Norderstedt. Acht Männer und Frauen kandidieren für das Amt des Oberbürgermeisters. Wer es wird, entscheiden 64.525 Wahlberechtigte.

Am Sonntag wird eine wichtige Weiche für die Zukunft Norderstedts gestellt: Die Bürger wählen ihren Oberbürgermeister oder ihre Oberbürgermeisterin. 64.525 Norderstedter sind aufgerufen, den Nachfolger oder die Nachfolgerin von Hans-Joachim Grote zu bestimmen. Darunter sind auch 1332 16- bis 18-Jährige, die erstmals bei einer Wahl mitmachen. Die Wähler haben reichlich Auswahl: Acht Männer und Frauen bewerben sich um das Spitzenamt in der Verwaltung, sie alle trauen sich zu, 1200 Mitarbeiter zu führen, sich mit den Kommunalpolitikern zu arrangieren und der Stadt entscheidende Impulse für die weitere Entwicklung zu verleihen.

Auf den Wahlzetteln sind die Bewerber und Bewerberinnen in alphabetischer Reihenfolge aufgeführt:


David Hirsch (44) geht für die CDU ins Rennen. Der Diplom-Verwaltungswirt, Master im Sozialmanagement, ehemaliger Hauptamtsleiter in Amtzell und Geschäftsführer der CVJM Sozialwerk GmbH arbeitet sei Jahresbeginn als selbstständiger Unternehmensberater in Jena. Er ist verheiratet und hat drei Kinder.

Jens Kahlsdorf (57) ist parteilos. Der Industriekaufmann und Betriebswirt ist Geschäftsführer einer Werbeagentur und Präsident des Alster Business Clubs. Der Norderstedter lebt getrennt und hat eine Tochter.

Reimer Rathje (48) ist von der Wählergemeinschaft Wir in Norderstedt (WiN) nominiert. Der Bankkaufmann und Gastronom ist Stadtvertreter und Fraktionschef der WiN. Er lebt in Norderstedt und ist ledig.

Anette Reinders (62) will für die Grünen an die Norderstedter Verwaltungsspitze. Die Diplom-Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin ist seit dem Jahr 2011 Sozialdezernentin und Zweite Stadträtin im Norderstedter Rathaus und war zuvor Stadtvertreterin für die Grün Alternative Liste in Norderstedt (GALiN). Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Elke Christina Roeder (50) startet für die SPD. Die Juristin und Bankkauffrau war von 2006 bis 2014 Bürgermeisterin von Bad Pyrmont, wurde nicht wiedergewählt und verlor auch die Oberbürgermeisterwahl in Neumünster. Seitdem arbeitet sie als Unternehmensberaterin. Sie ist geschieden und hat keine Kinder.

Thomas Thedens (50) geht für die Freien Wähler an den Start, deren Landesgeschäftsführer er ist. Der Fachwirt der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft ist Vorsitzender des Elternbeirats am Lise-Meitner-Gymnasium. Er lebt in Norderstedt, ist verheiratet und hat ein Kind.

Christian Waldheim (44) vertritt die Alternative für Deutschland (AfD). Der Betriebswirt und Versicherungskaufmann arbeitet als Key Account Manager und Business-Coach. Der Norderstedter ist Bundesrechnungsprüfer und Sprecher der Arbeitnehmer in der AfD. Er lebt ledig in Norderstedt und hat einen Sohn.

Sven Wojtkowiak (48) wurde von der FDP nominiert. Der unabhängige Versicherungsmakler ist Vorsitzender von Haus & Grund in Norderstedt und gehört dem Vorstand von TuRa Harksheide an. Er lebt in Norderstedt, ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Eine derartige Vielzahl von Kandidaten gab es in Norderstedt noch nie. Bei der vorigen Wahl 2016 stellte sich Grote als Einzelkämpfer dem Votum der Wähler. Niemand traute sich aus der Deckung, sah eine realistische Chance, gegen den langjährigen Amtsinhaber bestehen zu können. Das Solo schlug sich in einer niedrigen Wahlbeteiligung nieder: Nur knapp jeder fünfte Wahlberechtigte gab seine Stimme ab. Von den Wählern votierte mit 84,4 Prozent dann allerdings eine deutliche Mehrheit für eine Verlängerung der Amtszeit.

Schon bei den vorherigen Wahlen hatte Grote die Konkurrentinnen der SPD klar distanziert. Nachdem der Verwaltungschef zum Innenminister befördert worden war, schöpften die Sozialdemokraten Hoffnung und preschten vor: Als erste Partei nominierten sie ihre Kandidatin.

Es erscheint allerdings fraglich, ob Elke Christina Roeder den Sprung in den Chefsessel im Rathaus schafft. Sehr ausgeglichen hat sich das Feld der Bewerber präsentiert, nach Ansicht der Bürger gab es niemanden, der als klarer Sieger aus den drei öffentlichen Vorstellungsrunden hervorgegangen ist.

Natürlich kursieren Spekulationen, werden drei Namen als Favoriten gehandelt: Hirsch, Reinders und Roeder. Schaffen es die beiden großen Parteien, ihre Wähler zu mobilisieren, würden CDU-Mann Hirsch und SPD-Frau Roeder das Rennen machen und sich für die Stichwahl qualifizieren – dazu kommt es am 26. November, wenn keiner der Kandidaten auf Anhieb 50 Prozent plus eine Stimme erreicht. Auch im Duell der Finalisten muss der Sieger mehr als die Hälfte der Stimmen auf sich vereinigen. Zu hören ist auch, dass es vor allem Sozial-, aber auch Christdemokraten gibt, die ihr Kreuz bei Reinders machen wollen. Natürlich ist nicht auszuschließen, dass einer der anderen Bewerber einen Überraschungscoup landet.

In jedem Fall bleibt es spannend, bis die Ergebnisse aus den Wahllokalen, die wie immer von 8 bis 18 Uhr geöffnet sind, über die Leinwand im Rathaus flimmern. Wer sich dort über den Wahlausgang informieren will, kann sich am Tresen mit dem einen oder anderen Getränk versorgen und auch einige Bewerber treffen. Anette Reinders wird in einem Extraraum verfolgen, wie sich ihre Chancen auf das höchste Norderstedter Verwaltungsamt entwickeln, auch Elke Christina Roeder, Jens Kahlsdorf und Reimer Rathje haben sich angesagt.

Konkurrent David Hirsch hingegen wird den Abend mit der CDU in der Kneipe im Museum am Friedrichsgaber Weg 290 verbringen. Sven Wojtkowiak will mit den Liberalen nur wenige Meter vom Rathaus entfernt im Restaurant Alberto den Wahlausgang verfolgen.