrere Dutzend davon, die ein tagsüber mehrfach wechselndes Tempolimit konstant überwachen.