Norderstedt. Bürger werden mit der App aktuell über Schadens- und Katastrophenlagen informiert. Stadt ist damit Vorreiter im Land.
Wasserschaden in der Schule, der Unterricht fällt aus. Unfall auf der Schleswig-Holstein-Straße, die wichtige Nord-Süd-Verbindung ist für vier Stunden gesperrt. Stromausfall in Glashütte, wie können sich die Bürger behelfen? Künftig gibt es die Infos so schnell, wie das die digitalen Wege erlauben. Möglich macht das die neue App, mit der die Stadt die Norderstedter per Handy informiert und warnt. BIWAPP heißt die Anwendung, die Buchstaben stehen für Bürger Warn- und Informations-App. Ab sofort können die Norderstedter die Applikation kostenlos im Google-Play-Store und Apple-Store für alle Android- und iOS-Geräte herunterladen.
„Wir wurden immer wieder gefragt: Warum informiert ihr nicht digital? Diesem Wunsch sind wir jetzt nachgekommen“, sagt Joachim Seyferth, Leiter des Amtes für Feuerwehr, Rettungsdienst und Katastrophenschutz im Rathaus, der das Projekt gemeinsam mit der Verwaltung und den Stadtwerken ins Leben gerufen hat. Sobald die Verwaltung, die Feuerwehr - und Rettungsleitstelle, die Stadtwerke oder andere offiziell zuständige Institutionen eine Meldung herausgeben, leitet BIWAPP sie sofort an die Nutzer weiter.
Trotz des neuen, zeitgemäßen Infokanals bleiben die klassischen Alarmierungswege über Medien, Sirenen und Lautsprecher bestehen, sagt Amtsleiter Seyferth. Er sieht BIWAPP als Einstieg in die Digitalisierung, es seien weitergehende Informationen möglich. So liefen gerade Gespräche mit der Polizei, ob Fahndungsaufrufe über die neue Anwendung verbreitet werden.
Mit der neuen Info-App ist Norderstedt Vorreiter in Schleswig-Holstein. „Wir sind mit vielen anderen Städten und Gemeinden in Gesprächen“, sagt Frank Dalock, Geschäftsführer der Marktplatz GmbH, die die Applikation entwickelt hat.
„Die Anwendung ist einfach, die Piktogramme sind leicht verständlich“, sagt Seyferth. Die Nutzer können die App an ihre persönlichen Bedürfnisse anpassen und beispielsweise festlegen, über welche Ereignisse und in welchem Umkreis sie informiert werden möchten. Eine Lawinenwarnung macht, so der Amtsleiter, in Norderstedt wenig Sinn, dafür aber in den Bergen.
Hamburg bleibt allerdings außen vor, auch bei diesem Thema schafft es die Metropolregion (noch) nicht über ein theoretisches Konstrukt hinweg. BIWAPP sagt dem Norderstedter, der über die Langenhorner Chaussee in die Innenstadt fährt, nicht, wo es Baustellen und Staus gibt. „Die Stadt hat eine eigene App und arbeitet mit Katwarn“, sagt Dalock. Drohen größere Schadensereignisse wie eine Flut mit Elbehochwasser, erfahren BIWAPP-Nutzer dennoch, dass sie ihre Autos vom Fischmarkt, falls nötig, wegfahren sollen. Das liege daran, dass die neue Norderstedter Info-App eine Schnittstelle zu NINA aufweist, der Warn-App des Bundesamtes für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK). Darüber werden die Menschen bundesweit in Kenntnis gesetzt, wenn sich beispielsweise Gefahrstoffe ausbreiten oder es zu einem Großbrand kommt. Auf der BIWAPP verbirgt sich NINA hinter dem Kürzel BBK.
„Dass am Freitagnachmittag eine Warnung wegen der Geflügelpest bei uns eingeht und nicht mehr veröffentlicht werden kann, weil die Mitarbeiter schon Feierabend haben, kann künftig nicht mehr passieren“, sagt Bernd-Olaf Struppek, Sprecher der Norderstedter Stadtverwaltung. Solche Meldungen liefen bei der Leitstelle auf, die rund um die Uhr besetzt ist. Die verantwortlichen Mitarbeiter leiteten die Infos sofort weiter an die Bürger.
„Und der große Vorteil ist: Das können wir von überall. Das Smartphone reicht, um eine Warnung abzusetzen“, sagt Seyferth. Dabei könne es sich allerdings nur um kurze Texte handeln, die bei Bedarf mit dem entsprechenden Ausschnitt aus dem Stadtplan ergänzt würden. Weitere Infos stünden auf der Internetseite der Stadt. Auch die Stadtwerke haben eine 24-Stunden-Bereitschaft. „Der Vorteil der neuen App ist, dass sich die Techniker sehr schnell ihrer eigentlichen Aufgabe widmen und Störungen beheben können“, sagt Oliver Weiß, Sprecher der Stadtwerke.
BIWAPP-Nutzer können die Infos an andere weiterleiten, die die App nicht heruntergeladen haben, als SMS, E-Mail oder WhatsApp. „Im Notfall kann auch die Ortungsfunktion wichtig werden“, sagt Seyferth. Stürzt ein Jogger im Wald, verletzt sich und setzt einen Notruf ab, finden ihn die Rettungskräfte schnell, wenn GPS aktiviert ist. Dann werden die Geodaten automatisch weitergeleitet. „Zwar müssen die Android-Nutzer zu Beginn einmal ihre Kontaktdaten eingeben, aber wir sammeln weder Daten noch Bewegungsprofile“, sagt Dalock. Zudem laufe die App stromsparend im Hintergrund.
Info-Flyer zu BIWAPP gibt es im Rathaus, bei den Stadtwerken, in den Stadtbüchereien und im Internet unter www.norderstedt.de/feuerwehr/biwapp.