Norderstedt/Langenhorn. Der ehemalige evangelische Pastor Hans Janßen ist künftig als Priester für die Katholiken in Norderstedt und der Region zuständig.

Viel ist schon über ihn geschrieben worden. Das Medienecho, das der Wechsel der Konfession von Hans Janßen vor einigen Jahren ausgelöst hat, war gewaltig. Und es ebbt nicht ab. Erst Ende Oktober lief in der ARD ein Film über den Wechsel des einstigen evangelischen Pastors in die katholische Kirche, in der er heute als Priester tätig ist. Am Sonnabend, 4. November, wird er um 10 Uhr in der Kirche Heilige Familie in Hamburg-Langenhorn am Tannenweg 25 an seiner neuen Wirkungsstätte eingeführt. Künftig ist Hans Janßen für die Pfarrei Katharina von Siena tätig, zu der auch Norderstedt, Tangstedt und Hen­stedt-Ulzburg gehören.

Hans Janßen ist ein ungewöhnlicher katholischer Priester – und das liegt nicht nur an dem Wechsel von der evangelischen in die katholische Kirche. Er ist verheiratet und zieht mit seiner Frau Karin, mit der er vier erwachsene Kinder hat, ins Pfarrhaus nach Langenhorn. Da er bereits verheiratet war, als er sich für den Konfessions-Wechsel entschloss, hat er trotz des eigentlich für Priester geltenden Zölibats (siehe Info-Kasten unten) eine Genehmigung vom Papst. Schließlich ist die Ehe ein heiliges Sakrament der katholischen Kirche. Schon durch diese Sonderstellung zieht der heute 59-Jährige viele Blicke auf sich.

Für den Zölibat gibt es auch weltliche Gründe

Wer zum Priester geweiht werden will, der muss den Zölibat einhalten, also ehelos bleiben und sein Leben ganz der Kirche und Jesus Christus widmen. Soweit die Regel.

Ausnahmen gibt es wie im Fall von Hans Janßen dort, wo angehende Priester aus einer anderen Konfession konvertieren und bereits verheiratet sind. Wie hoch ihre Zahl ist, ist nicht bekannt.

Auch Priester der meisten der 23 sogenannten unierten Ostkirchen dürfen verheiratet sein – nicht aber nach der Weihe heiraten. Hier gilt der Pflichtzölibat nur für Bischöfe. In der römisch-katholischen Kirche ist der Zölibat bereits seit dem 12. Jahrhundert verpflichtend. Die Priester sollten fortan ehelos leben, zuvor war es nur ein Ideal.

Die neue Vorschrift hatte allerdings auch weltliche Gründe. Kirchengüter sollten bewahrt und vermehrt, nicht an Kinder vererbt werden. In einer aktuellen Schrift zum Priestertum aus der päpstlichen Kurie in Rom heißt es hingegen, dass durch den Zölibat „die geweihten Diener Christus mit ungeteiltem Herzen leichter anhangen und sich freier dem Dienst für Gott und für die Menschen widmen“ könnten.

Immer wieder wird darüber hinaus auch die Ehelosigkeit von Jesus Christus als Vorbild und Grund für den Zölibat genannt.

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„Ich habe nicht mit einer so großen öffentlichen Reaktion gerechnet“, sagt Hans Janßen heute. Die mediale Aufmerksamkeit, aber auch die Reaktionen von Freunden seien teilweise heftig und belastend gewesen. Viele hätten gesagt, es gebe doch keinen so großen Unterschied zwischen den beiden Konfessionen. Auch Hans Janßen sieht viele Gemeinsamkeiten, möchte aber auch die besonderen Merkmale der Konfessionen hervorheben. Schließlich ist er wegen des anderen Verständnisses des Abendmahls in der katholischen Kirche konvertiert, das hier Eucharistie heißt. Heute feiert er es so, wie es seinem Glauben an die reale Präsenz von Jesus Christus in Brot und Wein entspricht. Natürlich gibt es Wein und keinen Traubensaft, was in seiner Zeit als evangelischer Pastor zuweilen gewünscht war. Und es schaut ihn auch niemand mehr komisch an, wenn er den Kelch mit dem Wein komplett austrinkt und die Reste nicht, wie in vielen evangelischen Gemeinden üblich, einfach wegkippt.

