Norderstedt. Fotos von Günter Zint sind immer nah dran am Motiv, häufig ein Stück Zeitgeschichte – und bis zum Februar im Stadtmuseum zu sehen.

Wilde Zeiten leben im Norderstedter Stadtmuseum zurzeit wieder auf. Die wilden 60er-Jahre mit den Beatles, The Who und Jimi Hendrix im Hamburger Star-Club, die 70er-Jahre mit Flower Power und nackten Tatsachen in den Kommunen und die 80er mit den Protesten gegen das Atomkraftwerk Brokdorf.

Zu sehen sind diese wilden Zeiten auf den Fotografien von Günter Zint im Stadtmuseum, das damit einer Wanderausstellung der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland Raum gibt.

Die wilden Zeiten des Fotografen Günter Zint reichen bis Norderstedt. Der Hamburger Fotograf war mit dem Komponisten Ernst Bader befreundet und kam gern auf einen Drink bei Bader vorbei, manchmal mit Freddy Quinn im Schlepptau. Als Ernst Bader von seinem Haus ins Norderstedter Altenheim Scheel zog, besuchte ihn Günter Zint auch dort, natürlich mit seiner Kamera, schließlich haben alte Menschen wundervolle Gesichter, in denen viele Geschichten stehen. Doch Günter Zint, am 27. Juni 1941 in Fulda geboren, zog es auch zu den Brennpunkten der Welt. „Immer ran ans Motiv“ war sein Motto, auch 1967 im Sechs-Tage-Krieg, als Israel von seinen arabischen Nachbarn überfallen wurde, auch im Mai 1968, als Pariser Studenten sich Straßenschlachten mit der Polizei lieferten, am 11. April 1968 in Berlin, als die Schüsse eines Neurotikers auf Rudi Dutschke die Welt veränderten.

Günter Zint war mit seiner Kamera dabei – und hielt drauf. Manchmal kam er der Ordnungsmacht ins Gehege, musste Prügel einstecken und wurde sogar ins Gefängnis gesperrt. Doch der Mann, der seinen Beruf als Dokumentationsmedium seiner Zeit sah, ging auch einfach nur so mit seiner Kamera durch die Straßen. „Günter Zint hat immer die Menschen im Blick und ihren Humor“, sagt Marlen von Xylander, die die Ausstellung kuratiert hat.

Auch von Polit-Figurengelangen Zint entlarvende Aufnahmen, die heute Zeit-Dokumente sind. Seine Fotos wurden von Magazinen wie der „Quick“, von „Pardon“ und vom „Twen“ gedruckt. Dazu gab er eine Zeitung heraus, die „St. Pauli Nachrichten“, anfangs ein seriöses Blatt.

„Wilde Zeiten“, Fotografien von Günter Zint, zu sehen bis 25. Februar, mittwochs bis sonnabends, 15 bis 18 Uhr, sonntags 11 bis 18 Uhr. Eintritt fünf Euro.