Zuvor war Hans Janßen in Bergedorf tätig

Hans Janßen gehört seit neun Jahren der katholischen Kirche an. Nachdem er seine alte Kirche, für die er seit dem Jahr 1983 als Pastor tätig war, verlassen hatte, musste er noch einmal fast von vorne anfangen. Janßen studierte drei Jahre katholische Theologie, wurde zum Diakon und schließlich zum Priester geweiht. Er arbeitete zunächst in Bergedorf und zuletzt fünf Jahre in der Kreisstadt Bad Oldesloe. Ein neuer Wechsel stand für ihn eigentlich noch nicht an. Aber das Erzbistum Hamburg hatte anderes mit ihm vor. An Janßen wurde die Idee herangetragen, nach Langenhorn in die Pfarrei Katharina von Siena zu wechseln. Er gibt offen zu, dass er lieber den Prozess der Bildung eines pastoralen Raumes, wie er im Norden Hamburgs, in Norderstedt und Henstedt-Ulzburg schon besteht, in seiner alten Pfarrei in Bad Oldesloe abgeschlossen hätte.

Priester, Pfarrer, Pastor

Als Pfarrer bezeichnet die katholische Kirche den Leiter einer Pfarrei, in der Katholischen Pfarrei Katharina von Siena; die sich von Langenhorn über Norderstedt bis nach Hen­stedt-Ulzburg erstreckt, ist dies Hans Janßen als Nachfolger von Dietmar Wellenbrock.

Ein katholischer Pfarrer ist immer auch ein Priester. Priester sind Geistliche, die das Weihesakrament von einem anderen Priester erhalten haben und damit in der sogenannten apostolischen Sukzession stehen. Das bedeutet, das die Weihenden eine Traditionskette bilden, die sich bis in die frühe Kirche zurückführen lässt.

Priester bilden in der katholischen Kirche einen besonderen Stand und gelten als Mittler zwischen Gemeinde und Gott. Das Amt gibt es in der evangelischen Kirche, die das „Priestertum aller Gläubigen“ kennt, nicht. Ihre theologisch ausgebildeten Amtsträger werden im Norden meist Pastor genannt, die in einer Kirchengemeinde allein oder im Verbund mit Kollegen ihren Dienst tun.

Evangelische Pastoren besetzen aber auch in der Nordkirche sogenannte Pfarrstellen, in Süddeutschland ist die Bezeichnung Pfarrer auch für sie üblich.

Pastoren wiederum gibt es auch in der katholischen Kirche, so werden Priester genannt, die neben dem Pfarrer Dienst in einer Pfarrei tun.

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Karin Janßen arbeitet in einem Kinder- und Jugendhaus

Janßen ist verheiratet, zieht mit seiner Frau ins Pfarrhaus nach Langenhorn
Janßen ist verheiratet, zieht mit seiner Frau ins Pfarrhaus nach Langenhorn © Wolfgang Klietz | Wolfgang Klietz

Viele Argumente gegen den Wechsel hatte er aber nicht, und das Erzbistum hatte schließlich auch an seine Frau gedacht, die es bis zu ihrer Arbeitsstätte auch von Langenhorn nicht allzuweit hat. Karin Janßen arbeitet als pädagogische Mitarbeiterin im Kinder- und Jugendhaus St. Josef in Bad Oldesloe. Ohne seine Frau hätte Janßen den kleinen Wechsel ebenso wenig unternommen wie den „Riesen-Wechsel“ von der evangelischen zur katholischen Konfession, so Karin Janßen. Denn auch für die Pfarrfrau war der Wechsel ein großer, war sie doch nicht nur evangelisch sozialisiert, sondern auch vorher in den Gemeinden ihres Mannes engagiert. Nun fand sie sich in einer Position wieder, die es in der katholischen Kirche nur in Ausnahmefällen gibt. Allerdings sind die Kinder alle aus dem Haus, so dass es keine Probleme mit dem Platz in den katholischen Pfarrhäusern gab, die nicht für Familien angelegt sind.

In der Pfarrei Katharina von Siena will Janßen als neuer Leiter gemeinsam mit den anderen Ehren- wie Hauptamtlichen ein Gemeinschaftsgefühl aus den Gaben der Einzelnen schaffen. „Es geht darum, dass jeder seinen ganz eigenen Platz in der Kirche findet“, sagt er. In den Pfarreien, die immer größer werden, kämen neue Aufgaben auf die Ehrenamtlichen zu. Das sei auch eine Chance für jeden Einzelnen.

Die Strukturen vor Ort blieben als Heimat der Gläubigen wichtig. Sie könnten zum Beispiel durch Hausbibelkreise gestärkt werden. „Wichtig ist, dass wir das alltägliche Leben in den geistlichen Zusammenhang stellen“, sagt Hans Janßen.

Amtseinführung von Hans Janßen am Sonnabend, 4. November, 10 Uhr, in der Kirche Heilige Familie am Tannenweg 25 in Hamburg-Langenhorn